Es kann natürlich auch sein, dass die 5D Mk. 4 "zu professionell" für solche Geschichten ist. Canon-Kameras, die sich eher an Amateure richten, bieten für solche Gelegenheiten seit einiger Zeit ein HDR-Programm an: Die Kamera macht drei oder vier Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungseinstellungen und rechnet sie anschließend zu einem Bild zusammen. So wird der eigentlich in einem Bild nicht einfangbare Dynamikunterschied zwischen dunkler Person und dem hellen Hintergrund ausgeglichen. Ob die 5D Mk. 4 auch solche "Knipserprogramme" an Bord hat, weiß ich nicht.
Die 5D4 kann auch HDR, muss man im Menü auswählen. Aber das ist ja keine Lösung. Dann sieht es halt nach Handyfoto aus. WENN wirklich das Fenster hinter der zu fotografierenden Person platziert werden soll (und man nicht zwischen Person und Fenster schleichen kann, was in den allermeisten Fällen deutlich zu bevorzugen wäre, weil Fensterlicht grandioses Licht ist), muss man von vorne Licht reingeben. Z.B. indem man entfesselt blitzt (und es im Bild so aussehen lässt, als wäre auf der anderen Seite des Raumes noch ein Fenster). Ich mache das mit zwei Blitzen: Einer nach schräg oben, einer ganz an die Seite, im entsprechend abgemischten Verhältnis. Man kennt ja das eigene Wohnzimmer irgendwann und weiß, wie man die Blitze stellen muss. Dann kann man super Fotos auch mit Fenster im Rücken machen, die weder "geblitzt" noch sonstwie unnatürlich aussehen. Aber ohne Blitze und ohne den Aufwand würde ich entweder akzeptieren, dass der Hintergrund halt ausgebrannt ist (d.h. ich würde konsequent auf die Person belichten, höchstens vielleicht 1-2 Stufen weniger und dann Schatten hochziehen in der Nachbearbeitung - aber keine extremen Sachen). Oder eben akzeptieren, dass das kein guter Bildaufbau ist, und mich anders platzieren.
In aller Regel schleiche ich mich an die Stelle, von der aus ich die Person im schönsten Licht habe. Und wenn das nicht geht, lasse ich das Foto mittlerweile ohnehin sein - ich habe schon so viele Fotos meiner Kinder, man muss nicht immer alles fotografieren. Der HDR-Modus der 5D4 ist indessen eher für unbewegte Motive tauglich, bei Menschen ist das nicht so erfolgversprechend. Das können Smartphones viel besser, weil die den Sensor viel schneller auslesen können und mal eben im Bruchteil einer Sekunde zig Fotos machen und verrechnen. Das Ergebnis sieht allerdings trotzdem leider nicht gut aus.
Ich kann für den familiären Kontext sehr empfehlen, einen entfesselten Blitz anzuschaffen. Das kostet nicht die Welt und beschert mit etwas Übung und ein paar Youtube-Tutorials einen unfassbar großen Sprung in der Qualität der Bilder im heimischen Innenraum, weil man wirklich gestalten kann. Und im Wohnzimmer kann man ja üben und weiß irgendwann einfach, wo der Blitz hin muss. Dann ist das genauso spontan und einfach wie ohne Blitz. Ich knipse regelmäßig so - meine zwei Blitze stehen an ihrem Platz und erzeugen ein künstliches Fenster an der einen Seite des Raumes.
Im Freien ist es ein bisschen was anderes. Da kriegt man keine natürliche Wirkung mit Blitzen hin, weil natürlich kein Licht von gegenüber der Sonne kommt, das mit der Sonne mithalten könnte - und das erkennt man natürlich. Es kann trotzdem gut aussehen, nur einen natürlichen Look kriegt man so nicht so einfach hin, da erfordert das etwas mehr Aufwand. Aber im Innenraum kann man leicht ein zusätzliches "Fenster" erzeugen, das einem eine natürliche, angenehme Lichtstimmung erzeugt. Die Kamera ist dann egal, Hauptsache, man kann seinen Blitz fernsteuern.