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Bildaufbau Teil 1:

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

bsm

Themenersteller
Hallo,

ich bin ja schon mehrfach darum gebeten worden etwas von dem Rohmaterial zum Bildaufbau zur Verfügung zu stellen. Dem sei hiermit entsprochen, wenn noch merh erwünscht ist, poste ich in Zukunft noch mehr auch zu Wunschthemen.

Leider lassen sich keine grösseren pdfs hochladen

Gruss
Boris


Essays zum Bildaufbau:
Von Boris Sven Marberg 2006 - Copyright

Teil 1 – Einführung:

Nach etlichen Diskussionen zur Thematik wurde ich von verschiedenen im Fotografischen interessierten darauf angesprochen, ob ich nicht etwas zum Bildaufbau und den dahinter stehenden Konzepten, Ideen und Grundregeln schreiben kann. Dem möchte ich hier genüge tun. Die Texte basieren auf Unterrichtsmaterial, welches ich für Workshops im fotografischen und kreativen allgemein erstellt habe. Das gesamte Material umfasst jetzt etwa zwei Leitz-Ordner. Ich werde hier ausschnitthaft auf einzelne Gesichtspunkte eingehen. Gerne werde ich Fragen zu den Texten beantworten und mich der Diskussion stellen.

Motivation:

Im Laufe der Jahre, in denen ich mich mit Fotografie auseinander gesetzt habe, entwickelte ich ein Bedürfnis mich intensiver damit zu beschäftigen, warum Bilder eine bestimmte Wirkung in ihrer Erscheinungsform haben, und mit welchen Techniken ich selbst bei meinen eigenen Bildern die gewünschtem Ergebnisse erzielen oder verstärken kann und inwiefern sich Ideen in der Gestaltung von Bildern, die ich betrachte widerspiegeln und deren Aussage und Ästhetik beeinflussen.
Sehr schnell musste ich feststellen, dass ich mit einer oberflächlichen Betrachtung der bildnerischen Mitteln der Tiefe der Thematik nicht gerecht werden kann. Was folgte war ein tiefer Einstieg in Prinzipen, Wirkungsweisen und Konzepte der Visualität im Allgemeinen und des Bildes im Besondern.

Was ist ein Bild:

Ein Bild ist visuelle Widergabe und Wahrnehmung.

Stichworte:

Um eine einheitliche Diskussion zu ermöglichen ist es wichtig, von Begriffen auszugehen, die weitestgehend definiert und mit einem allgemeingültigen Inhalt ausgefüllt sind. Sicher werden einige diese Begriffe aus ihrem eigenen Verständnis her anders definieren, was ja auch legitim ist, nur sollte auf Begriffsdefinitionen zurückgegriffen werden, die nachvollziehbar und gängig sind, um nicht Gefahr zu laufen, dass Missverständnisse auftreten. Deshalb hier ein paar Definitionen, wie sie in der Kunstgeschichte, in der wissenschaftlichen künstlerischen Lehre und in Kunstkritik verwendet werden. Dabei habe ich mich auf Standardwerke in diesen Bereichen gestützt.

Gestaltung:
Fotografie als Medium ist ein Prozess der Gestaltung und der Fixierung von visueller Wahrnehmung. Dabei ist Gestaltung als weiter Begriff zu verstehen, der eine bewusste und verändernde Einflussnahme auf die ästhetische Erscheinung des vorhandenen Visuellen Einfluss nimmt. Die Fixierung dieses Prozesses im Rahmen der Fotografie findet seinen Niederschlag in der Belichtung und Ausarbeitung des Fotografischen Werkes.

Bildnerische Mittel:
Der Begriff umfasst alle Mittel, die der Veranschaulichung von Gedanken, Vorstellungen und Erfahrungen im Bild dienen, ohne im Allgemeinen auf die technische Verwirklichung des Mittels einzugehen.

Bildnerische Elemente:
Bildnerische Elemente sind Bildnerische Mittel, die ein konkret visuelles Element der Gestaltung sind. Insbesondere sind dies Punkt, Linie, Fläche und Farbe, sowie die entsprechenden Kontrastbeziehungen dieser Elemente, welche durch die Gestaltung zu einer zusammenhängenden Bildordnung zusammengefasst werden.

