ophrys1
Themenersteller
Dias schnell digitalisieren - Umrüstsatz versus Eigenbau
Angeregt durch einen Beitrag von Herrn Beitinger auf seiner Homepage http://foto.beitinger.de/dias_digitalisieren/index.html und einigen Beiträgen hier im Forum, habe ich mich entschlossen, diese Methode auszuprobieren.
Nach mehr als 60 Jahren Naturfotografie im Bereich Pflanzen, Insekten und Spinnen haben sich ca. 30.000 Dias angesammelt. Viele davon sind Makroaufnahmen und natürlich kommen auch noch Fotos von vielen Reisen, den Kindern usw. hinzu. Ich habe nun keineswegs vor, alle Dias zu digitalisieren. Aber für einen Vortrag alte Fotos gemeinsam mit neuen Bildern in einer PowerPoint-Präsentation vorzuführen oder die alten Kinderbilder in digitalisierter Form wieder zur Verfügung zu haben, das ist schon sehr verlockend. Allerdings schien mir der Preis von 65 € für den Umrüstsatz gemessen am Lieferumfang etwas hoch. Das Testdia braucht man nicht, ein Graudia kann man leicht selbst herstellen, die Lampe muss auch nicht ausgewechselt werden, was bleibt ist eigentlich nur die Mattscheibe. Das sollte doch wohl auch einfacher gehen. Alles Folgende gilt im engeren Sinne nur für den Pradovit P300. Da die Lampenkästen aber alle sehr ähnlich konstruiert sind, können meine Erfahrungen etwas modifiziert sicher auch bei vielen anderen Projektoren angewandt werden.
Zunächst sah ich mir den Lampenkasten des P300 etwas genauer an. Vor der Lampe sieht man eine dicke, plankonvexe Linse. Dieser Kondensor sorgt für die Streuung des Lichtes der relativ kleinen Glühwendel auf die ganze Fläche. Davor sitzt der grünlich eingefärbte Wärmeschutzfilter. Als nächstes sieht man einen schwarzen Rahmen aus Stahlblech. Er begrenzt den Strahlengang mit seiner Öffnung auf 47 x 47 mm und verhindert Reflexionen. Als Letztes sieht man eine bikonvexe Linse. Diese zweite Kondensorlinse muss entfernt werden. Alle Teile werden mit etwas Spiel durch seitliche Führungsnuten fixiert. Sie müssen sich bei der Erwärmung ausdehnen können. Nach dem Entfernen des vorderen Kondensors war die erste Hürde zu nehmen. Am Rand hat diese Linse eine Stärke von nur 2,3 mm. Anrufe bei drei verschiedenen Glasern bestätigten meine Vermutung: „Ja, Überfangglas (Milchglas) haben wir da, aber nur in 4 mm Stärke“. Es müsste also vom Glaser an den senkrechten Seiten der Mattscheibe je eine 2 mm starke Fassette angeschliffen werden, damit die Mattscheibe in die Nuten passt. Es gab aber noch eine weitere Möglichkeit. Da war ja noch der schwarze Stahlrahmen. Ob die Mattscheibe etwas weiter vorn oder hinten sitzt, ist völlig gleichgültig. Von ihr werden ja keine besonderen optischen Eigenschaften erwartet, sie soll lediglich opak sein und das Licht gut streuen.
Bei einem Glaser in der Nähe ließ ich mir die Mattscheibe aus Überfangglas mit den Maßen 52 x 62 mm zuschneiden. Mit 3 € in die Kaffeekasse war ich meinem Ziel schon deutlich näher gekommen. Aus Kunststoff baute ich mir eine winkelförmige Halterung, mit der ich die Mattscheibe in dem Rahmen fixierte. (Foto 1) Zwei Stunden nach dem ersten Blick in den Lampenkasten war mein Projektor umgebaut.
