Das sollte man eigentlich gar nicht machen, solange man keinen perfekt kalibrierten Normlichtkasten hat.wenn ich das gedruckte Bild eben den Monitor halte
Wenn man das Bild direkt neben den Monitor hält, passt die Farbe praktisch nie. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es bereits reichen kann, das Bild ein Stück weiter weg aufzuhängen (so dass man den Kopf zwischen Bild und Monitor mindestens 90° horizontal schwenken muss). Das genügt dem Auge, um sich farblich neu zu orientieren.dann wird es nicht von der Hintergrundbeleuchtung des Monitors beleuchtet. Wenn der Monitor dann 7.500 K hat oder 3.000 K und die Bildbeleuchtung z.B. 5.000 K, woran soll sich das Auge dann orientieren?
Natürlich ist es besser, wenn der Farbunterschied nicht zu groß ist. Von daher würde ich jetzt bei einfallendem Tageslicht auch eher 5000 bis 6000 K nehmen als z. B. 8500 K. Aber ich halte nichts davon, einen ganz bestimmten "Normwert" einzustellen und den Leuten dann weiszumachen, genau diese Lichtfarbe sei nötig, damit es "richtig" aussieht. Erst recht sehe ich keinen Grund, warum man für den Druck andere Werte nehmen sollte als für andere Zwecke. (Dasselbe gilt für die 120 cd/m² Helligkeit, die oft stur empfohlen wird, ohne überhaupt das Umgebungslicht zu kennen.)
Schwierig. Ich erlaube mir mal, zu dem Thema etwas auszuschweifen - inklusive Kritik am ICC-Farbmanagement. (Wen es nicht interessiert, muss die folgenden Abschnitte ja nicht lesen: )dass man die unterschiedliche Anforderungen der Bildbearbeitung für den Druck und der meisten sonstigen Nutzungen eines Monitors nicht dadurch in Einklang bringen kann, dass man an z.B. einem 7.500K-Monitor bei 250 cd den Softproof in PS bzw. LR aktiviert.
Die Idee des Farbmanagements ist ja eigentlich, Farben und Helligkeit "korrekt" zu zeigen - und das sollte erst mal medienneutral sein. Die Helligkeit und ggfs. Farbtemperatur des Monitors sollte sich ausschließlich am Umgebungslicht orientieren. Die Simulation des Drucks sollte der Softproof übernehmen, und zwar ohne weitere Anpassungen. Für Surfen, Video oder Office-Arbeit die Monitorhelligkeit anders einzustellen als für die Drucksimulation, ist erst mal nicht im Sinne des Erfinders. Denn der Witz am Farbmanagement ist ja gerade, Bilder medienneutral zu bearbeiten. Die Umsetzung in den Druck sollte mehr oder weniger automatisch gut funktionieren (von Detailanpassungen spezieller Motive abgesehen).
Wenn ich vor dem Drucken erst mal die Monitorhelligkeit runterregeln und dann gemäß dieser dunkleren Anzeige die Bilder nachbearbeiten muss, ist das ganz bestimmt nicht Sinn der Sache.
Jetzt sind wir uns wahrscheinlich einig, dass das Druckerfarbmanagement und gerade der Softproof nicht optimal funktionieren, wenn es um die Helligkeitsverteilung von Bildern geht. Bilder, die am Monitor gut aussehen, kommen im Druck häufig (aber interessanterweise nicht immer - das hängt vom Motiv ab) zu dunkel raus.
Ich habe schon lange über das Problem nachgedacht und bin draufgekommen, dass es viel komplexer ist als gedacht.
Das Pressen eines leuchtend angezeigten Monitorbildes in den schmalen Kontrastumfang des Fotopapiers ist ohnehin nicht leicht zu automatisieren - und dann kommen noch Komplikationen dazu. So, wie das Farbmanagement es nach heutigem Stand der Technik macht, ist es oft unbefriedigend.
Ich glaube, dass Farbmanagement unter Studiobedingungen entstanden ist, wo Papierfotos immer gut beleuchtet waren. Man kann das ja nachvollziehen: Wenn man in einem gut kalibrierten Studio mit Normlicht(kasten) arbeitet, stimmt der Softproof erstaunlich gut mit dem gedruckten Bild überein - unabhängig vom Motiv.
Das Problem ist (soweit meine bisherige Analyse), dass Papierbilder in der Praxis oft unter weit schlechterem Licht angeschaut werden und das Helligkeitssehen des Menschen Grenzen hat (bei älteren Leuten noch stärker als bei Jüngeren): Nur weil es abends in einem Wohnzimmer oder Büro hell genug ist, um das Gesicht seines Gegenübers zu sehen und ein Weinglas ohne Verschütten zu füllen, ist es noch lang nicht hell genug, um alle Zeichnungsdetails in den dunklen Bereichen eines Papierfotos unterscheiden zu können. Fotos mit relativ vielen dunklen Anteilen wirken dadurch noch dunkler.
Ich hatte auch in der Praxis schon etliche Bilder, die unter Tageslicht oder gutem Kunstlicht (habe hier z. B. hochwertiges Video-LED-Licht) dem Softproof sehr nahe kamen und angenehm hell wirkten, aber unter meiner sonst üblichen Wohnzimmerbeleuchtung für mich (Mitte Vierzig, mäßige Nachtsicht-Fähigkeit) schon viel zu dunkel aussahen. Das betraf übrigens nicht nur meine eigenen Fotos, sondern z. T. auch gedruckte Bildbände.
Nun kann man den Käufern von Büchern bzw. den Empfängern von Papierfotos nicht vorschreiben, unter welchem Licht sie die Bilder anschauen sollen. Die Umsetzung wird also immer ein Kompromiss bleiben.
Ich glaube aber mittlerweile, dass eine hellere Umsetzung (mit Hilfe einer Kurve, die die dunklen Bereiche weiter spreizt) insgesamt der bessere Kompromiss fürs Druckerfarbmanagement wäre. Ein "zu helles" Bild stört für meine Begriffe auch unter gutem Licht nur selten (von wenigen speziellen Motiven abgesehen); schlimmstenfalls wirkt es nicht mehr ganz so kontrastreich - was man aber nur im Direktvergleich bemerkt. Dagegen ein "dunkles" Bild macht unter schlechtem Licht (und insbesondere im Auge von Betrachtern, die bei Dunkelheit nicht mehr so gut sehen) immer Probleme.
Auch der Softproof in seiner heutigen Form passt oft nicht zur Praxis. Meist wird der Kontrast eher am rechten Rand des Histogramms gerafft, d. h. Weiß bleibt fast Weiß, aber statt tiefem Schwarz gibt es untenrum nur ein Dunkelgrau. Ich glaube, dass eine Kontrastanpassung von oben her (so dass man tiefes Schwarz behält und dafür am oberen Ende nur ein stark gedämpftes Weiß bekommt) eine bessere Kontrastvorschau erlauben würde. Ganz ohne Runterregeln der Monitorhelligkeit.
Meine Hoffnung, dass es am internationalen Farbmanagement noch diesbezügliche Änderungen gibt, sind leider nicht groß. Ich wüsste gar nicht, an wen ich mich mit einem solchen Vorschlag wenden müsste und ob meine Expertise ausreichen würde, um kompetent genug zu argumentieren. Und selbst wenn das ICC ein neues Druckerfarbmanagement verabschieden würde, müssten wir noch Jahre warten, bis die Softwarehersteller und Druckdienstleister es umsetzen; bis dahin druckt eh niemand mehr Fotos auf Papier...