Bildnerisches Denken:
Ein von Paul Klee („Das bildnerische Denke“ und bearbeitet von Jürg Spiller, 1956) elaborierter Begriff. Er beschreibt den reflektierten Umgang mit den bildhaften Elementen und deren Beziehungen zueinander in Hinblick auf eine visuelle Aussage im Bild. In der Erweiterung umfasst der Begriff jeden planmässigen Umgang mit dem visuellen, der ohne sprachlichen Einbezug zur Veranschaulichung von Vorstellungen, Gedanken und Erfahrungen in Bildern führt.

Bildordnung:
Die Bildordnung ist die Anordnung der bildnerischen Mittel zu einer beziehungsreichen ganzen Komposition. Sie unterliegt in der Historie den entsprechenden Gestaltungslehren der „jeweiligen“ Stilrichtungen und beschreibt die dem Stil und der dahinter liegenden Ordnung entsprechende Wertigkeit anhand von objektivierten Charakterisierungen und bildet oftmals die Grundlage für die Bildanalyse.

Die Fläche und ihre Begrenzung als Urform des bildnerischen Mittels

Grundsätzlich ist ein Bild zweidimensional in Abgrenzung zur „schönen Kunst“ der Bildhauerei, die im Raum wirkt. Da uns nicht in dieser zweidimensionalen Ausdrucksweise endloser Raum zur Verfügung steht, und wir Grenzen unterliegen, in denen wir Bilder gestalten können, ergibt sich zwangsweise, dass die Grundlage unseres Werkes stets die Fläche ist. Diese ist abgetrennt von der restlichen, den Rahmen bildenden Umgebung zum Bild, welcher allerdings auch in Bezug zum Werk stehen kann.

Es stellt sich nun die Frage, in welchem Verhältnis diese Umrandung, Grenze zu sich selbst, oder zu anderen Abgrenzungen steht, und welche „Formate“ sich hieraus ergeben (Format in diesem Sinn ist nicht im erweiterten - konzeptionellen - Sinne zu verstehen).

Denkbar ist dabei, dass das Bild durch eine freie Kante abgegrenzt wird (in den ersten Jahrzehnten gab es durchaus z.B. runde Bilder, oder zumindest durch mindestens drei gerade Kanten, wobei üblicherweise 4 Seiten die Masse der Bilder begrenzt. Format ist von der Grösse abgesehen das Verhältnis der jeweiligen Seiten zueinander. In der zeitgenössischen Fotografie werden diverse standardisierte Aufnahmeformate verwendet, die dann die Grundlage für eine weitere Bearbeitung (Bildschnitt) bilden können.

Gängig sind folgende Aufnahmeformate:

Kleinbild 24*36mm (Verhältnis 2:3)

Mittelformat (alle Rollfilme mit 6cm Ausgangsmass)
6*4,5cm, 6*6cm; 6*7cm, 6*9cm, 6*17 oder 18cm)
(Verhältnisse - 3:4; 1:1; 6:7; 2:3,…)

Daneben sind noch die Grossformate 4 auf 5“ und 9*18 vertreten.

Interessanterweise, spiegeln sich diese Verhältnisse und Formate nicht in der Wiedergabe. Es zeigt sich, dass in der industrialisierten Reproduktion stets stumpfere Formate gewählt werden, je grösser der Abzug ausbelichtet wird, was mit der Sinneswahrnehmung und –Wirkung zu tun hat.

All diesen Formaten und Verhältnissen eigen ist, dass jeweils zwei Parallelenpaare das Bild eingrenzen. Hieraus entstehen Spannungsverhältnisse und Kontrastbezüge, die auf die gesamte Bildordnung und auf den Einsatz von bildnerischen Elementen Einfluss haben.

Neben diesen vier, quasi ausserhalb des Bildes liegenden Linien entstehen automatisch zwei weitere Linien, die das Bild prägen. Die zentralen Diagonalen. Sie gehen jeweils von den Ecken zur gegenüberliegenden Ecke, und werden aus westlich europäischer Sicht (da wir von links nach rechts lesen und auch so Bilder tradiert betrachten) Steigende (unten links nach oben rechts) und Fallende (oben links nach unten rechts) genannt.