Nun musste ein Graudia her. Meine erste Idee war, in Photoshop eine neue Ebene zu öffnen, sie mit Neutralgrau zu füllen und dieses Bild vom kalibrierten Monitor mit einem Diafilm zu fotografieren. Es ging aber noch etwas einfacher. Wo die Lichtmenge der 250 W-Lampe reduziert wir, ist ja völlig gleichgültig. Da war doch noch irgendwo im Fotoschrank ein Graufilter, Faktor 4, mit 55 mm Durchmesser. Das passte genau auf das Tamron SP Di 90/2,8 Macro 1:1. Dieses Objektiv habe ich zusammen mit der Nikon D 80 gekauft, als ich meine Nikon F100 in den Ruhestand geschickt habe. Und noch etwas kam zum Vorschein. Ein uralter Einstellschlitten von Novoflex. Bingo!
Im Keller fand ich schnell ein Stück Spanplatte, an der rechten Seite und hinten rechts wurde als Anschlag ein Stück Allu-Blech angeschraubt. Wenn ich den Projektor hinten rechts bis zu Anschlag in die Ecke schiebe, hat er immer die gleiche Position. Dann habe ich mit einem Winkel vom Rand des Projektorobjektivs aus die Entfernung zur rechten Seite und auch die Höhe der optischen Achse ausmessen. Bis zum Anschlag sind es 138 mm, in der Höhe 44 mm. Nun konnte ich den Einstellschlitten befestigen und fertig war die Kiste. (Foto 2)
Auf den ersten Platz im Diamagazin kam ein Leerrahmen, danach folgten weitere Dias, alle quer, für den ersten Versuch. Den Leerrahmen habe ich an den vier Innenseiten mit Hilfe einer Dreikantfeile mit kleinen v-förmigen Kerben versehen. Sie helfen beim genauen Ausrichten der Kamera. Beim Leerrahmen wurde mit aufgesetztem Graufilter ein manueller Weisabgleich der beleuchteten Mattscheibe gemacht. Beim zweiten Dia wurde fokussiert und danach der Autofokus abgeschaltet. Den Graufilter habe ich nach dem Weisabgleich nicht abgenommen sondern alle Dias damit fotografiert. Bei ISO 100 und Zeitautomatik kam ich bei Blende 16 je nach Dichte des Dias auf Zeiten von etwa 1/125 sek. Als Speicherung habe ich NEF (RAW) gewählt. Bei einem 50er-Magazin dauert der Vorgang etwa 3 bis 4 Minuten. (Foto 3)
Die erste Serie wurde auf den PC übertragen und zunächst galt mein Interesse der Helligkeitsverteilung. Schließlich wurde der zweite Kondensor entfernt und an seiner Stelle die Mattscheibe eingesetzt. Bei dem Leerdiarahmen habe ich nicht nur den Weißabgleich gemacht sondern auch ein Bild von der Mattscheibe geschossen. Dieses Bild habe ich mit Photoshop CS2 geöffnet und mit der Pipette die LAB-Helligkeit an verschiedene Stellen gemessen. Ob in den Ecken, im Zentrum oder dazwischen, die Schwankungen waren immer kleiner als 2,7 %. Das ist ein Wert, der in der Praxis absolut unsichtbar ist.
Obwohl mir klar war, dass bei dieser Methode die Qualität ausschließlich von der Güte des Makroobjektivs abhängt, war ich doch überrascht, wie gut die digitalisierten Bilder sind. Ein leichtes Nachbearbeiten in Photoshop, also beschneiden, eventuell eine Tonwertkorrektur, Staub entfernen und leichtes Schärfen war meistens schon alles. Vorausgesetzt, das Dia hat auch das nötige Potential. Das Makrofoto eines Ausschnitts aus einem Schmetterlingsflügel im Maßstab 4:1 (Papilio machaon) zeigt, was mit dieser Methode möglich ist. Bei diesem Maßstab erkennt man schon die einzelnen Schuppen recht gut und kann die Schärfe nach dem Digitalisieren gut beurteilen. (Foto 4) Die Ergebnisse standen denen, die ich bei Bekannten mit den gleichen Dias auf einen Nikon-Scanner habe machen lassen, in nichts nach.
Fazit: Wer in seiner Handwerkskiste lediglich einen Korkenzieher und eine Nagelfeile hat, ist mit einem Umrüstsatz sehr gut bedient. Wer handwerklich geschickt ist, kann sicher in vielen Fällen auch ohne Umrüstsatz zu sehr gute Ergebnissen kommen. Bei mir hielt sich der Aufwand in Grenzen. Ein Vormittag Arbeit und Kosten von 3 €.
ophrys1
Angeregt durch einen Beitrag von Herrn Beitinger auf seiner Homepage http://foto.beitinger.de/dias_digitalisieren/index.html und einigen Beiträgen hier im Forum, habe ich mich entschlossen, diese Methode auszuprobieren.
