"heavy duty" Getriebeneiger

Hallo zusammen,

Als ich vor ein paar Jahren mit dem Knipsen angefangen habe, hab ich mir interessehalber auch eine Russentonne (1000mm F10 Spiegeltele) gekauft. Da hat es sich natürlich angeboten den Blutmond zu fotografieren. Denkste

Mein damaliger Kugelkopf war kaum dem Gewicht gewachsen, und wenn man dann mal den Mond gefunden hat (an der Canon 70D ist der Mond bei 1000mm ziemlich Formatfüllend), ist der Kugelkopf nach dem anziehen natürlich nachgesackt, und der Mond war wieder weg. Zweites Problem: "Dat dingens da oben bewegt sich ja"....
Ihr könnt euch bestimmt vorstellen wie frustrierend das war für nen Neuling. Also ging damals die Suche los, aber ich konnte mich mit keiner kaufbaren Lösung wirklich anfreunden, also selber bauen (lassen).

Ich habe mir dann, inspiriert durch die "Affenschaukel"-Köpfe, einen Getriebeneiger entwickelt, und von einem guten Freund und Arbeitskollegen (Werkzeugmacher seines Zeichens) einen Stativkopf bauen lassen.

Basis sind 2 kleine Schneckengetriebe mit einem Übersetzungsverhältnis von 65:1. Diese sind Selbsthemmend, und mit dem Verhältnis ermöglichen sie auch extrem kleine Winkeländerungen. Leider sind sie nicht Spielfrei, die spielfreie Version hätte das 6-fache gekostet, also über 900€ pro Stück, anstatt knapp 150 pro Stück.
dafür musste ich dann für die Achse für die Horizontale eine Spiralfederkonstruktion einbauen, die die Achse etwas vorspannt. Bei der Achse für die Vertikale hält sich die konstruktion selbst durch das Objektivgewicht.

Mit irgendwas zwischen 5 und 10 Kilo Gewicht ist das Ding zwar theoretisch noch transportabel, aber angenehm ist das nicht Dafür kann man es durch das lösen von 8 Inbusschrauben "klein" machen.

Wenn ich irgendwann mal meine Fräsmaschine in Betrieb genommen habe, will ich die massiven Aluminiumstreben etwas im Gewicht reduzieren, aber das wird wohl noch laaaange dauern

P.S.: Mittlerweile ist die 70D zu einer 5DsR, und die Russentonne zu einem Sigma 60-600mm geworden

Falls jemand noch Detailfragen hat werde ich selbstverständlich versuchen sie zu beantworten

Schöne Grüße

Hallo,
magst du ein paar Bilder von dem Teil hier einstellen?

Mit freundlichen Grüßen
Thomas

OK, hat sich überschnitten, Danke fürs Zeigen!

Ja, beim hochladen hab ich nicht mehr an das 1200 Pixel limit gedacht, sind auch nur schnelle Handyfotos, aber ich denke man erkennt was es sein soll

Sieht richtig wuchtig aus.
Ich würde am linken Schenkel und an der "Affenschaukel" die Enden abrunden, vielleicht .
Auf alle Fälle eine tolle Arbeit

Mit freundlichen Grüßen
Thomas

Ja, wuchtig trifft es ganz gut, mit Stativ drunter und den Kanten kann man es im Notfall auch mal dazu verwenden auf ner Safari nen Büffel KO zu schlagen

Ich bin mir noch nicht sicher ob ich die Ecken abrunde, oder einen Schitz in die Streben zu fräsen, aber das hat noch Zeit.
So wie es ist benutze ich es momentan auch gerne um auf dem Balkon die Vögel am Futterhäuschen zu knipsen. Dazu ist das Teil echt wie geschaffen, ne kurze Drehung am Rädchen, und man hat beim Häuschen von der rechten Seite zur linken geschwenkt (bei 600mm in ca 5m-6m Entfernung). Das dauert gefühlt nicht mal ne Sekunde

Hallo,

kann man natürlich so machen, aber aus Preisgründen hätte ich wohl einfach zwei entkoppelbare Tangentialtriebe genommen. Das wäre mit einer entsprechenden Mutter weitestgehend spielfrei und halt günstiger.
Wahrscheinlich hätte ich es aber noch primitiver als einarmige Dobsonmontierung aus Multiplex gefertigt, denn mit den richtigen Gleitbelägen und sauber eingestelltem Schwerpunkt braucht man eigentlich keine Feinbewegung.