Mit diesen nun schon jedem Bild sieben immer zugehörigen bildnerischen Mitteln („Grund“-Fläche und Linien incl. der Diagonalen) haben wir die Urform des Bildes vor uns, wenn wir von freien Formgebungen absehen.

Diagonalen und Kanten des Bildes:

Dabei ist der Charakter der jeweiligen im Grundbild angelegten Diagonalen abhängig vom gewählten Aufnahme-, bzw. Widergabeformat. Je stumpfer in der Breite das Bildformat ist, desto steiler und damit in der Wirkung dominanter ist die Diagonale. Ebenso ist das Kontrastverhältnis zur den angrenzenden Kanten vom Winkel der Diagonalen abhängig.
Dabei bleibt erstmal aussen vor, ob diese Diagonalen im Bild überhaupt als bildnerisches Element sichtbar gemacht werden.

Abb.1

Die steigende Diagonale:
Sie wird üblicherweise von den Rezipienten in Kulturkreisen, die von links nach rechts lesen als spannungsgeladen, das Bild dynamisch in zwei Flächen teilen wahrgenommen. Dabei lässt sie alles überhalb aus dem Bild fallen oder verdrängt, während sie sich über die untere Fläche erhebt. Es entsteht eine Flucht des Motivs aus dem Bild nach links heraus. Der Wahrnehmungsschwerpunkt wird im konkreten Bild (also wenn keine weiteren bildnerischen Elemente in der oberen Fläche sind nach unten rechts verlagert, wo die entstehende Fläche ihre ausgeglichene Mitte findet.

Die fallende Diagonale:
Hier verlagert sich der Wahrnehmungsschwerpunkt in die obere linke Ecke, von wo aus die Diagonale ihren Ursprung nimmt. Hier hat die Diagonale auch ihre stärkste Wirkung, die von da an je nach Winkel, beruhigend abfällt und den Betrachter in das Bild hineinzieht. Auch sie teilt logischerweise das Bild in zwei Flächen. Die untere wird zunehmend nach unten aus dem Bild herausgedrängt, während die obere immer mehr an Bedeutung Gewinnt, wenn man das Bild betrachtet.

Linienverlauf:
Wie schon angesprochen, betrachten wir im westlichen Kulturkreis über das geschriebene geprägt auch Bilder tendenziell am ehesten von links oben, nach rechts unten. Die fallende Diagonale liegt also genau auf dem Blickwinkel, den unser Auge üblicherweise automatisch zu verfolgen sucht, wenn wir spontan ein neues Bild betrachten. Dieses verstärkt noch die Wirkung der fallenden Diagonale – das ausgleichende, da der Betrachter nicht in seiner üblichen Blickwanderung „gestört“ wird.

Winkel:
Die jeweilige Wirkung der Diagonalen wird am dramatischsten von dem gewählten Format beeinflusst. Eine nahezu neutrale Wirkung entfalten die Diagonalen, die sich dann im Bild nahezu aufheben (abgesehen von unserer angewöhnten Sehgewohnheit) im quadratischen Format. Je steiler der Winkel ausfällt, desto deutlicher kommt die Wirkung zum Tragen. Im Hochformatbild, wirken also die Diagonalen wesentlich intensiver, als im Panorama-Querformat, wo für die Bildbetrachtung in der Breite mehr Raum zur Verfügung steht (Linienkontraste und Spannungsverhältnisse der begrenzenden Kanten).

Fläche und Line – ein Wechselspiel:

Diese beiden bildnerischen Elemente gehen zwangsweise Hand in Hand, da die Fläche erst durch die (trennende) Linie entsteht. Bei den Linien im Bild unterscheidet man zwischen durchgehenden Linien, deren Enden also ausserhalb des eigentlichen Bildes liegen, und integralen Linen, die im Bild beginnen oder enden.
Weiterhin unterscheidet man zwischen geraden Linien und gebogenen Linien (Kurven), ebenso wie zwischen optischen Linien und echten Linen. Unter optischen Linien versteht man Elemente, die erst in ihrer Reihung vom Betrachter als Line wahrgenommen werden.

