Das Kalibrieren und Profilieren des eigenen Monitors ist als Vorbereitung jeder Bildbearbeitung und -beurteilung auf jeden Fall sinnvoll. So weiß man wenigstens, wo man selber steht - auch wenn anderer Leute Geräte weniger präzise sind.
Man könnte also nicht etwa Farben, eine Gestaltung wählen, die weniger anfällig für ungewünschte Darstellungen wären, was wohl natürlich ohnehin recht sinnlos wäre, darauf die Gestaltung auszurichten.
Im Groben kann man sowas schon versuchen - insbesondere für Bilder, wo es mehr auf Zweckmäßigkeit ankommt als auf Schönheit.
Es gibt insbesondere drei Bereiche, wo unterschiedliche Darstellungen auf unterschiedlichen Geräten/Browsern sichtbar werden:
- Allgemeine Farbstiche
- Zu hohe oder zu niedrige Farbsättigung
- Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit von Details in dunklen Bildbereichen
Allgemeine Farbstiche (die das komplette Bild betreffen) sind gar nicht so schlimm und bedürfen daher meist keiner Korrektur. Man bemerkt sie in erster Linie im Direktvergleich, also wenn man mehrere Monitore direkt nebeneinander stellt. Schaut man nur auf einen dieser Bildschirme, gewöhnen sich die Augen dran und das Gehirn kompensiert automatisch.
Tatsächlich beherrschen Menschen gar kein absolutes Farbsehen, sondern interpretieren die Farben - innerhalb gewisser Grenzen - auf Basis von von Erfahrungswerten und Umgebungsfarben. Nur in Extremfällen klappt das nicht mehr.
Beim Kalibrieren von Monitoren gibt es übrigens auch keine festen Werte für die Grundfarbe ("Weißpunkt"), sondern man kann hier verschiedene Farbtemperaturen wählen - idealerweise passend zum Licht der Umgebung des Monitors, damit das Auge sich nicht dauernd umstellen muss. Dasselbe gilt sinngemäß für die Helligkeit.
Zu hohe/niedrige Farbsättigung hat man immer dann, wenn der Monitor höhere oder niedrigere Farsättigungen erlaubt als das Bild laut Arbeitsfarbraum-Definition haben soll
und keine Kompensation durch ein Farbmanagement stattfindet. Früher hatten Computermonitore meist Farbräume in der Größenordnung von sRGB; wenn der Webdesigner auf seinem kalibrierten/profilierten Monitor seine Bilder in sRGB anlegte, stimmte darauf zumindest die grobe Farbgebung auf anderer Leute Computer. Ältere Notebooks hatten allerdings oft recht schwache Sättigungen und heutige Smartphones/Tablets neigen zu stärkeren Sättigungen - also da schauen sRGB-Bilder dann schon ein bisschen übersättigt aus.
Funktionierendes Farbmanagement gab es lange Zeit nur in PCs/Notebooks mit Windows oder MacOS. Inzwischen gibt es zumindest Ansätze für die Mobilgeräte - aber Standard ist es noch lange nicht.
Wenn man nun keinen Zugriff auf die Geräte der Betrachter hat, kann man immerhin überlegen, was man am dringendsten verhindern möchte. Mal angenommen, ich möchte unbedingt hohe Farbsättigungen vermeiden und im Zweifelsfall lieber zu blasse als zu satte Farben haben, dann kann ich die Bilder in einem größeren Farbraum als sRGB anlegen (z. B. AdobeRGB oder gar WideGamutRGB) und dieses Profil natürlich auch einbetten. Auf Computern mit Farbmanagement sehen sie dann genauso aus wie immer, auf Geräten ohne Farbmanagement eher etwas blasser.
Das Ganze bringt, wie gesagt, nur eine sehr grobe Abhilfe und funktioniert dann am besten, wenn Sättigungen insgesamt hoch oder niedrig sind. In der Praxis kommen auch Geräte mit "einseitigen" Sättigungsabweichungen vor, z. B. Geräte mit übersättigtem Grün-Bereich, während Rot und Blau immer noch sehr nah am sRGB-Standard liegen. Gegen sowas ist man ohne Farbmanagenment relativ machtlos.
Die
Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit von Details innerhalb dunkler Bildbereiche wird durch zwei Faktoren beeinflusst: die Gammakurve des Monitors und die Umgebungshelligkeit. Auf einem System mit Farbmanagement wird die Helligkeitsverteilung normalerweise angepasst. Auf Systemen/Geräten ohne Farbmanagement ist das immer etwas Glückssache. Es können dann dunkle Details "absaufen", die eigentlich sichtbar sein sollten. Es können aber auch Details, die nach Absicht des Fotografen nahezu im Dunklen verschwinden sollten bzw. die auf seinem eigenen Monitor gar nicht zu sehen waren, wieder deutlich hervortreten. Beides kann unangenehm (oder in einigen Fällen sogar peinlich) sein.
Neben der Gammaeinstellung des Monitors spielt hierbei auch die Umgebungshelligkeit eine Rolle: Je heller die Umgebung des Monitors ist, desto stärker schließen sich unsere Pupillen und desto dunkler sehen wir den Monitor; dunkle Bilddetails, die auf demselben Gerät bei schwächerem Umgebungslicht klar zu sehen wären, sind dann plötzlich nur noch eine schwarzgraue Suppe. Das kann durchaus auch kalibrierte Monitore betreffen - denn viele unkundige Anwender kalibrieren die Helligkeit stur auf einen Vorgabewert (z. B. 120 cd/m²) und beachten nicht, dass ihre tatsächliche Umgebungshelligkeit viel höher ist.
Wirklich vorausschauen, wie und wo die Bilder später betrachtet werden, kann man nicht. Man kann nur dem vorbeugen, was man auf jeden Fall verhindern will.
Angenommen, man betreibt einen Webshop für dunkle Marmorblöcke. Wenn man diese realitätsgetreu abbildet, werden sie sehr dunkel aussehen, und feinere Marmorierungen der Oberfläche werden nur schwach sichtbar sein - so wie sie eben auch in Wirklichkeit sind. Nun läuft man aber Gefahr, dass auf den Bildschirmen mancher Kunden nur noch schwarze Flächen zu sehen sind. Dem kann man vorbeugen, indem man die Bilder heller macht oder die Tiefen mittels Gradationskurve etwas "hochzieht", so dass die feine Zeichnung auch auf "dunklen" Monitoren noch zu sehen ist. Auf korrekt arbeitenden Monitoren ist dann der Ton natürlich etwas zu hell; mit diesem Komromiss muss man leben.
Oder angenommen, man macht kontrastreiche Aktaufnahmen und möchte bestimmte Körperstellen in den Schattenbereichen "verstecken". Wenn das auf dem korrekt eingestellten Monitor passt, könnte ein Monitor, der die dunklen Bereiche zu hell wiedergibt, plötzlich das Unerwünschte wieder sichtbar machen. Um das zu vermeiden, muss man entweder die betreffenden Stellen zusätzlich retuschieren (damit sie ganz schwarz/zeichnungsfrei) werden oder den Kontrast am unteren Ende so aufsteilen, dass ebenfalls alles schwarz wird. Man kann sicherheitshalber auch mal eine starke Gamma-Aufhellung machen, um zu testen, ob in den Schatten nicht irgendas steckt, was die Betrachter nicht sehen sollen; außer intimen Körperstellen können das z. B. auch Spuren von unsauberer Retusche sein.