Ich habe einige Hochzeiten und zig Studioshootings mit Canon 5DIII gemacht und nutze nun primär die Fuji X-T2 dafür. Seit kurzem habe ich die X-H1 dazugekauft, mit der ich gerade noch Erfahrung sammele.
Meine Eindrücke bisher: Die 5DIII ist nach wie vor eine klasse Allrounder Vollformat. Bei ausreichendem Licht und mit guten Linsen ein Garant für klasse Ergebnisse.
Meine ist nun 5 Jahre alt und ich hatte so vor 2 Jahren meine beginnende Midlife Crisis mit ihr: Der AF sass meines Erachtens nicht mehr so, wie ich es kannte. Dazu kam, dass mir immer mehr die "alten" EF Linsen (Ich nutzte eigentlich sehr gerne das EF 50 1,4 USM) mangels Stabi und auch erst Schärfe ab Blende 2 auf den Geist gingen. JPGs bei Canon waren mir immer zu heikel, da ich gewohnt war per ETTR überzubelichten und nachher, in der RAW Bearbeitung, die Lichter etwas zu komprimieren. Tiefen mehr als 1 EV aufhellen - das mag die 5DIII nicht wirklich.
Es war also ein Mix aus leichter Frustration wegen AF Ungenauigkeit, den Mängeln der in den 90er Jahren entwickelten EF Linsen wie dem EF 50 1,4 USM und der Weigerung Canons, mir ein zeitgemäßes 50er zu liefern. Ich hatte gehofft, dass ein Pendant zum EF 35 f2 IS USM erscheint; eine Rechnung aus 2012 und eine absolute Top Linse, mit Stabi und sehr guter Schärfe bereits ab f2 - für 450 EUR.
Ich liess den AF in Willich bei Canon prüfen; die stellten NULL Ungenauigkeit fest. Zugegeben - ich bin pingelig - und testete nun die Tamrons SP 1.8er Reihe: Das 85er 1.8 SP VC kam zu meinem 70-200er 2.8 Tamron SP VC dazu und die Cam zeigte mir wieder, was sie kann. Ich stellte aber auch fest: Ich brauche den Stabi. Vielleicht zittere ich heute mehr als vor 5 Jahren - keine Ahnung. Das 45er 1.8 SP VC von Tamron kam dazu - und stellte mich in Sachen AF wieder leicht unzufrieden - gut 25% AF bedingter Ausschuss. Es ging zurück - und mein Frust über ein fehlendes gutes 50er blieb.
Zu der Zeit war Spiegelloses VF noch auschliesslich Sony - und dort die Generation der A7II, als ich mich dafür interessiert hatte. Die A7II ging für mich ergonomisch nicht; kein Vergleich zum Workhorse 5DIII, die ich auch quasi blind bediene und auch kenne. Allerdings hatte es mir die Fuji X-T1 sehr angetan - haptisch eine Wucht und echt klasse - aber seinerzeit 2017 - war sie mir gebraucht mit gut 600 Eur noch zu teuer.
Ich kaufte mir eine gute Gebrauchte X-E1 und einen Adapter für Minolta MD. Ein ewig altes MC 50 f2 wurde geputzt und genutzt. Der EVF war zwar etwas träge, aber durchaus brauchbar und Fokus Peaking klappte sehr gut. Die Einfachheit der Bedienung der X-E1 (kein Vergleich zu den ausufernden aktuellen Menüs der X-H1) gefiel mir auch und die BQ war bezüglich Farbneutralität Out Of Cam sehr gut.
Es gesellte sich sehr schnell ein XF 18-55er dazu und aus der X-E1 wurde eine X-E2. Die X-E2 war cool - aber sie hatte nicht die tollen JPGs der X-E1 (es sah - hmm... - "matter" und weniger "WOW" aus). Was aber war: Der AF war absolut ausreichend schnell (AF-S) und saß immer auf dem Punkt. Fuji machte mir Spaß. Und obwohl Lightroom 7 noch nicht so optimiert war für X-Trans, konnte man ja sehen was ein moderner Sensor für einen RAW Bearbeitungsspielraum hat.
