AW: Panasonic G100/110 - Erfahrungen
Da ich die G110 ermäßigt bekommen konnte, habe ich vor Kurzem zugeschlagen und kann einen kleinen Erfahrungsbericht liefern. Ich sollte vorweg schieben, dass ich schon lange ein begeisterter Anwender von Panas GM-/GX-Serie bin, also der wirklich kleinen Kameras, die ich als Zweitkamera einsetze. Zuletzt war’s die GX800. Deswegen betrachte ich die G110 in erster Linie als GX800-Nachfolger. Wie sie sich als Vlogging-Kamera schlägt (als die sie ja beworben wird und was ihr von DPReview das Urteil “schlechteste Kamera” eingebracht hat) - das kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht vlogge. Aber als reine Kamera (mit nur gelegentlichen Videos) hat die G110 gegenüber der GX800 durchaus einige Verbesserungen:
- Wechsel vom 16- auf den 20MP-Sensor (ich gehöre zu denen, die das als echte Verbesserung ansehen, weil mehr Crop-Potenzial und High-ISO-Verbesserung um ca. eine Blende);
- das Gehäuse ist haptisch wesentlich angenehmer; durch den Griff und die schönere Oberfläche fasst man sie einfach gerne an;
- beim AF scheint mir die Gesichtserkennung eine Spur schneller zu sein (war aber schon in der GX800 sehr gut und kommt andererseits an die G9 nicht ganz heran);
- ob man das hier schwenkbare statt des vorherigen Klappdisplays als Verbesserung ansieht, ist Geschmackssache; auf jeden Fall ist das Schwenkdisplay sehr ordentlich (entspricht dem der G9); außerdem ist es wesentlich schärfer und heller als das der GX800;
- den Sucher (der sehr gut ist) empfinde ich nun doch als Bereicherung. Klar, er macht die Kamera größer und sperriger – aber wenn man sie dann aus der Tasche herausgepfriemelt hat, schaut man doch gern hindurch;
- das eingebaute Mikro ist wesentlich besser als bei der GX800, bei der man gelegentlich die AF- und Blendengeräusche des Objektivs mit auf das Video bekam. Ein externes Micro mit Dead cat ist natürlich noch mal besser, aber dafür, dass das eingebaute Mikro immer dabei ist, ist es sehr brauchbar.
Was weiterhin fehlt (und bedauerlich ist):
- Kein IBIS. Echt schade, zumal die Oly 10 IV zeigt, wie es geht.
- Mechanischer Verschluss geht nur bis 1/500. Das ist insofern verschmerzbar, als mit dem elektronischen Verschluss auch kürzere Belichtungen möglich sind und die Kamera im Automatikmodus auf diesen umschaltet, wenn das erforderlich ist. (Klar, da gibt’s dann ggf. Rolling-Shutter-Probleme, aber die hatte ich noch nie.) Was allerdings nervt, ist, dass die Kamera im Automatik-Modus zuerst mit der Blende hochgeht und erst relativ spät in den elektronischen Verschluss umschaltet – da muss man ggf. manuell nachhelfen. Ist aber eher ein kleineres Problem, weil der Fall relativ selten auftritt.
Insgesamt scheinen mir die o.g. Einschränkungen der Preis dafür zu sein, dass die Kamera (trotz des Suchers) immer noch sehr kompakt und leicht ist. Ich bekomme sie mit einem normalen Objektiv (z.B. 35-100/4.0) noch in die Mantel- oder Anorak-Tasche, mit einem Pancake (z.B. 12-32) sogar in die Sakko-Tasche (aber nur für Kurzstreckentransporte...) Von daher geht sie als etwas größere Kompaktkamera durch – mit dem Vorteil, dass man die Objektive wechseln kann. Was eine so kleine Kombi z.B. mit dem 42,5/1.7 an Bokeh bei Portraits oder mit dem 35-100/4.0 an Tele-Leistung hervorbringt (einschließlich Crop-Potenzial) - das ist einfach nur toll! Als Hauptkamera sowie für Sport- und Nachtaufnahmen würde ich sie nicht empfehlen. Aber als Für-alle-Fälle-dabei und als Familienkamera (auch für kleine Videos) gefällt sie mir gut. Bei letzterer Anwendung kommt die gute Gesichtserkennung zum Tragen; und wegen der kurzen Belichtungszeiten ist das Fehlen des IBIS zu verschmerzen.
Freilich setzt die Option des Objektivwechsels voraus, dass man über entsprechende Objektive verfügt - oder bereit ist, diese anzuschaffen. Das wird (außerhalb dieses Forums) nicht auf sehr viele Benutzer zutreffen, daher ist zu befürchten, dass sich die Verbreitung der Kamera sehr in Grenzen halten wird. Wer aber schon in MFT investiert ist, für den ist sie meines Erachtens einen Blick wert.