Hallo
@ Viper780: Deine Kritik stimmt mich allerdings nachdenklich. Darf ich mal etwas weiter ausholen?
Immer genau dafür sind wir in einem Forum
Auch wenns manchmal ruppig zu geht, eigentlich meinen es alle nur gut und wollen das man sich verbessert.
Ich verfolge seit Jahren ein Ziel, mal mit meiner Kamera in jedem europäischen Land gewesen zu sein und von diesen Reisen möglichst gute bearbeitete Bilder zu haben. 44 von (mir gezählten 53 Ländern) habe ich schon bereist. Nur bei den Nachbearbeitungen bin ich mit Jahren im Rückstau. Wenn ich pro Land sagen wir mal 50 - 100 Bilder nachbearbeitet haben möchte, weißt du, wie viel Aufwand das neben einem Vollzeitberuf ist. Es ist echt verdammt mühselig.
Ziemlich tolles Projekt, könnt ich mir gut in meiner Pension (in 30 Jahren) vorstellen.
Tröste dich, ich geh 1x im Monat mit Freunden hier in Wien fotografieren und komm da fast immer mit 200-3000 Bildern heim. Das dauert oft bis die gesichtet und bearbeitet sind.
Lieber 5 gute Bilder raus suchen und die wirklich "rausputzen" die kann man dann auch drucken und an die Wand hängen.
Auch ich habe einen Brotberuf (10h am Tag sind nicht selten) und dann noch 2 kleine Kinder und einen verteilten Freundeskreis. Man muss sich halt gezielt Zeit nehmen und es einplanen.
Auch wenn es dich vielleicht wundern mag. Ich bin Perfektionist und sitze rund 10 Minuten vor so einem Bild. Wenn ich den Vorher-Nachher-Vergleich sehe, finde ich, dass sich das schon verdammt lohnt (habe zwei direkte Vergleiche unten angehangen). Ich bin kein Profi und mir hat die Bildbearbeitung niemand beigebracht - manches kann/weiß ich, manches offensichtlich nicht.
Bei der letzten Hochzeit bin ich beim Paarfoto ca 5h gesessen. Die 10min benötige ich manchmal zum aussortieren und entscheiden mit welchen Bild es dann weiter gehen soll.
Meine Bearbeitung würde zwischen den 2 Bildern liegen und eher beim original. Aber so wie es jeder mag. Deshalb mag ich mehr auf die Aufnahme selbst eingehen und weniger auf die Bearbeitung.
Ich hab mir auch vieles selbst beigebracht, durch Bücher, online Videos, Podcast und vielen Kursen. Mittlerweile halte ich selbst welche.
Gerade Bildgestaltung ist nicht trivial und da sollte man vor der Aufnahme einiges an Gedanken machen. Immer mehrere Perspektiven ausprobieren. Von Übersichtbildern hin zu Detailaufnahnen des selben Motives.
Dabei versuche ich 2-3 Kurse im Jahr selbst noch zu besuchen und les mir immer wieder diverse Foto Lehrgänge online durch um die Basics immer wieder aufzufrischen.
Bin immer wieder auf der Suche nach Fotoklubs wo ich es Bikdbesprechung mehr im Fokus steht um das nächste mal besser zu sein.
Zu deiner Kritik beim Palermo-Bild:
- Fokus: Da hast du Recht. Ist mir gar nicht aufgefallen. Ist aber definitiv ein Fehlfokus der Kamera! Ich habe immer Spot-Messung aktiv (mittleres Messfeld und fokussiere aufs Hauptmotiv)
Spotmessung sollte man nicht verwenden, die ist nicht sonderlich exakt und Fehleranfallig Canon selbst empfiehlt immer den einzelnen Autofokus Punkt. Dabei den Punkt wählen der für die Komposition am besten passt. Das ist selten der mittlere (Goldenerschnitt bzw Drittelregel!)
Je nach dem was man fotografieren will One Shot oder Servo wählen.
Im Alltag bin ich meist mit dem Servo unterwegs, vom Stativ dann one Shot.
Du kannst mi Canon DPP den Fokuspunkt einblenden lassen. Je nach dem zeigt er auch an ob er glaubt scharf gestellt zu haben oder nicht.
- ISO: Ich gehe meist etwas höher, damit ich nicht jedes einzelne Bild kontrollieren muss, ob die Verschlusszeit für ein scharfes Bild reicht. Bei Sonne ist das kein Thema, ja das stimmt.
Das ist der große Vorteil einer moderneren Kamera, da gibts AutoISO und die Kamera macht das für dich.