Nach mehr als 60 Jahren Naturfotografie im Bereich Pflanzen, Insekten und Spinnen haben sich ca. 30.000 Dias angesammelt. Viele davon sind Makroaufnahmen und natürlich kommen auch noch Fotos von vielen Reisen, den Kindern usw. hinzu. Ich habe nun keineswegs vor, alle Dias zu digitalisieren. Aber für einen Vortrag alte Fotos gemeinsam mit neuen Bildern in einer PowerPoint-Präsentation vorzuführen oder die alten Kinderbilder in digitalisierter Form wieder zur Verfügung zu haben, das ist schon sehr verlockend. Allerdings schien mir der Preis von 65 € für den Umrüstsatz gemessen am Lieferumfang etwas hoch. Das Testdia braucht man nicht, ein Graudia kann man leicht selbst herstellen, die Lampe muss auch nicht ausgewechselt werden, was bleibt ist eigentlich nur die Mattscheibe. Das sollte doch wohl auch einfacher gehen. Alles Folgende gilt im engeren Sinne nur für den Pradovit P300. Da die Lampenkästen aber alle sehr ähnlich konstruiert sind, können meine Erfahrungen etwas modifiziert sicher auch bei vielen anderen Projektoren angewandt werden.
Zunächst sah ich mir den Lampenkasten des P300 etwas genauer an. Vor der Lampe sieht man eine dicke, plankonvexe Linse. Dieser Kondensor sorgt für die Streuung des Lichtes der relativ kleinen Glühwendel auf die ganze Fläche. Davor sitzt der grünlich eingefärbte Wärmeschutzfilter. Als nächstes sieht man einen schwarzen Rahmen aus Stahlblech. Er begrenzt den Strahlengang mit seiner Öffnung auf 47 x 47 mm und verhindert Reflexionen. Als Letztes sieht man eine bikonvexe Linse. Diese zweite Kondensorlinse muss entfernt werden. Alle Teile werden mit etwas Spiel durch seitliche Führungsnuten fixiert. Sie müssen sich bei der Erwärmung ausdehnen können. Nach dem Entfernen des vorderen Kondensors war die erste Hürde zu nehmen. Am Rand hat diese Linse eine Stärke von nur 2,3 mm. Anrufe bei drei verschiedenen Glasern bestätigten meine Vermutung: „Ja, Überfangglas (Milchglas) haben wir da, aber nur in 4 mm Stärke“. Es müsste also vom Glaser an den senkrechten Seiten der Mattscheibe je eine 2 mm starke Fassette angeschliffen werden, damit die Mattscheibe in die Nuten passt. Es gab aber noch eine weitere Möglichkeit. Da war ja noch der schwarze Stahlrahmen. Ob die Mattscheibe etwas weiter vorn oder hinten sitzt, ist völlig gleichgültig. Von ihr werden ja keine besonderen optischen Eigenschaften erwartet, sie soll lediglich opak sein und das Licht gut streuen.
Bei einem Glaser in der Nähe ließ ich mir die Mattscheibe aus Überfangglas mit den Maßen 52 x 62 mm zuschneiden. Mit 3 € in die Kaffeekasse war ich meinem Ziel schon deutlich näher gekommen. Aus Kunststoff baute ich mir eine winkelförmige Halterung, mit der ich die Mattscheibe in dem Rahmen fixierte. (Foto 1) Zwei Stunden nach dem ersten Blick in den Lampenkasten war mein Projektor umgebaut.
Nun musste ein Graudia her. Meine erste Idee war, in Photoshop eine neue Ebene zu öffnen, sie mit Neutralgrau zu füllen und dieses Bild vom kalibrierten Monitor mit einem Diafilm zu fotografieren. Es ging aber noch etwas einfacher. Wo die Lichtmenge der 250 W-Lampe reduziert wir, ist ja völlig gleichgültig. Da war doch noch irgendwo im Fotoschrank ein Graufilter, Faktor 4, mit 55 mm Durchmesser. Das passte genau auf das Tamron SP Di 90/2,8 Macro 1:1. Dieses Objektiv habe ich zusammen mit der Nikon D 80 gekauft, als ich meine Nikon F100 in den Ruhestand geschickt habe. Und noch etwas kam zum Vorschein. Ein uralter Einstellschlitten von Novoflex. Bingo!
