Suuuper ausgesucht.... das eine aus der ersten mft-Linie gegen einen neueren Blender... erstens sind die alten Panasonic Teile nicht besser, und zweitens gehen sehr viele 12-32 kaputt, da löst sich der Aluüberzug am Zoomring... darauf kann ich verzichten...
Das ist kein Argument. Die Kaufentscheidung wird (noch oft) im Geschäft getroffen. Wenn das Pana abblättert, tut es das erst nach Wochen. Meins übrigens nicht, obwohl ich es ungeschützt in der Jackentasche transportiere. Ob die Pana-Tele genauso billig anmuten, weiß ich nicht, meins jedenfalls auch nicht, das war aber auch eines der teuren Modelle. Das tut aber nichts zur Sache. Das Zuiko 9-18mm kostet heute noch 500 Euro neu. Für viele Menschen ist das viel Geld und für den Kunden dürfte es eine Hemmschwelle sein, für ein Teil mit einer Anmutung einer Verpackung, die man nach dem Auslöffeln in die Gelbe Tonne wirft, so viel auszugeben.
Ich erzähle eine fiktive Geschichte. Jürgen Mustermann, wohnhaft in Hilden bei Düsseldorf, war Facharbeiter und ist jetzt verrentet. Sein Hobby ist Fotografie und die Marke seiner Wahl Olympus. Allerdings ist er mit seinen Ergebnissen nicht so recht zufrieden. Seine Bilder sind irgendwie langweilig im Vergleich zu dem, was er so Netz zu sehen bekommt. Er kann gar nicht sagen, was es ist, seinen fehlt der Wumms. Daran möchte er was ändern. Nun liest er viel, unter anderem, es läge nie an der Kameraausrüstung, sondern an dem, der hinter ihr steht, aber daran glaubt er nicht, oder will nicht so recht glauben, weil es da ja noch so viel geiles Fotogerät gibt, was für irgendwas gut sein muss. Außerdem dem reden die in den Foren ununterbrochen von Vollformat, dem Rauschen, der Mikro-Schärfe, der Plastizität, dem Bokeh, usw. Aber Jürgen ist auch nicht auf den Kopf gefallen, als erstes stellt er fest, mit seinem Standard-Zoom und dem Tele sind die Perspektiven langweilig, also beschließt er, sich in die Superweitwinkel anzuschaffen, da kommt dann der Düsseldorfer Hafen hoffentlich so imposant rüber wie bei den anderen. Vorsichtig hat er bei Monika, seiner Frau, vorgefühlt, was sie denn zu der Investition meint, 500 Euro sind für das Ehepaar eine Menge Geld und Monika redet dauernd von der neuen Sitzecke. Die Gattin wurde weichgekocht, also macht sich Jürgen auf nach Düsseldorf ins große Fotofachgeschäft, um das ersehnte Objektiv zu erwerben. Dort im Laden sieht es aus wie im Paradies. Überall hinter den Glasvitrinen leuchten die edlen Gegenstände aller Träume entgegen. Dann stellt der freundliche Verkäufer ihm das Zuiko-Teilchen auf die Glasplatte. Jürgen nimmt es in die Hand - ne. Dafür nicht. Dafür gibt er keine 500 Tacken aus. Bei aller Liebe. Er kauft es nicht, er kauft erst mal nichts, denn Jürgen ist ein bedächtiger Mann. Zuhause schläft er drei Nächte drüber und beschließt, Nägel mit Köpfen zu machen. Er stellt seine Oly-Ausrüstung bei Kleinanzeigen rein und wechselt das System. Wenn schon, denn schon.
Im übrigen scheinst Du Marketing und Käuferwille studiert zu haben bei dem was Du so alles weißt über den Retrokäufer und was der so haben will... ich frage mich, warum Olympus noch nicht bei Dir angefragt hat....
Ja, das ist mein Job. Ich versuche mich in die Kundschaft reinzuversetzen und zu verstehen, wie sie tickt. Ohne Zweifel hat Olympus viel falsch gemacht, sonst wären sie nicht dort, wo sie jetzt sind. Da kann man sich jetzt natürlich in Verschwörungstheorien flüchten, die böse Presse, der böse Fachhandel, die böse Konkurrenz, was weiß ich. Oder man guckt, was man hätte besser machen können, was die anderen besser gemacht haben. Mir scheint ja schon, dass die Mädels und Jungs bei Fuji den besseren Riecher gehabt haben als Olympus. Sie haben einen Markt aufgerollt als Newcomer neben den Platzhirschen und Bedürfnisse von Kunden bedient, die Canon und Nikon übersehen hatten. Das ist Olympus nicht (genug) gelungen. Das ist nun mal ein Fakt, leider.
Fotografie ist Männerspielzeug. So wie Frauen Schuhe kaufen, kaufen manche Männer gerne Fotokrempel. Es geht da auch oft weniger um die Ergebnisse, die Bilder, sondern um das Gerät selbst. Auch Männer mögen schöne Dinge, das wird gerne mit Technik verbunden, vielleicht ist die Technik auch einfach eine Ausrede, eine Erlaubnis, sich was Schönes zu leisten. Autos sind ein ähnliches Beispiel, wenn man so will, Konkurrenzprodukte zu Kameras. Porsche verkauft Sportwagen fast ausschließlich an Kunden, die damit nie schneller als 150 km/h fahren werden, ja als ältere Herrschaften eher bedächtig unterwegs sind. Wie die Gattin sich ab und zu ein hochpreisiges Kleid leistet, kauft sich eben der Herr gerne mal eine schmucke Festbrennweite. Damit wird er von Fuji bedient, von Olympus zu wenig. Ich hatte zuletzt eine OMD EM10 in der Hand. Oben drauf Plastik in Chrom-Immitat. Balkan-BlingBling. Dafür will man dann einen halben Tausender haben. Mein 90-Euro-Smartphone sieht edel aus dagegen.
Der Smartphone-Markt ist ein schönes Beispiel, wo man viel lernen kann. Da gibt es allerlei technische Faxen, der dolle Prozessor, wie hoch löst das Display auf, in welcher Technik ist es ausgeführt und wie lange hält der Akku, wie viele Kameras mit welcher Auflösung bringt das Ding mit... Das liest jeder gerne, verstehen tun es die wenigsten und eigentlich ist das alles scheeiszegal, Lyrik sozusagen. Das wichtigste: Wie fasst sich das Teilchen an, wie ist die Anmutung, Plastik hinten, Gorilla-Blabla-Glas vorne. Sogar die Verpackung wird zur Bedeutung. Das Auspacken wird in youtube-Filmen zelebriert. Die Verpackung des Huawei-Smartphones meiner Frau sieht edler aus als das 500-Euro-Objektiv von Olympus. Da passt halt was nicht und man muss sich nicht wundern, wenn die Kunden seinen Kram nicht kaufen.