Zitate:
(1) Ist die Bedienung der Drehknöpfe nicht recht fummelig? Wie sieht es mit Präzision aus, ist die ausreichend für Stacking? [agora]
(2) Wenn es um feinste Einstellmöglichkeiten geht halte ich den Castel-Q und auch den Mini II für weniger geeignet. Über ABM 2-fach sollte man mMn etwas anderes nehmen. Da führt auch der Aufsatz Fine-Cast ... nicht wirklich weiter [besser] RRS, Heijnar ... Fernost (Modelle mit Mikrometerschraube ... automatisierbare Schlitten wie den Klassiker StackShot von Cognisys ... sogar Novoflex, ... Hersteller von Feinmechanik ... Laborbedarf. [ClimberM]
Ich kann ja einfach mal schildern, warum ich vor zig Jahren zu einem Castel-Q gegriffen habe und mir jetzt noch den CAST-FINE-Aufsatz dazu gekauft habe.
Ich möchte vor allem im Freiland Makrofotos machen. Der Einstellschlitten soll unkompliziert sein bei wenig Gewicht und kleinem Packmaß, mein Fotorucksack ist schon voll genug (motorisierte Schlitten haben oft keine portable Akkulösung (Ausnahme: Novoflex), sind schwer und teurer dazu).
Wie ist das nun mit der Präzision. Was hat es mit dieser magischen "ABM 2-fach-Grenze" auf sich ?
Natürlich soll mir der Einstellschlitten auch beim Fokusstacking helfen. Und da soll nicht nur meine Kamera arbeiten, ich mache das sehr gerne auch selber ganz oldschool manuell (obwohl die Kamera sowohl kamerainternes Fokus-Bracketing zur anschließenden Verrechnung am PC kann wie auch das kamerainterne Fokus-Stacking zur Verrechnung direkt in der Kamera ganz ohne PC).
Gerade für das Freiland sollte man sich aber genau überlegen, was man fotografieren will.
Mit meiner Kamera bedeutet ein ABM von 1:1 ein Bildfeld von 17,3 x 13 mm (das entspricht bei einer KB-Kamera etwa 2:1, die Abweichungen kommen vom anderen Seitenverhältnis her).
Das ist schon ganz schön wenig, ABM 2:1 bedeutet dann bei meiner Kamera eine Bildbreite von rund 9 mm, 3:1 dann 6 mm, 4:1 dann 4 mm, 5:1 dann 3,5 mm. Man frage sich also besser, ob man das wirklich will. Reichen Stativ und Kugelkopf von der Stabilität aus ? Habe ich ein Makroobjektiv, das bis mindesten F=2.8 geöffnet werden kann ? usw. usw.
Wenn das dann geklärt ist, kann man sich mit dem Einstellschlitten beschäftigen.
Nächste Frage: Wenn ich schon so kleine Dinge fotografiere, will ich dann später in der EBV davon auch noch Ausschnittvergrößerungen machen, wo ich mehr als 25% der Bildfläche verliere (also quasi eine Nachvergrößerung) ?
Wenn nicht, plane ich hier jetzt mal mit einem Zerstreuungskreis von 1/1500 weiter (statt dem ambitionierteren 1/3000). Das betrifft unmittelbar die förderliche Blende (FB) und den Vorschubweg, den ich den Schlitten von Aufnahme zu Aufnahme während des Stackens immer ein Stückchen weiterschieben muss.
Dann muss ich mir noch überlegen, welche Motivtiefe ich mit dem Bilderstapel des Stacks überbrücken will.
Ein Beispiel - nehmen wir wieder den ABM (2:1), beim mFT-Sensor Bildbreite 8,7 mm, die FB liegt dann bei 7,1 (sofern es das Objektiv anbietet, gehe ich da nur auf Blende 2.8, wenn ich das Bokeh im Hintergrund weiter verändern will), die Schärfentiefe der Einzelaufnahme liegt nur bei 0,15 mm (!), die sich dann auch noch zu gleichen Anteilen vor und hinter der Fokusebene befindet. Der Vorschub liegt bei sagenhaften 0,12 mm und ich benötige für einen Stack von 6 mm Motivtiefe bei einer Bildüberlappung von 20% dafür ganze 49 Bilder
(die Rechnung für Nutzer einer Kamera mit KB-Sensor ist übrigens ähnlich, nennt sich da nur eben "ABM 4:1", der Vorschub beträgt dann 0,13 mm).
(nur am Rande: die Motivtiefe kann und sollte man nicht frei wählen, sie ist aus bildkompositorischen Gründen von der Bildbreite und damit vom ABM abhängig - es bringt nach meiner Erfahrung absolut nichts, bei einer Bildbreite von 9 mm 20 mm Raumtiefe in aller Schärfe abbilden zu wollen)
Schaffe ich das jetzt im Freiland mit meinem Castel-Q ? ... Ja
Wenn man den Achsenaufsatz CAST-FINE verwendet, führt das doch wirklich weiter: Ohne den kann man natürlich auch mühsam die "Zähne" des linken blauen Triebknopfes am CASTEL-Q abzählen (1 Umdrehung = 15 mm : 60 = 0,25 mm Vortrieb pro Rille).
