Ich habe die Lumix TZ 202 (Europe) seit ihrer Einführung Anfang 2018 im Einsatz.
Sie sollte mir als immer-dabei Kamera für Familienausflüge dienen, bei denen eine Ausrüstung mit Wechselobjektiven hinderlich gewesen wäre.
Obgleich die Venusengine der Kamera direkt vernünftige JPGs liefern kann, bevorzuge ich, bis auf ganz wenige Ausnahmen, eine Bildaufnahme im RAW-modus. Die weitere Entwicklung findet in Lightroom Classic statt.
Während der vergangenen Wochen habe ich meine komplette Fotoausrüstung einem intensiven Vergleich unterzogen. Mit dabei eine EOS M6 (APS-C MLC) mit verschiedenen Wechselobjektiven (Festbrennweiten und Zooms), sowie die Lumix TZ 202 und schließlich noch eine Sony RX 100 VII. Letztere erstand ich erst kürzlich gebraucht.
Ich habe mir als Testsujet eine rustikale Klosterwand ausgesucht, bei der man die Objektivauflösungen/-abbildungen gut beurteilen kann.
Alle Aufnahmen wurden vom Stative gemacht, die Bildstabilisatoren waren dazu ausgeschaltet.
Zusätzlich habe ich einige Touren unternommen und die jeweiligen Gerätschaften in der Praxis getestet.
Der Sinn der Übungen war zu ermitteln, welches Gerät welche Auflösung ermöglicht, um zu erfahren wie groß denn eigentlich die Qualitätsunterschiede sein würden und um schließlich herauszufinden wann ich Kompromisse eingehe und wann besser nicht.
Hier meine bisherigen Erkenntnisse:
- Ich verwende in jedem Fall den RAW Modus bei der Bildaufnahme, da ich das Meiste/Beste aus den Bildern herausholen kann.
Obwohl die kamerainternen Entwicklungen durchaus brauchbare JPGs liefern können, habe ich das für mich ausgeschlossen, weil mir zu viele feine Details durch die aggressive Kameraaufbereitung verloren gehen.
RAW&JPG verwende ich wegen der anfallenden Datenflut nicht mehr.
- Um eine scharfe Abbildung zu erhalten, ist es wichtig darauf zu achten, wohin/worauf genau der Fokuspunkt gelegt wird.
Dieses funktioniert sehr komfortabel im Touchfokusmodus.
Außerdem gilt es hier die optimale Blenden zu Zeit Kombination zu wählen: d.h. man nimmt eine „scharfe“ Blende (z.b. f8 oder f11) und eine möglichst schnelle Belichtungszeit um Verwischungen durch Bewegung oder Verwacklung zu minimieren.
- Der ISO-wert ist idealerweise so niedrig wie es sinnvoll möglich ist.
Eine persönliche Voreinstellung durch AutoISO ist dabei sehr nützlich, ich gehe selten über ISO 1600 um das Rauschen niedrig zu halten.
- Vergleiche ich nun die Ergebnisse von APS-C Sensor gegen den 1 Zollsensor, so ist die Bildschärfe beim großen Sensor mit jedem gewählten Objektiv im Vorteil.
Außerdem kann man mit dem großen Sensor noch im Lightroom bis ISO 3200 recht gute Bilder erzielen. Bei den 1-Zollsensoren geht das bis maximal ISO 1600.
Daher stelle ich die TZ auf ISO 800 und die RX auf ISO 1250 ein.
- Vergleicht man nun die Auflösungen der verschiedenen Objektive bei unterschiedlichen Brennweiten, so ist das Ergebnis der TZ 202 und RX VII zwar insgesamt schlechter, weniger Kontrast und Mikroschärfe, aber auf einem -für mich- durchaus akzeptablen Niveau.
Hierbei ist die Bildmitte bei beiden 1-Zöllern immer recht scharf und die Ränder lassen teilweise sichtbar nach.
- Erfreulicherweise ist das 24-360mm Zoom der TZ 202 dennoch wirklich praxistauglich.
Vergleich man es mit einem Tamron 18-400mm an APS-C, so ist es in der Bildmitte nur wenig schlechter, an den Bildrändern ist es in der 100% Ansicht sichtbar weicher.
Hier gibt es noch Schwankungen bei den verschiedenen Brennweiten, so wie linker und rechter Bildseite (auch bei der RX VII).
Durch den größeren Sensor kann man bei einer APS-C Kamera für mehr Schärfe unproblematisch bis F11 oder F16 abblenden, was bei den 1-Zöllern zu Einbußen durch die Beugung hervorrufen würde.
