scorpio schrieb:
Was hast du am Begriff "Handwerk" nicht verstanden?.
Habe ich sehr gut verstanden, jedoch ist nicht jeder Fotograf ein reiner Handwerker oder auch ein reiner Künstler. Es gibt viele die sich dazwischen oder mehr auf der einen Seite oder anderen Seite befinden.
Die Handwerkszuordnung für viele Fotografengattungen finde ich schon seit geraumer Zeit überholungsdürftig, wenn auch ein komplexes und wahrscheinlich anderes Thema...
Zu den Vorhaben, verstehe ich das Anliegen, doch das führt im Bereich Fotografen nicht dazu, dass die "Qualität" steigt, sondern das etwas musisches wieder vertechnisiert wird, was es einfach nicht muss.
Technik kann man sich ohne Ausbildung draufpacken, und ein Fotograf der das "nie gelernt" hat kann deutlich besser sein, als einer der es gelernt hat. Umgekehrt genauso. Deswegen hilft es nicht, daraus eine "Verpflichtung" zu machen um Kunden "Qualität" zu versprechen. Qualität hat beim Fotografieren in bestimmten Bereichen weniger mit Technik, als mit Talent, Gefühl und Kommunikation zu tun.
Die Zeiten haben sich doch schon längst gewandelt, seit dem die Naßverfah-
ren in den Hintergrund gerückt sind. Nahezu Jedermann/-frau hat heute ein
dazu geeignetes Aufnahmegerät. Fotografie und Videografie ist bereits Allge-
meingut geworden und in voller Breite verfügbar.
Die Leute, die meine Kanzlei verließen, verstehen sich auf Messbildtechnik,
CAD-plug-ins, superimposing und andere Techniken. Aus einer Mitarbeiterin
wurde nach Studienberechtigungsprüfung eine Diplom-Ingenieurin FH, ande-
re verstehen sich auch Schadenanalysen im Bereich Bruchmechanik, stacking,
und andere Techniken. Die haben den Bereich der historischen Fototechniken
genauso gut drauf. Warum sollten die nicht professionell fotografiere können?
Waren die einstigen Passbildautomaten autonome Roboter-Meistergeräte? Die
Diskussion erinnert an die einstige Deutsche Kleinstaaterei.
In vielen Studienrichtungen gibt es Lehrveranstaltungen, mir selbst bekannt
aus dem Bereich Archäologie, Architektur, Bauingenieurwesen, alle drei ge-
nannten auch in Kombination mit Photogrammetrie und Meßbildauswertung,
die Kunsthistoriker hatten es hierzulande diesbezüglich nicht so drauf, also
hatte ich einst Gelegenheit, dies für eine Kollegin/Mitarbeiterin für ihre Diss-
Publikation zu erledigen. Bei den Anforderungen wäre ein "Meisterfotograf"
allerdings schwitzat geworden. Ein Verwandter, Restaurator betreibt Mikro-
fotografie, eine Chemikerin ebensolche im Labor-Bereich der Spektografie.
Da sind Gerätschaften im Einsatz, über die "Meisterfotografen" so gut wie
nicht verfügen, die auch nicht über eine fachtechnische Expertise verfügen
und all diesen Leuten will man, wenn sie aus Spaß an der Sache mal einen
honorarpflichtigen Einschub im Bereich der Trivialfotografie machen Hinder-
nisse in den Weg legen, wenn die Mal ihr Equipment nicht in der streng be-
ruflich fokussierten Sphäre professionell in Betrieb nehmen?
Geht es da nicht mehr um Minderheitenschutz einer Kleingruppe, die über die
Sphäre der Trivialfotografie und einer geschützten Werkstätte nicht hinausge-
kommen sind?
Hatte mal in der Klientel einen Primar, Chirurg mit Basisausbildung Ingenieur
im Bereich Maschinenbau. Der hatte daheim "in der Garage" eine Metallbau-
werkstätte, in der der Bau/Anfertigung chirurgischer Instrumente betrieben
wurde - der Maschinenpark konnte sich mehr als nur sehen lassen.
So jemanden will man dann zu einer Meisterprüfung zwingen? Lächerlich.
abacus