Das ist halt letztlich eine Stärkung der großen Magazine und Verlage. Jeder kennt beispielsweise Spiegel Online, die Welt, die Zeit etc. pp. Kleinere, ggf. regionale Angebote findet man nicht so einfach - gerade wenn diese nicht mehr auf Newsseiten auftauchen (falls es diese nicht mehr geben sollte). Die großen bekommen ihren Traffic weil sie bekannt sind.
Kennen ja, Ernst nehmen mittlerweile weniger. Und auch regionale Zeitungen haben ihren Bekanntheitsgrad.
Ich halte es für abwegig, Artikel 11 nun als das Ende für kleinere Presse-Angebote zu sehen. Mal ganz ehrlich, wer es nicht geschafft hat, sich mittlerweile einen Ruf und Leser zu erarbeiten, der hat einfach was falsch gemacht. Daran täte sich auch ohne Artikel 11 nichts ändern.
Dass die Lobbyisten massiv Einfluss genommen haben, wurde von einigen direkt an den Verhandlungen beteiligten bestätigt (z.B. Fr. Reda). Wäre auch nix so außergewöhnliches, passiert recht häufig, dass Texte sogar sehr klar kopiert werden.
Lobbyismus existiert in allen Bereichen - ob man es nun mag oder nicht. Ich bin auch nicht zwangsläufig ein Fan davon. Aber wer nun glaubt, in den Parlamenten ginge alles ganz toll demokratisch und transparent zu, der muß doch recht naiv sein. Und was diese Reda angeht, ich kann diese Frau nicht ernst nehmen. Ihre Partei ist nämlich wiederum für das andere Extrem, die hätten am liebsten gar kein Urheberrecht. Von Objektivität kann also auch hier kaum die Rede sein.
Und was genau sagt dir, dass die Texte nicht in der "Reform" enthalten sind? Das sind letztlich genauso urheberrechtlich geschützte Werke, wie es Fotos sind. Zumal Artikel 11 schon ein Problem darstellt, wenn man die Überschrift mit verlinkt.
Da hier wohl bislang kaum jemand ganze Buchkapitel usw. zitiert haben wird, dürfte das wohl unproblematisch sein. Und Artikel 11 hat doch nichts mit einem Diskussionsforum zu tun.
Falls es mehr als einmal verlinkt wurde, sorry:
https://www.youtube.com/watch?v=Ql9xCDJXnJc
Ein sehr erhellendes Video, wo sich ein Anwalt mit dem mutmaßlichen aktuellen Text auseinandersetzt.
Wahrscheinlich hätte er besser einen Text verfaßt, denn ich habe weder Zeit noch Lust, mir 50 Minuten anzuschauen, in denen noch allerhand Unwichtigkeiten erwähnt werden, ob der nun ins Bad geht oder nicht...welche Rolle spielt es?
Und auch Juristen haben nur Meinungen. Im Übrigen sehe ich auch hier eigene Interessen reinspielen. Jemand mit solch einem großen Youtube-Kanal möchte natürlich nicht auf eine nicht unerhebliche Einnahmequelle verzichten müssen.
Mal ganz abgesehen davon sehe ich sogenannte Internet-Anwälte ohnehin skeptisch: Normalerweise verdient ein Anwalt auch durch juristische Beratung, warum sollte er also sein Wissen kostenlos veröffentlichen?
Es kommt dann eher auf den Einzelfall an.
Mir scheint, dass das Papier ziemlich unausgegoren ist, viel Raum für Anwälte lässt - gerade auch für Abmahnanwälte und eine Gefahr für die vielen kleinen Plattformen darstellt, da es für vieles keine Rechtssicherheit gibt.
[...]
Es kann aber auch passieren, dass das Papier am Ende ein Papiertiger bleibt - falls am Ende die Gerichte hinsichtlich Verhältnismäßigkeit, Machbarkeit und Co. ein Machtwort sprechen und die vielen Kleinigkeiten, die jetzt noch derart schwammig sind, definiert haben.
Nun, "nicht rechtssicher" bedeutet möglicherweise auch, daß eben nicht überall Klagewellen hereinprasseln werden, wie manch einer jetzt befürchtet.
Schließlich müßte es sich auch für die Rechte-Inhaber lohnen, den ganzen Aufwand im Zweifelsfalle zu betreiben. Sie oder berechtigte Vertreter müßten also rein theoretisch das ganze Netz durchkämmen, da kämen sie ja gar nicht mehr dazu, neue Inhalte zu produzieren.
Daß der Entwurf dahingehend also ein Papiertiger ist, mag durchaus zutreffen.
Möglicherweise wird es genau deshalb ja eher nichts werden, weder mit der Zustimmung noch der Durchsetzung. Schon jetzt wird doch teilweise jahrelang wegen solcher Sachen prozessiert, meint da einer, da fallen auf einmal Massen an Urteilen? Scheint eher unwahrscheinlich.
Faktisch wird sich früher oder später aber in Sachen Urheberrecht durchaus was ändern, wenn nicht jetzt, dann zu einem späteren Zeitpunkt.
Denn solange einige Plattformen recht wenig Interesse haben, sich an das Recht zu halten, wird die Sache weiterhin als Zankapfel im Raum stehen.