Abb.2

Linien teilen Flächen, ohne selbst zur Fläche zu werden. Ist die Linie als derart markant ausgeprägt, dass sie selbst zu einer dominanten Fläche wird, zerfällt sie folglich in die Fläche begrenzende neue Linien und eine weitere Fläche.

Wenn eine Linie also eine Fläche in zwei trennt, geschieht das entweder horizontal, vertikal, oder in freier Linienführung. Die neu entstandenen Flächen stehen in Bezug zu einander und bilden einen Kontrast. Oft kann dieser Kontrast, oder dieses Bezug auch in ein bestimmtes Verhältnis gesetzt werden. Oft wird hierbei eine interessante mathematische Konstruktion herangezogen, die in der Allgemeinheit oft als besonders harmonisch betrachtet wird – zum Beispiel der „Goldene Schnitt“. Flächenverhältnisse allerdings lediglich auf solch einen kleinsten Nenner zu reduzieren würde der Natur der Flächen nicht gerecht werden und mannigfaltige Spielarten völlig Aussen vor lassen (Dynamik, Rhythmik, Assoziation,…), die sich gerade in den letzten Jahrhunderten herausgebildet haben. Der „Goldene Schnitt“ ist zumindest seit der Spätrenaissance zwar nicht überholt, aber doch weitestgehend relativiert, was mit neue entstandenen Bildordnungen zusammenhängt sich allerdings noch hartnäckig bis jetzt hält.

Durch die Unterteilung der Grundfläche mittels Line oder mehrer Linien entstehen im Bild Spannungsverhältnisse und eine spezifische Flächenaufteilung. So passen in ein Bild im Verhältnis 2:3 jeweils sechs gleich grosser Quadrate durch eine Horizontale und zwei Vertikalen, und im Bild im Format 3:4 zwölf identische Quadrate. Die Bildaufteilung anhand von gleicher Quadrate erleichtert die Positionierung des Motivs oder der Motive im Bild und der Bildordnung nach. Darüber hinaus erleichtert es auch einen klaren und zugänglichen Bildzugang dem Betrachter zu erlauben.

Punkt und Spannungsverhältnis:

Ein weiteres markantes und wichtiges bildnerisches Element ist der Punkt. Gerade in der Kunst und im Designbereich hat der Punkt eine entscheidende Auseinandersetzung im letzten Jahrhundert erfahren. Insbesondere sei hier auf Kandinsky und die Bauhausschule hinzuweisen. Der Punkt hebt sich von der Fläche ab, ohne selbst zur Fläche zu werden, womit die Frage individuell aufgeworfen wird, ab welcher wahrnehmbaren Grösse er noch als Punkt anzusehen ist. Der Punkt zieht optisch auf der Fläche stehst den Blick auf sich und ist entweder Ausgangspunkt, Ende, oder teilendes Element in der Linienführung oder in der Gesamtkomposition des Bildaufbaus. An den Punkten orientiert sich der Betrachter um sich das Bild und dessen Inhalt zu erschliessen. Der Punkt muss nicht zwanghaft rund sein, vielmehr charakterisiert er sich durch die Grösse und die Abgrenzung zur umgebenden Fläche.
Seine Position zu den umliegenden Kanten eröffnet ein Spannungsverhältnis, welches den Regeln der Kontraste und der Rhythmik unterliegt. Ist er im Verhältnis relativ gross zu den Distanzen zu den Kanten, so wirkt er sehr dominant und prägend, wohingegen wenn er sehr klein ist, sehr akzentuiert ist und geradezu in der Fläche verloren geht. Die kürzere Strecke zu den Kanten ist dabei aggressiver, als die längere. Er teilt auch die (gedachte) Line zwischen den beiden gegenüberliegenden Kanten, je nach spezifischem Verhältnis – einen Kontrast bildend.

Mehrere Punkte im Bild stehen auch wieder in einen Spannungs- und Konkurrenzverhältnis. Gereiht können sie sich auch zu einer optischen Linie ausprägen.

Abbildung 3.

Punkte können die Linien- und Blickführung im Bild unterstützen, oder gewollt stören.

Edit: Tippfehler teilweise rausgemacht
 
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