Woher kommen die Schwankungen?
Die Schwankungen (in Betrag und Richtung) kommen von der Haltekraft: je höher desto mehr.
Kein Mensch ist in der Lage eine z.B. 1 kg schwere Masse mit einer Kraft von exakt
9,81 Newton nach oben zu halten, ohne jede Abweichung. Und mit zunehmender Masse/Kraft verstärken sich diese Abweichungen.
Bei noch größerer Masse steigen diese Abweichungen sogar überproportional:
Müsste ich mir etwa eine 10 oder 20 kg schwere Kamera vor's Gesicht halten, würde ich deutlich mehr zittern/verwackeln als mit einer etwa nur 100 oder 200 Gramm schweren.
Bei Gleichstand heben sich die beiden Kräfte auf. Die Masse behält ihre Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung bei - das kann auch 0 sein, also ruhende Masse.
Mit Gleichstand meinte ich Gleichstand zwischen einer schwereren und einer leichteren Kamera.
Man muss da schon die möglichen Bewegungen der Masse=Kamera unterscheiden, sie haben recht unterschiedliche Einflüsse auf das Bildergebnis.
Wenn die Kamera aber um die X- und//oder Y-Achse gedreht - also gekippt - wird, dann entstehen Winkelfehler, die unabhängig vom Abbildungsmaßstab sind.
Richtig - die häufigsten Verwacklungen sind Winkelbewegungen, beispielsweise seitliches Kippen der Kamera durch Drücken des Auslösers.
Die Winkelgeschwindigkeit ist wiederum abhängig von der einwirkenden Kraft, ihrer Dauer und der Masse und Massenrverteilung in der Kamera.
Die Massenverteilung wird durch das Massenträgheitsmoment ausgedrückt - je weiter die Massen vom Schwerpunkt entfernt sind desto größer ist dieses.
Es würde daher z.B. etwas bringen an der Kamera relativ weit vom Schwerpunkt entfernte Massen anzubringen um Dreh/Kippbewegungen zu vermindern - dasselbe Prinzip wie die Balancierstange eines Seiltänzers. Nur höhere Masse allein bewirkt wenig: dadurch steigen wiederum die notwendigen Haltekräfte und damit einhergehend auch deren Schwankungen - siehe oben.
Man kann sich dem Thema Masse vs. Verwacklung physikalisch/rechnerisch annähern, oder einfach pragmatisch:
Wäre die Aussage "größere Masse ist immer besser weil Physik" zutreffend, so müssten:
Sich alle ein möglichst schweres (!) Gewicht ans Stativgewinde der Kamera schrauben (macht logischerweise keiner),
alle Besitzer von relativ leichten Einsteiger-/Mittelklasse-/APS-C- usw.-Kameras viel häufiger über verwackelte Bilder klagen als die Besitzer der Oberklasse-Geräte,
mit Kameras in der Klasse einer Sony RX100, Panasonic LX usw. (oder genauso bei analogen wie etwa Olympus XA, Rollei 35 und allen in dieser Gewichtsklasse) das Verwacklungsproblem noch häufiger, quasi allgegenwärtig sein,
und mit noch leichteren Dingern (wie Smartphones) nur mehr verwackelte Aufnahmen möglich sein.
All dieses scheint aber offensichtlich nicht der Fall zu sein.