Prinzipiell hat eine Kamera exakt 3 Einstellungen, der Rest sind Komfortfunktionen. Gewöhne dir andere diese 3 vor jedem Bild zu kontrollieren.
- Blende - gibt die Tiefenschärfe vor
- Verschlusszeit - für die Dynamik im Bild
- ISO (eigentlich Empfindlichkeit)
Der große Vorteil der digitalen Fotografie ist die variable Empfindlichkeit. Analog hast mit dem Film lebe müssen der in der Kamera ist.
Die 3 Werte nennen sich Belichtungsdreieck und neben der Bildkomposition ist es die Herausforderung für den Fotografen hier einen Kompromiss zu finden.
Iso wenn möglich immer runter soll weit es geht. Wenn nicht möglich, keine Angst vor hohem ISO Wert.
- Blende: Ich gehe meistens auf 5.0, ist mein Standard. Bei 8.0 beispielsweise kommst du je nach Licht schnell nicht mehr an die 1/1000 Zeit. Ist vielleicht ein Denkfehler. Ich komme eigentlich aus der Fußballfotografie mit schnellen Bewegungen. Ist irgendwie so in mir drin.
Okay, die Blende ist alleine für die Tiefenschärfe verantwortlich.
Es geht da nicht um schnell oder langsam und nur sehr begrenzt um Lichtstark.
Wähle die Blende so dass dein Objektiv die beste Schärfe hat (üblicherweise zw 8 und 11) und überlege dir was alles scharf sein sollen im Bild.
Willst du freistellen dann ran ans Motiv und Blende aufmachen.
Soll alles von vorne bis hinten scharf sein dann Abstand zum Motiv gewinnen und Blende zu machen.
Gerade am Kleinbild Sensor ist die Tiefenschärfe eher klein und im Urlaub wirst du selten weiter offen als Blende 8 fotografieren, denn man sieht sogar bei den 17mm und leicht abgeblendet dass bei dem Bild mehr Tiefenschärfe gut wäre.
Die Verschlusszeit gibt prinzipiell den dynamischen Eindruck im Bild vor.
Dabei gilt es zu überlegen was ist mein Motiv und was will ich scharf haben und wo will ich Bewegung rein bringen.
Beim Sport werden gerne mitzieher gemacht (besonders Motorsport), dabei wird das Auto scharf dargestellt aber durch die Bewegung der Linse gemeinsam mit dem Auto wird der Hintergrund verwischt.
Das selbe geht auch mit Wasser, kurze Verschlusszeiten frieren dir einzelne Spritzer ein und eine Brandung sieht damit dramatisch aus. Lange Verschlusszeiten geben dir die einen Wattigen Verlauf und das ganze wirkt extrem smooth.
Wenn wir jetzt dein Gebäude in den Palermo hernehmen. Das bewegt sich erstaunlich langsam
mit einem Stativ und sehr langen Verschlusszeiten kannst du die Besucher verschwinden lassen, wählst du jetzt etwas im Sekunden Bereich dann verschwimmen diese und der Platz wirkt belebter (und DSGVO konform)
Du hättest hier auch locker 1/60s nehmen können um die Leute scharf hin zu bekommen und nicht zu verwackeln.
Fußball hängt von der Brennweite ab, aber 1/500 sind meist gut möglich.
Natürlich hängt es auch sonst von der Brennweite ab.
- Stürzende Linien: Hab ich schon mal gehört. Aber: wie mache ich das? Vermutlich brauche ich dann 20 Minuten pro Bild ...
Bei der Aufnahme so mittig wie möglich stehen und die Kamera so wenig wie möglich kippen (also recht weit rauf)
Mit einem Tilt-Shift Objektiv kann man das gleich kompensieren, aber wer hat schon eins?
In der Nachbearbeitung können das die besseren Programme auch. Dabei muss aber genug Platz rund ums Motiv sein.
- Farbsättigung: Ist in der Tat Geschmacksache. Ich finde: das geht noch. Vor allem beim Vorher-Nachher-Vergleich.
Puh da sind wir persönlich auf zwei unterschiedlichen Skalen unterwegs
Mir viel zu stark und entspricht nicht meinem natürlichen Sehen. Aber verbuchen wir es mal unter künstlerische Freiheit.
- Der Himmel wirkt ungleichmäßig? Wie meinst du das? Ich habe keinen Filter verwenden. Ich regel oft nur die Luminanz (Helligkeit) herunter und die Sättigung hoch. So wirkt es schön sommerlich.
Die Ecken sind dunkler als der Rest und um die Wolken bzw Gebäude ist ein leichtes Halo zu sehen. Das kommt vermutlich von der doch starken Bearbeitung und der vign des Objektives.