Mit dem Aufsatz wird es dann deutlich besser: es ist dann auch bei wenig Licht viel besser abzulesen, 4 Teilstriche ergeben 1 mm (also auch ein Vorschub von 0,25 mm) und man kann mit etwas Fingerspitzengefühl sogar kleinere (Zwischen)Schritte wählen und kommt so auf einen Vorschub von 0,13 mm (1 mm : 8 Schritte). Also genau passend für das, was ich fotografieren will !
So konnte ich die Objektfeldabmessungen allein durch diesen Zukauf jetzt auf rund 8 x 6 mm drücken, das ist im Freiland schon schwierig genug, heißt es dann ja, das Motiv auch möglichst "still" zu legen.
Jetzt wird es für das manuelle Verstellen schwierig (der nötige Vorschub liegt unterhalb der Schrittweite des Einstellschlittens), aber mit anderer Technik geht es auch. Der Schrittmotor des Objektives übernimmt dann das Verstellen bzw. den Vorschub, der Einstellschlitten Castel-Q dient "nur" zum exakten Positionieren auf die vorderste Motivkante; so komme ich im Freiland, wenn es sein muss, auch auf einen ABM von 5:1 (mFT, vergleichbar 10:1 KB).
Dann ist aber auch endgültig Schluss - aber vielleicht investiere ich irgendwann doch noch mal in einen CASTEL-MICRO" und die dazu passenden Mitutoyo Mikroskopobjektive ...
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Weiter war für mich bei der Wahl des richtigen Einstellschlittens auch Folgendes wichtig: ich montiere, wenn benötigt, meine Makrobltzanlage anders als früher nicht mehr direkt an das Objektiv (wegen der Mikroschritte des Objektivmotors beim kamerinternen Stacking), also benötige ich für die Blitzhalteschienen am Einstellschlitten selber dafür Gewindebohrungen. Dazu bringt der Castel-Q auf der Unterseite schon 6 Bohrungen mit (3x 1/4, 3x 3/8). Zusätzlich hat der Schlitten an beiden Enden noch eine Sicherung, um nicht aus der Schnellwechselbasis herausrutschen zu können; das ist mir wichtig bei der vertikaler Montage (schraubt man den Schlitten dagegen direkt auf das Kameragewinde des Kugelkopfes, ist dieser Punkt natürlich uninteressant).
Außerdem hat der Schlitten unabhängig von der Stellung der blauen Triebknöpfe eine Vorbremsung - auch das ist nicht unwichtig bei vertikaler Montage für Repro oder Aufsichten (rechte Seite zwei sehr kleine Löcher mit Inbusschrauben, möglichst gleichsinnig anziehen !); bei normalem Betrieb sollte man das aber wieder lösen, da reicht der rechte kleine blaue Triebknopf zur Vorbremsung bzw. zum kompletten Verriegeln (man sollte sich das Leben nicht unnötig schwer machen).
Ich bin also doch ganz zufrieden damit und weil bekanntlich Bilder mehr sagen als Worte, anbei ein Link zum Makroforum: ein 32er Stack, den ich mit solchen Gerätschaften von Novoflex und einer Olympus-Kamera angefertigt habe (wie gesagt: kein kamerainternes Stacking, sondern rein manuelles Verschieben via Einstellschlitten):
https://www.makro-forum.de/viewtopic.php?f=9&t=159865
Und hier noch ein (negatives) Beispiel vom Ende der Fahnenstange, wo man sieht, dass man in bestimmten Bereichen der Vergrößerung dann ohne Fokusstacking keine zufriedenstellende Schärfe mehr erreichen kann (Blitz hätte vielleicht noch etwas geholfen zum Aufsteilen der Kontraste):
https://www.makro-forum.de/viewtopic.php?f=9&t=159313
Resümee: es war mir auch mit dem auf den ersten flüchtigen Blick einfachen Einstellschlitten CASTEL-Q möglich, sowohl reproduzierbar immer wieder genau auf den Vorderrand der winzig kleinen Blütennarbe scharf zu stellen wie auch den Schlitten mit dem nötigen Vorschub so zu verstellen, dass die Stacking-SW keine Probleme hatte.
Ich bin zufrieden, es ist genauso geworden, wie ich das wollte ...
Eine Steigerung im Freiland wäre natürlich möglich, z.B. mit einem motorisierten Einstellschlitten wie dem Castel-Micro, da kann man über den Touch-Screen alle Werte eingeben und muss danach nur noch darauf achten, dass sich Motiv und Lichtspektrum nicht verändern. Damit könnte ich dann punktgenau einen Vorschub von 0,2µ (Mikrometer = 0,0002 mm) bis hin zu 100mm für Produktaufnahmen einstellen. Das Teil wiegt aber alleine schon 1,4 Kg (der Castel Q dagegen nur 412 g) und ist mir derzeit ganz einfach zu teuer.
Ich halte den CASTEL-Q also sehr wohl für geeignet zumindest für meine bescheidenen Ansprüche bezüglich feinster Einstellmöglichkeiten, für mich reicht das völlig aus.
Wer mehr will, muss auch mehr investieren und deutlich mehr Aufwand betreiben (nicht nur beim Einstellschlitten).
M. Lindner