AW: Leica M9
Ja, ich kann das nachvollziehen. Ich finde die M-Leicas wunderschön, sie liegen großartig in der Hand, aber das Fotografieren damit ist schon sehr umständlich. Die Objektive sind von der Anmutung der Abbildung ein Traum, aber die Handhabung ist auch für mich nichts.
Ich habe an sich mit Messsucherkameras zu fotografieren angefangen. Ich habe also keinerlei Probleme damit, mit der Bedienung zurechtzukommen, aber es ist mir zu umständlich damit. Um gute Bildqualität zu bekommen braucht man heute auch nicht mehr unbedingt umständliche Festbrennweiten.
Ich glaube auch nicht, dass die immer wieder zitierten früheren Fotografen-Legenden heute mit einer M9 arbeiten würden; eher mit einer der kleineren Systemkameras. Die meisten hatten die Leica gewählt, weil sie damals unter den kleinen, unauffälligen Kameras die beste war. Klein und schnell ist sie nach heutigen Maßstäben ganz sicher nicht.
Sie ist ganz sicher eine der besten Kameras und die Objektive sind traumhaft. Aber sie ist in der Handhabung schon sehr speziell. Also ich würde liebend gerne wieder eine haben aber ich weiß jetzt schon, dass sie dann wieder - so wie die anderen Ms - nur herumliegt. Ich kann leider nicht so schnell damit arbeiten, wie ich das mittlerweile gewohnt bin. Und nur Fotografieren-Zelebrieren macht mir auf Dauer dann auch keinen Spaß. Primär soll eine Kamera ja doch ein Werkzeug sein und daher für den jeweiligen Fotografen optimal sein.
Ich kann mich dem nur anschliessen.
Es geht ja um das grundsätzliche Konzept der M, also ist es egal, ob sie mit Film arbeitet oder digital.
Habe seit 1986 eine R-Ausrüstung und las damals immer in der LFI die Lobeshymnen des weihrauchgeschwängerten Leica-Marketings, die ja bis heute die alten meister der Fotografie stets für sich reklamieren.
Also war ich 1990 durchaus bereit, evtl. von Leica SLR auf das M-System umzusteigen; Bedingung war jedoch, daß der Umstieg tatsächlich das von der Werbung versprochene mehr an Freiheit bringen würde.
Ich ging also zum Händler meines Vertrauens und probierte die Leica M testweise aus.
Nach sehr kurzer zeit war klar, daß die schwurbeligen Marketingsprüche schon damals unzutreffend waren. Der Meßsucher war weder präziser noch schneller als die MF-Festbrennweiten des SLR-Systems der R, die M war auch nicht wesentlich kleiner.
Ich möchte nicht alle negativen Punkte im vergleich zur SLR aufzählen, die haben ich mal irgendwann hier im Forum aufgelistet.
Aber die wesentlichen Schwächen:
keine Sichtkontrolle über die Schärfentiefe, keine klare Ansicht des späteren Bildausschnittes möglich (damals bei Diafotografie von vitaler Bedeutung, auch heute noch nicht völlig unwichtig) , eingeschränkte Objektivpalette (kein sinnvolles Macro, kein Tilt/Shift, ...) , zusätzliche teure Aufstecksucher nötig, ... etc.
Ich brachte die vom Händler geliehene M dann wieder völlig von den Werbesprüchen geheilt zurück und investierte das mehr an Geld lieber in weitere R-Optiken und ein weiteres R-Gehäuse.
Warum soll ich mich in masochistischer Art selber in meiner Freiheit auf die technik des letzten Jahrhunderts beschränken?
Das ist nur etwas für Leute, die eben Oldtimer lieben. Sollen sie doch, kein Problem. Aber rational betrachtet ist das heutzutage nicht mehr nötig.
Erst die Fuji X-Pro1 mit ihrer Kombination der unbestritten guten Ergonomie einer alten leica M - aber eben zusammen mit weiteren modernen Möglichkeiten inkl. Hybridsucher (= Kontrolle von Schärfeverlauf und Bildausschnitt, bald komplettes Spektrum an weiteren höchstwertigen Objektiven, auch Zoomobjektiven möglich) und uneingeschränktem Zugriff auf die sinnvollen Features heutiger Kameras hat mich - nach weiteren 26 langen Jahren! - wirklich überzeugt: Sie ergänzt meine DSLR.
Leider gibt es so etwas nicht von Leica. Aber jetzt ist der Zug abgefahren.
Gruß
MF