Ich tauschte die X-E2 gegen eine X-T1 (mit Batteriegriff) und war / bin immer noch von ihr begeistert. AF dank Firmware 5.x mittlerweile auf gutem Niveau, Bedienung eingängig, Menüs noch nicht so überfrachtet wie heute und die BQ ist klasse. Meine Urlaubsfotos 2018 habe ich mit der Kombo 18-55er / X-T1 gemacht und es erinnerte mich an den Spaß, eine analoge Minolta X-G1 dabei zu haben; nur in modern. Die EOS 5DIII stand im Grunde nur noch rum.
Allerdings schielte ich im Spätsommer 2018 schon auf eine X-T2, die ja gerade - nach erscheinen der X-T3 - im Preis gefallen war. Ich konnte eine nagelneue für unter 900EUR ergattern - und nutzte sie nun auch als primäre Studiokamera. Der Fringer Adapter erlaubte mir das adaptieren der Canon EF Linsen und zum 18-55er kam endlich das langersehnte gute "50er", das Fuji XF 35 1.4 dazu.
Ich hatte nun meinen AF der immer sitzt; ein zeitgemäßes "50er" und tolle Haptik. Nur die Tatsache dass mir der IBIS ab und zu fehlte, liess mich jetzt noch zur X-H1 greifen - auch neu mit BG für etwas mehr als 900 EUR kam sie in sehr preiswerte Regionen.
Aber - zurück zu "real life": Ich habe einen ursprünglich beabsichtigten Verkauf meines Canon Equipments vertragt, weil ich dass System inzwischen so gut kenne und über 5 Jahre auch Linsen angesammelt habe, die Garant für tolle Bilder sind. Ich besitze nur noch drei Festbrennweiten (EF 35 f2 IS USM / Tamron 45 1.8 VC SP (Meine Dritte davon; diese hat einen 1a AF!) und mein Tamron 85 1.8 SP VC. Das 85er Tammy ist der beste Grund, das Canon System zu behalten.
Die Bildergebnisse der 5DIII mit diesen Linsen sind klasse. Die Blitztechnik für Canon habe ich aus meiner Strobistenzeit noch komplett. Und die Gebrauchtpreise der 5DIII sind im Keller. Da sie noch aussieht wie neu (nach 5 Jahren und 100.000 Bildern) habe ich auch keinen Grund sie abzustoßen.
Was nun? Ich werde zweigleisig fahren. Das Fuji 16-55er 2.8 ist als Hauptlinse für die X-H1 bald im Hause. Für Street möchte ich noch ein Fujinon 23 1.4 dazu nehmen und später dass 56 1.2 austesten. Meine Hochzeiten 2020 werde ich damit machen.
Und da kommt die X-H1 ins Spiel, wenn es zu Aufnahmen mit längerer Verschlusszeit kommen soll. Der IBIS ist supi - und genau so, wie ich es mir erhofft hatte.
Gerade mit den (unstabilisierten) Fuji Festbrennweiten eine klasse Option.
Sidekick: Ich frage mich auch immer wieder, ob es sinnvoll ist, sich stärker ins Fuji System zu investieren, wo doch Sony mit der A7III Generation quasi den ganzen Markt aufrollt. Aber wie schon weiter oben jemand schrieb: Auf der Suche nach dem heiligen Gral wird es immer etwas geben, was per Specs besser ist; im real life aber andere Nachteile hat.
Für mich ist Fuji momentan das attraktivste Zweitsystem zum Canon Workhorse. Und so wie ich es gemacht habe, würde ich es dem TO auch nahelegen: Behalte deine 5DIII; nimm testweise eine gute Gebrauchte X-T1 und zwei gute Fujicrons (23f2 / 50 f2) und sammle damit Erfahrung. Diese Investition kann man immer wieder recht neutral verlassen, wenn es doch das falsche sein sollte.
Am Ende machen wir ja Bilder. Und die Pix der 5DIII sind immer noch - wenn das Licht passt, die Dynamik nicht überreizt wird und der AF sitzt - absolut top. Das sollte man nicht vergessen, wenn man den aktuellen Hype um Auflösung und Dynamik sieht.