AW: Leica und Zeissobjektive an Canon DSLR
Es gibt Leute, die auf das 90mm Summicron (präasphere) als Portraitlinse schwören, weil es bei Offenblende schön weich zeichnet und das Bokeh sehr cremig ist. Man sagt aber auch, dass es erst ab Blende 5.6 richtig scharf wird. Das trifft wohl ähnlich auf das 80mm Summilux zu, über das man wahre Lobeshymnen lesen kann.
Zur Euphorie kommen aber notwendige kritische Randbedingen. Diese Objektive sind nicht für das Digitalzeitalter konzipiert. Man darf da kein Pixelpeeping machen. Die Fokussierung ist kniffelig vor allem bei hochgeöffneten Objektiven mit geringer Tiefenschärfe und den (für Manuelfokus) lausigen Canon-Suchern. Vor allem, wenn man den hellen und glasklaren Sucher der Leicaflex SL gewohnt ist, kann man die Consumer-Canons völlig vergessen. Wohlgemerkt, es geht nur um die Eignung zum Manuelfokussieren.
Leute die viel Erfahrung mit dem Adaptieren von R-Linsen an Canon haben, sagen das nur Apo-Linsen an Canon 1er Serie sinnvoll verwendbar sind. Also eine 1ds Mark II oder Mark III und ein Apo-Makro-Elmarit 2.8/100 plus Leitax-Adapter mit Autoconfirm-Chip geben eine sinnvolle Kombination, die für Portraits wohl kaum zu toppen sein dürfte.
Ich fotografiere seit Jahren mit Leicaflex und älteren R-Linsen durchschnittlicher Qualität, besitze eine Canon-DSLR und adaptiere gelegentlich. Mein Fazit: die Original-Canon-Objektive sind sehr gut (wohlgemerkt: Festbrennweiten, "Redliner" und Macro-Objektive). Adaptieren lohnt nicht. Vor allem würde ich keine älteren Leica-Objektive kaufen, um sie an eine Consumer-DSLR zu adaptieren.
Als Alternative zum Leica R-Summicron 2.0/90 würde ich daher zunächts einmal das EF 2.0/135L ins Auge fassen und wenn es Leica-Glas sein muss, dann eher das R-Elmarit 2.8/90 (jüngere Version). Diese Linse gilt als die beste präaspheren Rechnung, die Leica für das R-System gemacht hat.