Sie wollte eine kleine Kompakte für höchsten 3-400 Euro und über 600mm Zoom.
Das sind die kleinen Herausforderungen des Lebens.
wenn man mit der ISO hoch muss, weil man der Schärfentiefe wegen abblenden muss, heben sich Vor- und Nachteile gerne auch mal auf.
Bei 600mm Brennweite und mehr, kann man sich Gedanken darüber sparen.
Und dort konnte anhand von DIN-A3+ Ausdrucken keiner der Profifotografen einen Qualitätsunterschied zwischen den Kameras herauslesen!
Mir fallen mehrere Gründe für das Ergebnis ein, aber keiner hat damit zu tun, daß die Bildergebnisse der beiden Kameras ähnlich sind, sofern keine Fehlbedienung, ein technischer Defekt oder Fehler in der Produktionskette vorlagen.
Ich hatte vor vielen Jahren A4-Ausdrucke eines Bekannten von seiner Urlaubsreise nach Dänemark einer Canon G5 (?, jedenfalls G2 oder besser) und den im gleichen Urlaub entstandenen Aufnahmen einer Olympus E-520 verglichen. Die Motive (überwiegend Landschaftaufnahmen) waren ähnlich, aber nicht identsich und doch lag ich abgesehen von einer Aufnahme mit meiner Zuordnung der ca. zwei Dutzend Fotos richtig. Dabei hatte ich mir nicht einmal die Mühe gemacht, auf Schärfeverläufe, Dynamik und Farbwiedergabe zu achten, sondern sah mir einfach nur die Detailzeichnung an. Und das auch nur mal eben auf die Schnelle unter der Küchenlampe.
Bildqualität wird mir hier jetzt eigentlich zu viel mit Sensorgrösse gleich gesetzt. Wirklich schön ist ein Bild nur in der Gesamtansicht und hier spielt die Sensorgrösse abseits von Gegenlichtsituationen und Lowlight erstmal keine Rolle.
Du übersiehst dabei offenbar, daß die Sensorgröße praktisch auch erheblichen Einfluß auf den erfassbaren Dynamikumfang und die Farbtreue hat und natürlich auch auf die Schärfe auf der Pixelebene. Ein Minisensor mit 40 MP um ein Extrem als Beispiel zu nehmen, kann selbst bei niedrigster ISO keine Auflösung abliefern, die der Anzahl der MP entspricht. In der Nahbetrachtung sind das für gewöhnlich Aquarelle. Aber klar, wenn man das Foto nur klein genug rechnet (bspw. 4 MP), siehts irgendwann ganz passabel aus. Allerdings nur in Bezug auf die Auflösung. Bei den anderen zuvor erwähnten Bildeigenschaften hilft die Verkleinerung nicht so sehr.
Bokeh ist Kunst, denn es entspricht nicht der natürlichen Sichtweise.
Ein Foto, egal ob mit oder ohne starker Freistellung (!) entspricht nur in den seltensten Fällen der menschlichen Wahrnehmung der Realität vor Ort. Denn es fehlt die 3. Dimension (!!!), der Dynamikumfang ist nicht nur auf Papier, sondern auch am Bildschirm ein Witz gegen die Wahrnehmung vor Ort, denn die Kontraste sind in Natura um mehrere Größenordnungen größer als das was technisch darstellbar ist. Und bei den Farben sieht es nicht besser aus. Dazu kommt, daß ein Mensch nicht durch einen engen Bilderrahmen in die Welt hinaussieht und alles herum ausblendet. Zudem sieht der Mensch nur in einem ziemlich kleinen Winkel einigermaßen scharf. Das fällt nur nicht so auf, weil das Gehirn die Augen zigmal pro Sekunde neu ausrichtet und neu fokussieren läßt und das Gehirn daraus erst ein Bild zusammenbastelt. Gut für uns, daß unsere Wahrnehmung diesbezüglich sehr träge ist, ansonsten wäre die Wahrnehmung nervig oder unser Gehirn wesentlich größer/komplexer um die ungleich höheren Datenmengen verarbeiten zu können. Der Energiebedarf dafür wäre ggf. immens hoch. Unsere Vorfahren wären vermutlich beim Essen verhungert.
Beispiel: Nimm ein komplett mit Text bedrucktes A4-Blatt in die Hand und lies den Text in der oberen linken Ecke. Wie scharf nimmst Du dabei den Text in der unteren rechten Ecke war?
Antwort: Du kannst nicht einmal erahnen, was da steht, weil der Bereich komplett in Unschärfe verschwommen ist. Und sowie Du deine Augen auf den unteren Bereich fokussierst, geht der obere Bereich in Unschärfe unter.
Im Grunde ist Freistellung zwar künstlerisch wertvoll aber trotzdem nur ein Hinweis auf physikalische Grenzen bei grossem Sensor mit lichtstarken Objektive.
Er ist dabei wertvoll genug, um für viele Motive längst unverzichtbar zu sein, weil es ohne Freistellung reichlich unschön aussehen kann und auch nicht dem entspricht, was erwartet wird. Beispielsweise bei der Portraitfotografie.
Freistellung kann man heute gut mit EBV simulieren
Schön wärs. Da sind wir leider noch lange nicht. Das Thema haben wir schon beim Smartphonefotografiethema durch. Alles was da bislang simuliert wird, hält keinem 2. Blick stand, weil es den Programmen neben ausreichend zahlreichen und präzisen Entfernungsmeßwerten sowohl an der dafür nötigen Intelligenz und der Motivkenntnis mangelt und das wird sich voraussichtlich so schnell auch nicht ändern. Das Mooresche Gesetz gilt schon seit einigen Jahren nicht mehr und es nicht absehbar, das sich das auf absehbare Zeit wieder ändern wird. Siehe die kümmerlichen Fortschritten bei Quantencomputern und KI, was die Praxistauglichkeit für den einfachen Endanwender betrifft.
Was spricht dagegen diese Kunst per EBV zu praktizieren? Es ist doch Kunst.
Der vielfach extreme Zeitaufwand, die Freistellung nachträglich zu simulieren, da sich das per Automatik meist nicht realitätsnah nachbilden läßt. Bei sehr, sehr einfachen Motiven ist es noch machbar, weil der Pfusch ggf. nicht auffällt, aber in vielen Fällen ist es annähernd aussichtlos, es wirklich täuschend echt hinzubekommen weil ggf. alle paar Pixel der Unschärfegrad angepaßt werden muß. Da brauchts viel Motivkenntnis, ggf. sogar Ortskenntnis und viel Rechnerei für wirklich realistische Schärfeverläufe. Heutzutage machen die Pseudo-Unschärfefilter nicht mehr, als das Hauptobjekt zu identifizieren und alles drumherum mit mehr oder weniger präzisen Masken mehr oder weniger gleichmäßig weichzumatschen. Mit einem realistischen Schärfe
verlauf hat das nur selten etwas zu tun.
Und wenn mal im Innenraum fotografiert wird dann haben die meisten auch noch einen Blitz.
Frontaler Blitz in Innenräumen. Wers mag.
Auch was fürs Thema: realistische Nachbildung der menschlichen Wahrnehmung.