Im Keller fand ich schnell ein Stück Spanplatte, an der rechten Seite und hinten rechts wurde als Anschlag ein Stück Allu-Blech angeschraubt. Wenn ich den Projektor hinten rechts bis zu Anschlag in die Ecke schiebe, hat er immer die gleiche Position. Dann habe ich mit einem Winkel vom Rand des Projektorobjektivs aus die Entfernung zur rechten Seite und auch die Höhe der optischen Achse ausmessen. Bis zum Anschlag sind es 138 mm, in der Höhe 44 mm. Nun konnte ich den Einstellschlitten befestigen und fertig war die Kiste. (Foto 2)
Auf den ersten Platz im Diamagazin kam ein Leerrahmen, danach folgten weitere Dias, alle quer, für den ersten Versuch. Den Leerrahmen habe ich an den vier Innenseiten mit Hilfe einer Dreikantfeile mit kleinen v-förmigen Kerben versehen. Sie helfen beim genauen Ausrichten der Kamera. Beim Leerrahmen wurde mit aufgesetztem Graufilter ein manueller Weisabgleich der beleuchteten Mattscheibe gemacht. Beim zweiten Dia wurde fokussiert und danach der Autofokus abgeschaltet. Den Graufilter habe ich nach dem Weisabgleich nicht abgenommen sondern alle Dias damit fotografiert. Bei ISO 100 und Zeitautomatik kam ich bei Blende 16 je nach Dichte des Dias auf Zeiten von etwa 1/125 sek. Als Speicherung habe ich NEF (RAW) gewählt. Bei einem 50er-Magazin dauert der Vorgang etwa 3 bis 4 Minuten. (Foto 3)
Die erste Serie wurde auf den PC übertragen und zunächst galt mein Interesse der Helligkeitsverteilung. Schließlich wurde der zweite Kondensor entfernt und an seiner Stelle die Mattscheibe eingesetzt. Bei dem Leerdiarahmen habe ich nicht nur den Weißabgleich gemacht sondern auch ein Bild von der Mattscheibe geschossen. Dieses Bild habe ich mit Photoshop CS2 geöffnet und mit der Pipette die LAB-Helligkeit an verschiedene Stellen gemessen. Ob in den Ecken, im Zentrum oder dazwischen, die Schwankungen waren immer kleiner als 2,7 %. Das ist ein Wert, der in der Praxis absolut unsichtbar ist.
Obwohl mir klar war, dass bei dieser Methode die Qualität ausschließlich von der Güte des Makroobjektivs abhängt, war ich doch überrascht, wie gut die digitalisierten Bilder sind. Ein leichtes Nachbearbeiten in Photoshop, also beschneiden, eventuell eine Tonwertkorrektur, Staub entfernen und leichtes Schärfen war meistens schon alles. Vorausgesetzt, das Dia hat auch das nötige Potential. Das Makrofoto eines Ausschnitts aus einem Schmetterlingsflügel im Maßstab 4:1 (Papilio machaon) zeigt, was mit dieser Methode möglich ist. Bei diesem Maßstab erkennt man schon die einzelnen Schuppen recht gut und kann die Schärfe nach dem Digitalisieren gut beurteilen. (Foto 4) Die Ergebnisse standen denen, die ich bei Bekannten mit den gleichen Dias auf einen Nikon-Scanner habe machen lassen, in nichts nach.
Fazit: Wer in seiner Handwerkskiste lediglich einen Korkenzieher und eine Nagelfeile hat, ist mit einem Umrüstsatz sehr gut bedient. Wer handwerklich geschickt ist, kann sicher in vielen Fällen auch ohne Umrüstsatz zu sehr gute Ergebnissen kommen. Bei mir hielt sich der Aufwand in Grenzen. Ein Vormittag Arbeit und Kosten von 3 €.
ophrys1