- Den Vergleich mit nachfolgenden Objektiven an APS-C halten sowohl die TZ 202 als auch die RX 100 VII nicht ganz stand, bei den Wechselobjektiven ist in der 100% Ansicht ein Randabfall deutlich weniger susgeprägt oder gar nicht anfallend:
EF-M 11-22, EF-M 22mm, EF-M 18-150mm, EF-S 55-250mm STM, Tamron EF-S 18-400mm, EF 100-400mm L, EF 50mm STM und EF 100mm.
- Der Vergleich mit einem Superzoom an APS-C Body (Tamron 18-400mm) ist spannend.
Die Bildmitte der 1-Zöller ist gar nicht so schlecht, aber am größeren Sensor kann das Tamron für durchgängige Schärfe bis in die Ränder bis f11 oder f16 abgeblendet werden, bevor dann ein Defekt bei der Schärfe durch Beugung auftritt.
Die Ränder der TZ und der RX sind in jedem Fall immer schwächer.
Meine TZ ist je nach Brennweite mal links oder rechts minimal unschärfer, aber nicht bei allen Brennweiten sichtbar.
- Ich habe die manuelle Blendenvorwahl bei der TZ 202 aufgegeben, da durch Abblenden nur wenig Verbesserung erreicht wird. Ich verwende den P-Mode mit „Override“ wenn nötig, auch bei der Sony.
Bei der Sony ist da etwas mehr Raum bei der Blendenauswahl, vermutlich wegen der höheren Lichtstärke.
- Wie ist nun der direkte Vergleich zwischen TZ202 und RX 100 VII?
Bedauerlicherweise ist der Unterschied nicht so deutlich, dass die Sony klar besser wäre; bei 70mm erscheint sie sogar schlechter.
Die Unterschiede sind abhängig von der jeweilige Brennweite, mal ist die eine besser als die andere. Die Sony ist bei 24mm etwas besser und verliert definitiv durch die kürze Teleeinstellung >200mm.
Wenn es wieder etwas kühler ist, werden ich mir mal Crops der Sony ansehen, die Digizoomfunktionen der beiden Kameras verwende ich nicht, da sie nur im JPG-modus funktionieren.
- Für beide Kameras habe ich mir Bücher zugelegt um das Potential der jeweiligen Technik ausschöpfen zu können.
- Beide 1-Zoll Kameras, und dabei besonders die TZ, sind meines Erachtens nicht für professionelle Landschaftsfotografie mit einem Maximum an feinen Bilddetails ausgelegt, sondern eher eine gute und brauchbare Kompromisslösung.
Vor allem die TZ glänzt mit ihrer höheren Brennweitenabdeckung in der Praxis.
Den Blendenvorteil der Sony zum Freistellen kann die TZ durch ihre höhere Brennweite ausgleichen. Besonders für Makro bzw. Nahaufnahmen ist die TZ deutlich besser geeignet, erzielt sie doch fast 2x-fach größere Vergrößerung.
- In der Summe ist die TZ für mich die bessere Reise- und Familienfotokamera, weil sie alle Bereiche gut abdeckt und eine gute und „erleichternde“ Kompromisslösung darstellt, wenn die „große“ Kameratasche mal nicht mitgeschleppt werden will.
Sie ist durch das gelungene Touchmenü deutlich einfacher und schneller zu bedienen.
Ich habe inzwischen in 2 Urlauben und bei diversen Touren exklusiv mit der TZ fotografiert und es zu keiner Zeit bereut!
- Die Sony liegt auch bei Verwendung des optionalen Griffes nicht so gut und komfortabel in der Hand wie die TZ, dafür hat sie aber den wirklich nützlichen Klappdisplay und den etwas besseren Sucher (Einblick und Darstellung).
- Die Sony ist für diejenigen, die den allerschnellsten AF brauchen, wobei die TZ auch schon recht schnell ist.
Wer auf die Endbrennweite verzichten kann und ein Optimum an Bildauflösung herausholen möchte oder bereits andere Sony Kameras benutzt, der wird ist mit der Sony besser aufgehoben.
- Immer wenn ich für mich größtmögliche Bildqualität, eine Brennweite > 360mm benutzen will und wenn ich bereit bin die nötige Last zu schleppen, nur dann werde ich auch weiterhin meine Systemkamera benutzen.
Einen klaren Sieger bei den beiden 1-Zöllern gibt es für mich leider (noch) nicht. Bisher habe ich mich nicht entschließen können, welche der beiden Kamera bei mir bleibt. Es bleibt spannend…