MfG

Rainmaker

Hallo Rainmaker,
was meinst du mit Tangentialtrieb ? Ich hab tatsächlich relativ lange nach den Schneckengetrieben gesucht, und diese waren die einzigen die klein genug, vormontiert, bezahlbar waren, eine ordentliche Untersetzung hatten (ich wollte min. 40:1) und an Privatabnehmer verkauft werden, das war nämlich tatsächlich auch ein Problem.

Eine Dobson oder ähnliche Schwerpunktmontierung hatte ich damals auch kurz im Kopf, war aber unsicher bezüglich der Empfindlichkeit gegen Wind.

Die Getriebe sind übrigens diese hier:
https://www.maedler.de/Article/42002065

Hallo,

bei einem Tangentialtrieb wird ein entkoppelbarer Hebel an der Achse angebracht. Auf diesen Hebel drückt nun eine Gewindestange, bzw. im Hebel ist ein Langloch in dem eine Mutter befestigt ist und durch diese Mutter wird die Gewindestange geführt. Die Gewindestange ist an ein, bzw. zwei Punkten der Gabel in wenigstens einem Gleitlager gelagert. Wird nun die Gewindestange gedreht, so wird Druck auf den Hebel ausgeübt und dieser lässt sich sehr feinfühlig bewegen. Spiel kann hierbei ein gewisses Problem sein, aber z.B. durch die Belastung mit einer Feder kann das Spiel auf nahezu null gebracht werden.
Bei vielen älteren Fernrohren war die Deklinationsachse mit so einem Tangentialtrieb versehen. Heute gibt es so etwas seltener, da häufig Goto möglich sein soll.

Vernünftig gebaut ist so eine Aufhängung a la Dobson nicht windempfindlich und sehr schwingungsarm. Man muss so ein Ding auch nicht gleich riesig bauen, es geht auch gut als Ersatz für so einen Kopf wie Du ihn gebaut hat. Bei einer einarmigen Montierung hast du dann noch den Vorteil leichter in den Zenit zu kommen als bei deiner Gabelmontierung.


MfG

Rainmaker

Hab gerade Bilder gefunden von solchen Tangentialtrieben, zugegeben, interessante Konstruktionen gibt es da ja schon

Wenn ich das richtig sehe habe ich da eine "Grobverstellung" wenn ich den gesamten Hebel entkopple, und eine extrem feine Verstellung über die Gewindestange. Für das ursprüngliche Problem mit dem Mond hätte ich da aber immer noch den Nachteil dass er ziemlich schnell aus dem Bild wandert bei 1600mm KB-equivalent, und ich ihn mit der Grobverstellung nach einigen wenigen Minuten wieder suchen müsste. Da gefällt mir meine Version doch schon besser mit 360° Feinverstellung. Und tatsächlich ist die Horizontale Achse mit einer einfach geschlitzten Achsklemmung fixiert die ich mit dem kleinen Hebel lösen kann (sieht man auch im Bild).
In den Zenit komme ich allerdings wirklich nur wenn ich direkt die Kamera auf die Klemmung setze, oder den ganzen Aluklotz per 1/4 Zoll Gewinde auf einen zweiten Kopf schraube. Das war bisher glücklicherweise noch nicht nötig, ich weiß nicht ob ich das Gewicht einem meiner Kugelköpfe anvertrauen würde

Übrigens, mehrreihige Panoramen gehen damit auch wunderbar schnell und präzise

Danke für deine Beiträge, vielleicht bau ich mir ja irgendwann noch nen Dobson Kopf