Diese Aussage verstehe ich nicht.
Meinst mit "groß" die Fläche oder die Pixelzahl?
Nach meinem Verständnis sollte die Fläche keinen Einfluss auf die Auslesegeschwindigkeit haben, denn es wird nur mehr Licht pro Pixel eingefangen (also bessere High-ISO-Eigenschaften). Die Zeit für das Auslesen eines einzelnen Pixels solle eine ähnliche Größenordnung haben, so dass ein 12 MP-Handysensor und ein 12MP Vollformatsensor ähnlich schnell ausgelesen werden können, oder?
Bei den aktuellen Diskussionen DSLR vs. DSLM liest man häufig, dass ein Sensor mit elektronischem Verschluss prinzipbedingt mehr Zeit benötigt, um ausgelesen zu werden als einer mit Schlitzverschluss.
Das widerspricht ebenfalls der zitierten Aussage.
Kannst du das genauer erklären?
Gruß, Michael
Ich meine damit tatsächlich die Fläche (Edit Anmerkung: wenn dabei die Pixel
dichte gleichbleibt). Nehmen wir kurz das Beispiel des Rolling Shutter, wenn du filmst oder mit dem elektronischen Verschluss fotografierst. Dort entstehen bei Schnellen Schwenkbewegungen ja schiefe Linien, obwohl sie bei ner Laterne z.B. gerade sein sollten. Dazu kommt es deswegen, weil die Kamera den Sensor beim elektronischen Verschluss zeilenweise von oben bis unten nacheinander ausliest. Je größer die Fläche, desto länger braucht die Kamera. Das ist die Auslesegeschwindigkeit, die beispielsweise bei nem durchschnittlichen APS-C-Sensor über 30 Millisekunden beträgt (entspricht in etwa einer Verschlusszeit von 1/30 über den ganzen Sensor hinweg). Nimmst du diese Auslesezeit und skalierst sie auf die Größe eines Smartphone-Sensors, landest du bei nur noch 8ms, was in etwa 1/125 entspricht. Das ist jetzt hypothetisch angenommen, wenn die Auslesegeschwindigkeit über Sensorgrößen und Pixeldichte äquivalent bleibt, wobei Smartphone-Sensoren vermutlich noch schneller auslesen können.
Macht das Smartphone nun eine Reihe von 12 Bildern, braucht sie dafür nur etwa 1/10 Sekunde, während eine APS-C-Kamera dafür 1/3 Sekunde bräuchte. Das ist alles insoweit hypothetisch, WENN die APS-C-Kamera eine solch hohe Serienbildgeschwindigkeit hätte. Smartphones haben intern diese Fähigkeit, so schnell hintereinander auszulesen, Kameras wie die Sony bekanntlich nicht. 1/10 Sekunde reicht aus, um mit Bildstabi 12 deckungsgleiche Bilder zu erstellen bzw. fast deckungsgleich, was sich moderne Software zunutze macht, um noch mehr Details zu errechnen.
Also machst du mit deiner APS-C-Kamera ein Bild, während das Smartphone ein Dutzend macht. Durch Triangulation, Stacking und Interpolation errechnet das Smartphone nun aus diesen Bildern das fertige Endergebnis mit ähnlich vielen Bildinformationen wie dein großer Sensor in einem Bild. Das ist der ganze Trick.
Was du noch ansprichst mit dem Schlitzverschluss: Ein durchschnittlicher Schlitzverschluss kann ja bis zu 1/4000 Sekunde schnell sein, womit hypothetisch eine Serienbildgeschwindigkeit von 2000 Bildern möglich wäre, wenn man annimmt, dass der Verschluss ja dieselbe Zeit braucht, um wieder in Ausgangsposition zu fahren. Da das aber physikalisch in nem Kamerabody quasi unmöglich ist, und ebenso wieder durch die Auslesegeschwindigkeit der Sensoren begrenzt ist, sieht man eher was zwischen 5 und 15 Bildern pro Sekunde, das scheidet dann fürs Stacking erst recht aus, da du für 12 Bilder nun gleich ne Sekunde brauchst im Vergleich zur 1/10 des Smartphones. Vllt. schaffst du aus der Hand gehalten 2-3 Bilder, die du dann unter großem Aufwand später am PC zusammenrechnest. Aber wer macht das schon? Handy raus, zack, oder gleich mit Stativ und großer Kamera.
Jetzt fragst du dich vllt., warum Kameras nicht einfach ihre maximale Auslesegeschwindigkeit nutzen können, um permanent hintereinander ein Bild zu machen. Das wäre bei 30ms gut 30 Bilder in der Sekunde. Zum Einen, manche moderne Kameras können das sogar für eine sehr kurze Zeit bewerkstelligen (Sony A9, Fuji X-T3/X-T30 oder Canon M6 II), diese besitzen aber so hochmoderne Sensoren, deren Auslesegeschwindigkeit noch um ein ganzes Eck höher liegt. Zum Andren, warum das nicht so einfach umzusetzen ist, ist die enorme Hitzeentwicklung der Sensoren. Guck dir die neue Panasonic S1H an, die sogar einen aktiven Ventilator hinterm Sensor braucht, um 4k in 60 Bildern auslesen zu können, ohne zu überhitzen. Oder denke an all die Überhitzungsprobleme der Sonys bei 4k30. Handys können da nur müde lächeln, sie beherrschen das schon lange, weil sie keine Hitzeprobleme aufgrund der kleinen Sensoren haben.
Sollte allerdings der mythische globale Sensor irgendwann Realität werden, könnte das auch für Kameras mit großen Sensoren den großen Durchbruch in computational photography bedeuten, wenn hohe Serienbilder mit de facto 0ms Auslesegeschwindigkeit realisiert werden könnten.