Für Marktforschung gibt es unterschiedlichste Ansätze und um Marktpotenziale zu bestimmen werden externe Marktforscher beauftragt, die potentielle Zielgruppen (Markenuser-X und Nichtmarkenuser-X) abfragen und auch nicht potentielle. Das ganze passiert heutzutage meist online, durchaus auch per Telefon, da ist die quantitative Befragung. Die Ergebnisse der quantitativen Befragung wird durch sogenannte Fokusgruppen (6-12 Teilnehmer in 10-25 Gruppen pro Land) qualifiziert und so wird herausgearbeitet was das echte Potential und der Bedarf ist.
Das ist doch altbackenes Zeug. Bis Du auf diese Weise Marktpotentiale ermittelst, hat Dich doch die ganze Entwicklung schon wieder überholt. So wie andere schrieben, es ist durchaus so, dass durch Produktpräsentation und Marketing erst ein Bedarf beim Kunden geweckt wird, wo der Kunde vorher noch gar nicht gewusst hat, dass er das überhaupt braucht.
Schau Dir den Erfolg der SUV-Fahrzeuge an. Die hat auch niemand gebraucht, und wenn Du da nach Kundenbefragungen gegangen wärst, ob es sich rentiert, solch ein Fahrzeug zu entwickeln, hätten diese wohl im Vorfeld abgewunken. Aber die Werbung hat einem vorgegaukelt, dass mit solch einem Fahrzeug mehr Abenteuer und Erlebnis möglich würde. Und dann werden im Folgejahr positive Verkaufsstatistiken veröffentlicht, welch enorme Wachstumsraten erreicht worden sind, bis der letzte erkennt, dass man also auch solch ein Fahrzeug braucht, um nicht in die Ecke "langweilig und bieder" abgestempelt zu werden. Und dass mit solch einem SUV ein höherer Preis und somit eine höhere Marge als mit der biederen Limousine oder dem Kombi erreicht werden konnte, machte dieses Segment für die Hersteller attraktiv, nicht unbedingt für die Kunden.
Und ähnliches gilt nun für das Segment KB-DSLM. Man könnte meinen, nur noch mit solch einer Kamera kann man sich qualitativ noch gegenüber den Smartphone-Fotos absetzen. Dazu noch der Begriff "Vollformat", so dass sofort impliziert wird, dass die kleineren Formate ja nicht vollwertig sind. Die ganze Internetpräsenz tut dann ein übriges, dass die Kundschaft irgendwann tatsächlich dem Irrglauben erliegt, "jawoll, sowas muss her. Dann werden unsere Familien- und Urlaubsbilder von alleine ne Klasse besser."
Auf diese Weise läuft das Geschäft und nicht damit, ob man vorher Kunden befragt, ob sie sowas auch haben wollen. Man muss das umgekehrt den Kunden schmackhaft machen, dass sie es brauchen.
Das ist die Aufgabe von Marktforschung, abzuschätzen, inwieweit sowas erfolgreich sein kann und was es benötigt, damit die Strategie aufgeht.
Schau Dir die Markteinführung der Nikon Z an: da wurde mit Teasern und einer "Licht-Kampagne" versucht, Interesse und auch Begehrlichkeiten zu wecken. Als dann das Interesse tatsächlich geweckt war, kann sowas aber auch schnell zum Boomerang werden, wenn dann das Produkt nicht ganz das verspricht, was man beworben hat. Das ist im Falle Nikon Z auch ein typischer Fall, wo die Einschätzung des Marktpotentials eben um einiges daneben gelegen hat.
Was erfolgsversprechend sein könnte, so wird ein Schuh draus. Die Welt ist sicher voll von Dingen, die laut einer Studie als erfoglgsversprechend eingestuft worden sind. Sich letztendlich aber dann doch zu einem Flop entwickelt haben.
Aber ab und an gelingt es doch. Siehe SUV oder auch das Iphone könnte man in die Reihe mit aufnehmen. Und KB-DSLM könnte auch in diese Richtung gehen, wenn die Hersteller die preisbewusste Kundschaft einfach am langen Arm verhungern lassen und eben keine Modelle a la Canon M50 oder Sony A6000 mehr anbieten. Und ob Fuji in diese Bresche springen will, glaub ich noch nicht. Die halten sich mit ihrem Premium-Preisgefüge ja auch so lala über Wasser.
Aber Canon und Sony werden diesen Markt nicht so ohne weiteres aufgeben, um ihne einfach Fuji zu überlassen, so wie es hier von der KB-Fraktion verkündet wird. Dafür ist er als Massenmarkt und als Entwicklungsträger für die sonst für die geringeren Stückzahlen viel zu hohen Forschungs- und Entwicklungskosten viel zu wichtig in den Unternehmen. Selbst Nikon steuert ja bereits mit der Z50 gegen und auch bei Panasonic wird ein möglicher Einstieg in eine APS-C-Linie gerüchteweise überlegt.