Das Dauerfeuer war notwendig, um technisch überhaupt erstmal anzukommen. Ab Generation III ist dies gegeben; nun sind aber die lieben Mitbewerber auch mit KB-DSLM unterwegs und Sony muß die ersten Federn lassen. In Japan hat offensichtlich Nikon wieder Platz 2 erreicht; wenn auch sehr knapp vor Sony; aber immerhin. Wer Nikon AF-Objektive hat, kann mit Sony - mangels brauchbarem Adapter - nicht viel anfangen. Die Neugier war da, zeigen ja auch einige hier im Forum. Die vorhandene Objektivsammlung ist aber wichtiger als irgendwelche Features auf dem Papier und der Rückwechsel nun leicht (mit einer Z6/Z7 läßt sich auch einwandfrei fotografieren).
Und nun: die Preise fallen - mangels gewünschter/erhoffter Verkaufzahlen; bei allen Herstellern. Ein paar neue Feature (z.B. besserer EVF...) und schon ist das Nachfolgemodell wieder in den Startlöchern. Mit dem passenden hohem Preis und perfekter Rechtfertigung, warum der Vorgänger nun preislich da ist, wo er eigentlich nicht sein sollte. Die Hersteller selbst spielen dieses Spiel, gnadenlos und sogar gegen die eigenen Händler. Sie lassen keine Möglichkeit aus, ein Modell abzusetzen und natürlich spielt für sie auch der Grauimport eine wichtige Absatzmöglichkeit. Genau dieser Kanal wird ja von ihnen kontinuierlich beliefert und gibt innerhalb sehr kurzer Zeit die real erzielbaren Preise vor.
Solange die Bodies nicht fertig sind, weil etliche Features für ein perfektes Handling fehlen (sie werden immer fehlen, sonst gäbe es keinen Nachfolger mehr!), wird es immer wieder jemand geben, für den die aktuelle Konfiguration einen Kaufgrund bietet. Die meisten Dinge die mich nerven oder mir fehlen, betreffen die Software/Firmware. Ich brauche keine höheren Megapixel und einen besseren AF usw. Ich brauche einfach nur eine schlüssige Bedienung für eine manuelle Fokussierung (wie hatten das schon an anderer Stelle). Das ist ein Markt, da dies den eigenen Fotostil und die damit verbundene Entschleunigung betrifft; interessiert aber keinen Hersteller, hier geeignete Lösungen anzubieten. Ich bin sicher, wenn Sony sich hier bewegen würde, daß die Abwanderungen geringer ausfallen würden, als sie jetzt sind.
Es gibt praktisch keinen Bildunterschied zwischen den Herstellern. Keinem Bild läßt sich das ansehen; mit allen Herstellern lassen sich jede Art von Foto (auch kommerziell) optisch/technisch erzeugen. Der Zugang, die Ergonomie und die Bildweiterverarbeitung sind die aktuelle Schwachstelle (siehe auch die Diskussionen zum SP). Also wieder hauptsächlich Software, wo die Hersteller sich klar positionieren könnten. Für das Marketing ist es aber griffiger, die höhere Pixelzahl bei der Sensorauflösung zu haben. Nach meinem Marktverständnis läuft dies aber in eine Sackgasse; für die Neukäufer/Systemeinsteiger sind die Systeme (inkl. der erforderlichen EBV) inzwischen zu abgehoben; die Einstiegshürde somit viel zu hoch. Erfahrende Fotografen wissen genau einzuschätzen, welche Funktionen erforderlich sind und können für sich persönlich Features gewichten. Ich kaufe mir deshalb keine A7RIV, nur weil sie 61Mpx Auflösung hat. Da ich 36Mpx habe und damit die Auflösung nicht mein "Problem" ist, sondern die um den Sensor herumgebauten Features.
So funktioniert eben der Markt bei schrumpfendem Interesse und extremer Konkurrenz durch ähnlich funktionierende Systeme (hier: SP). Die Zielgruppe wird kleiner, aber nicht weniger anspruchsvoll bei der Wahl der Funktionen. Ein Abholen dieser Interessierten findet dann auch nur noch statt, wenn genau diese Bedürfnisse befriedigt werden; ja, das bedeutet auch mehr Aufwand bei kleineren Stückzahlen. Ob sich das preislich mit Aufschlägen darstellen läßt, kann ich nicht einschätzen, vermute aber, daß der Wettbewerbsdruck so hoch und hart ist, daß dies (erstmal?) nicht durchsetzbar ist. Eher wird an anderer Stelle gespart (Service/Personal, Produktionsstandort, Werbung, Reliabilität...).
Und wenn die A7MKIV da ist: läuft die Propagandamaschinerie auf vollen Touren. Endlich eine Kamera, mit der man fotografieren kann. Vergeßt alle Vorgänger, bla bla bla; Ihr kennt es zur Genüge. Schade nur, daß kein einziges Bild der letzten Jahre etwas zeigt, was vorher nicht in gleicher (wenigstens ähnlicher) Manier schon fotografiert wurde. Und wieder werden ein paar technische Leistungsmerkmale hervorgehoben, die praktisch - für ein konkretes Foto - kaum noch relevant sind. Und schaut man im Detail, wie nun bestimmte Dinge funktionieren (oder nicht, Beispiel Fokusstacking, Steuerung per Smartphone, geräuschlose Auslösung bei gepulstem Licht...), stellt sich heraus: es hat sich kaum was getan und beim SP wird genau das, was ein System rund macht, rapide weiterentwickelt. Und wieder wird die Stückzahl kleiner.