das Verspannen oder nachträgliche Beschweren von Stativen wird ja aus zwei Gründen gemacht:
- bei Stativen mit einer bekannten Windanfälligkeit und/oder wenn man eine Mittelsäule benutzt und dadurch den Schwerpunkt des Statives weit über die Stativschulter hebt
- wenn Stative schlechte Beinkonstruktionen haben und erst nach so einer "inneren Verspannung" weniger schwingen (auch bei fehlendem Wind !)
viele Wege führen bekanntlich nach Rom
grundsätzlich ist nachträgliches beschwertes stativ nie so stabil wie eines das von sich aus das gleiche wiegt
und natürlich sind schwere Stative erstmal im Vorteil, aber es gibt genauso Labortests von leichten "Stativen", die recht wenig windanfällig sind
na ja, und man muss natürlich gewillt sein, so einen
Boliden auch über längere Zeit tragen zu können
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ein Weg ist natürlich
… Gewicht befestigen, evtl. [auf] mehrere [Beine] gleichmässig verteilen. Damit stehen die Beine auf 'Vorspannung' und damit wesentlich stabiler und schwingungsärmer.
aber
Rucksack, Tasche, Sandsack etc. an den "Haken" zu hängen ist oft suboptimal ... wenn kräftiger Wind bläst … wenn das Gewicht pendeln kann
Richtig, daher haben Hersteller in letzter Zeit auch andere Wege beschritten, z.B. die schon genannten Tücher/Netze, die zwischen den Stativbeinen aufgespannt werden; oder man lehnt durch Haken an der Stativschulter quasi den Fotorucksack an den Stativbeinen an, um das Pendeln zu verringern:
https://www.novoflex.de/de/triopod-...t-3-segment-carbonbeinen-cb5ii-und-qbase.html
aber auch da gibt es natürlich wieder Gegenstimmen genug ...
also ein endloses Thema
Statt Gewichte dran zu hängen, hilft das Verspannen nach unten (wie es von schlaubi01 hier gut beschrieben wurde), es hilft vom Ergebnis genauso viel, allerdings nur, wenn der Untergrund das zulässt.
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Bleibt man aber bei seinem Lieblingsthema, dem Lasthaken, stellt sich eine ganz einfache Frage:
Wieviel ist nun genug ?
… und wieviel "TONNEN" hänge ich da dran … Ich denke so 3-4 Kg müßten genug sein … Joo - iA. reichen die 3-4 kg … also darf das Gewicht bei hohen Windstärken auch mal mehr sein … [usw. usw.]
Mhh, wie heißt es oft in der Physik: Gut, dass wir doch noch mal nachgemessen haben (und nicht alles aus dem Bauch heraus beantworten).
Denn oft fragt man sich, haben goldene Zahlen wirklich ihre Berechtigung, warum gerade 4 (aber nicht 3 oder 8 ?)
Unter der Fragestellung, wieviel Gewicht nun wirklich wieviel bringt, hat man in einem Labortest daher mal ganz einfach Entsprechendes ausprobiert:
Man nehme ein gutes Stativ (Gitzo GT 3541L) und hänge direkt an die Beinrohre (nicht an den Haken, s.o.) 3 Zusatzgewichte mit jeweils 4 Kg (also insgesamt 12 Kg)
Erst dieses enorme Gewicht verbesserte die Schwingungsspitze in dem Versuchsaufbau von 3,8 Mikrometer auf 1,8, halbiert sie also. Der Spiegelschlag der Kamera war in der Meßkurve dann kaum noch zu sehen (publ. im FOTOTEST Magazin 4/2011 Seite 66)
Bemerkenswert, aber auch sinnvoll ?
Denn: Mit 3.8 Mikrometer hatte das Stativ ja bereits 10 von 10 Wertungspunkten abgeräumt, also was bringt es ?
Viel weniger Gewicht (4) hätte von den Messwerten her aber kaum etwas gebracht, obwohl man schon 4 Kg erst mal irgendwo her haben muss (Sandabfüllen, Steine; ein Rucksack geht da nur begrenzt, da er einseitig belastet s.o. )
Aber: Das Gitzo-Stativ hat laut Herstellerangabe auch eine Lastgrenze von max. 18 Kg und verträgt diese Zusatzlast (zusammen mit Kamera und Objektiv).
Oft werden diese Tricks aber gerade bei Stativen angewandt, die das eben nicht schaffen - dann wird das Ganze schnell sinnlos, da sich die Schwingungswerte bei Erreichen der Lastgrenze rapide verschlechtern.
Das ist dann eher wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben …
M. Lindner