Du, ich gönne wahrlich auch jedem seine Freude und seinen Spleen; ich nehm mich da ja auch gar nicht raus. Aber darum gehts hier ja gar nicht. Die Frage, die im Raum steht, ist sinngemäß "mache ich mit Premium-Equipment automatisch bessere Fotos?". Und das versuche ich - so wie es gefragt ist - zu relativieren. Der Spaß an der Freud steht auf einem anderen Blatt.
Der Spaß an der Freude steht offenbar für viele Diskussionsteilnehmer auf dem ganz entscheidenden Blatt. Jedoch: Wenn wir alle allen anderen immer den Spaß an der Freude gönnen würden, dann hätte diese Diskussion nie stattgefunden! Dann würde niemand auf die Idee kommen, es irgendwie komisch zu finden, dass jemand ein 950 € teures Zeiss gekauft hat, anstatt ein 50 € teures Takumar für seine Sony zu adaptieren. Dann würde nie jemand den Verdacht äußern, dass ein Zeiss-Besitzer mittels Geldaufwand bloß seine fotografischen Unzulänglichkeiten zu kaschieren.
Ich erinnere nochmal daran: Die Diskussion fing nicht mit der Behauptung an, dass nur schweineteure Ausrüstung zum Aufnehmen von Fotos taugt. Sie fing (ich überspitze das jetzt bewusst!) mit der Behauptung an, dass es ein Anzeichen für eine latente Profilneurorse ist, teure Ausrüstung zu kaufen, denn: Billigzeug liefert doch genauso gute Bilder! Und wenn nicht, dann liegt es an der Unfähigkeit des Fotografen, die für kein Geld der Welt ausgleichen ist. DAS ist der Tenor dieser Diskussion!
Und jetzt versuche ich es nochmal (und zum letzten Mal!):
Es muss nichts mit "Spleen" zu tun haben, wenn jemand entscheidet, viel Geld für ein Objektiv auszugeben! Wer sowas behauptet, der unterstellt, dass es zwischen hochwertigen (und entsprechend teuren!) Objektiven und z.B. Massenmarkt-Produkten (entsprechend billig) keinen Unterschied gibt. Es wäre demnach ein betrügerischer Trick, wenn Hersteller auf ihre Objektive ein "L"-Logo oder die Aufschrift "Zeiss" draufkleben oder ins Gehäuse rein-lasern. Das würde heißen: Die Produkte können gar nicht "mehr". Die Hersteller verarschen uns nur und lassen sich klingende Namen teuer bezahlen. Alternativ: Die Produkte können zwar mehr, aber das nutzt niemandem. Fazit: Schön blöd, sowas zu kaufen.
Und genau das ist es, was mich die ganze Zeit ärgert!
Ich habe versucht, das anhand eines Beispiels deutlich zu machen. Das war die Sache mit dem 17-50/2.8 Tamron an Crop-Canon im Vergleich zum 24-70/2.8 Zeiss an KB-Sony. Die Offenblende ist identisch, der Brennweitenbereich (abhängig vom Sensor-Format) fast identisch - und das Tamron hat auch noch ganz zu Recht einen sehr guten Ruf. Trotzdem gilt: Das Zeiss ist "besser". Sichtbar "besser". Der Unterschied wird umso sichtbarer, je schlechter die Lichtverhältnisse werden.
Wir alle kennen diesen Effekt: Bei "schummerigem" Licht werden Fotos "schlechter" als bei guter Beleuchtung. Da gehen plötzlich Details verloren. Ein Motiv, das bei perfekter Beleuchtung ein schön durchzeichnetes Bild ermöglicht, erscheint bei Schummerlicht verwaschen-matschig. Das ist bei JEDEM Objektiv der Fall. Nur: Beim Zeiss tritt der Effekt deutlich später ein als beim (richtig guten!) Tamron. Das Zeiss ist hinsichtlich Kontrastübertragung einfach richtig gut. Ist die Lichtsituation gut, ist es völlig egal, ob man die Tamron- oder die Zeiss-Kombi benutzt. Ist die Lichtsituation "durchwachsen", nehme ICH (!) lieber das Zeiss. Da kommen nämlich noch verwertbare Bilder raus, wenn das Tamron keine mehr liefern kann.
Bei dem "sichtbaren Unterschied", von dem ich gerade sprach, geht es auch nicht um "messtechnisch so gerade eben noch nachweisbare" Unterschiede. Da geht es um die Frage: Ist auf dem Foto noch eine grau-getigerte Katze zu erkennen oder sieht man nur noch grauen Matsch mit den Außenumrissen einer Katze?
Wenn es mir egal sein kann, ob auf einem Foto eine grau-getigerte Katze oder grauer Matsch zu sehen ist ("...okay, ist schiefgegrangen; ich probiere es nächste Woche oder nächsten Monat nochmal..."), dann greife auch ich zum Billig-Produkt. Wenn ich meine Fotos verkaufen muss oder VERKAUFEN KANN (!), dann greife ich zu dem Produkt, das meine Chancen, ein verkaufbares Foto herzustellen, so weit wie möglich steigert.
Sind meine "bildgestalterischen" Fähigkeiten dann noch größer als die eines "Konkurrenten", der über ähnlich gute technische Ausrüstung verfügt wie ich - umso besser. Das heißt im Umkehrschluss: Ich könnte der genialischste Fotograf der Welt sein - es würde mir nix nutzen. Könnte ich mangels angemessener Ausrüstung keine druckbaren Fotos liefern, dann würden eben die erbärmlichen Fotos der reichen Deppen-Konkurrenz veröffentlicht. Punkt.
Und selbst wenn man seine Fotos nicht verkauft, sondern sie nur für sich selbst macht und sie möglichst gut haben will, kann man auf die "dämliche" Idee kommen, das bestmögliche Material zu verwenden. Manchen Leuten ist es nämlich NICHT egal, ob ihre Fotos was werden oder nicht. Manche Leute finden die Fotos, die sie aufnehmen, ausgesprochen wichtig - egal, ob sie sie nur für sich selbst machen oder ob sie sie jemandem zeigen wollen.
Das ist MEINE Sicht der fotografischen Welt. Deshalb ärgert mich die Grundhaltung, die in dieser Diskussion zum Ausdruck kommt. Die lautet folgendermaßen:
Teures Material ist unwirtschaftlich und deshalb überflüssig. Jeder Fotograf, der teures Material besitzt, ist ein Trottel, der nur versucht, durch Geldeinsatz genauso schöne Ergebnisse zu erzielen, wie all die genialischen Besitzlosen mit ihren Takumars...
MfG