Hallo
Die Schärfentiefe als solches gibt es eigentlich nicht.
Es gibt den Fokuspunkt (Fokusebene) wo die Auflösung am höchsten ist, vor und hinter diesem Punkt sinkt die Auflösung.
Nicht nur in der Landschaftsfotografie hat man den subjektiven Eindruck, dass sich der Schärfebereich von der Fokusebene auch etwas zur Nähe und Ferne ausdehnt.
Diesen Bereich nennt man Schärfentiefe (oder einst Tiefenschärfe).
Die Schärfentiefe beginnt beim Nahpunkt, da erkennt man, je nach dem wie gut man sieht, wie geübt oder wie alt man ist, gerade noch eine Schärfe, die sich vom Schärfepunkt nur wenig unterscheidet.
Vom Nahpunkt bis zur Schärfenebene erkennt man keine grosse Steigerung der Schärfe. Misst man jedoch in diesem Bereich die Auflösung, steigt sie erkennbar an.
Vom Fokuspunkt bis zum Fernpunkt erkennt man eventuell einen leichten Übergang zur Unschärfe. Die gemessene Auflösung nimmt erkennbar ab.
Möchte man in der Landschaftsfotografie ein Bild anfertigen, das von der Schärfentiefe einen Eindruck besitzt, so wie wir sehen, dann verwendet man eine Brennweite die in etwa der Diagonale des Filmformates entspricht und verwendet in etwa die Blende 8.
Betrachtet man dieses Bild bei normalem Betrachtungsabstand, etwa entsprechend der Bilddiagonale, also mit Überblick über das ganze Bild, dann kann man die Schärfentiefe nach der folgenden, üblichen Rechenweise für Fotografie berechnen.
Zerstreukreis für Vollformat = 0.03mm:
2 x Unschärfekreis x Blende x (Abbildungsmassstab + 1) / (Abbildungsm. x Abbildungsm.)
Diese Berechnung entsprich der natürlich empfundenen Schärfentiefe bei durchschnittlichem Tageslicht (Helligkeit), im Bild.
Dies ist jedoch lediglich eine Annäherung.
In der Praxis werden andere Brennweiten, andere Blenden verwendet, es wird nicht bei durchschnittlichem Tageshelle fotografiert und ein Bild wird nicht nur mit normalem Betrachtungsabstand betrachtet.
Dies erklärt auch weshalb sich die Rechenweisen unterscheiden.
Ebenfalls ist der empfohlene Zerstreukreis in den letzten Jahrzehnten immer kleiner geworden, da Bilder grösser Ausgedruckt werden, man unterschreitet oft die normale Betrachtungsdistanz und die Ansprüche an die Schärfe haben sich gesteigert.
Bei deinem Beispiel, ich nehme an, der Abbildungsmassstab beträgt 1:1, rechnet sich die Schärfentiefe nach den oben erwähnten Kriterien folgendermassen:
2 x Unschärfekreis x Blende x (Abbildungsmassstab + 1) / (Abbildungsm. x Abbildungsm.)
2 x 0.03 x 8 x (1+1) / (1x1) = 0.06 x 8 x 2 / 1 = 0.96mm
Die so berechnete Schärfentiefe beträgt somit etwas weniger wie 1mm.
Wie schon erwähnt wurde, ist diese Art der Berechnung im Bereich der Makrofotografie (Abbildungsmassstab 1:10 bis 10:1) nicht dienlich, dies auch deshalb, weil wir bei diesem Abbildungsmassstab nicht mehr die gleichen Ansprüche stellen, wie bei der Betrachtung einer Landschaft.
Ebenfalls ist im vergrössernden Bereich der Fotografie zur Hauptsache die Grösse der Blendenöffnung für die Schärfentiefe verantwortlich.
Um dem erhöhten Anspruch an die Schärfentiefe (sie wird kleiner empfunden) und hauptsächliche Abhängigkeit von der Blende, berechnet man die Schärfentiefe mit einer anderen Formel.
Ebenfalls wird nicht mehr die Blendenzahl zur Berechnung verwendet, sondern der halbe objektseitige Öffnungswinkel, die Apertur (NA).
Grob betrachtet entspricht die Apertur (NA) = 1 / (2 x Blendenzahl)
Die Blende 8 entspricht somit in etwa einer Apertur von (1/16) NA = 0.0625.
Weiters beinhaltet die Formel die Lichtwellenlänge, bei Tageslicht beträgt die durchschnittliche Wellenlänge (λ Lambda) 0.00055mm.
Die Formel lautet somit:
Schärfentiefe = λ / (NA x NA) = 0.00055 / (0.0625 x 0.0625) = 0.00055 / 0.0039 = 0.141mm.
Diese Rechenweise verwenden die Mikroskopiker zur Berechnung der Schärfentiefe.
Nach Mikroskopiker beträgt somit in deinem Beispiel die Schärfentiefe 0.141mm.
All diese Rechenweisen beziehen sich auf ein optimales Objektiv und eine optimale Kamera, die die Auflösung der Optik 100%ig wiedergeben kann.
Nicht optimale Objektive und Kameras die keine maximale Auflösung erreichen, erhöhen die Schärfentiefe. Je unschärfer ein Bild ist, umso grösser erscheint die Schärfentiefe.
Ab einem Abbildungsmassstab von 10:1 rechnet man die Schärfentiefe deshalb am genauesten an Hand der Auflösung des Objektes, die im Bild erreicht wird.
Also alles Ansichtssache, nur ungenau zu ermitteln und ebenfalls vom Abbildungsmassstab und den Ansprüchen abhängig.
Eine Berechnung auf's Millimeter genau, sollte man nicht zu eng sehen, denn die Objektive unterscheiden sich auch darin individuell.
Deshalb möchte ich fragen, wozu benötigst du die Grösse der Schärfentiefe?
Kurt