Wenn die Pferde scharf abgebildet werden sollen, brauchst du ca. 1/1000 s Belichtungszeit oder weniger. Alles andere ordnet sich dem unter.
Ja sicher ...
Springstunde — Lisa auf "Bella"
Seukendorf 2009
Sony Alpha 900 mit Minolta AF 1:1,4/50 mm
50 mm; f/1,4; 1/125 s; ISO 6400/39°
Beachte die Belichtungs-Parameter! Es war abends im Februar, richtig finster in der Halle unter den trüben Neon-Funzeln, und bei der hohen Empfindlichkeitseinstellung pfiff die olle A900 auf dem letzten Loch. Es ist trotzdem noch ein Bild dabei herausgekommen ... die Hufe zeigen etwas Bewegungsunschärfe, doch die Gesichter von Pferd und Reiterin sind scharf.
Ich besitzte eine Canon EOS 600D und ein EF-S 18-135 mm STM.
Egal, welche Kamera – die wichtigste Frage ist erst einmal die, von wo aus du fotografieren willst. Kannst du dich frei in der Reitbahn zwischen den Pferden bewegen? Oder mußt du von einem festen Zuschauerplatz aus arbeiten? Fotografierst du beim täglichen Training? Oder bei Wettkämpfen?
Wenn es sich nicht gerade um die Vereinsmeisterschaft des heimischen Reitclubs handelt, wirst du bei höherklassigen Wettkämpfen üblicherweise wohl von der Zuschauertribüne aus fotografieren müssen. Da könnte dein – ansonsten im Freien gut geeignetes – 18-135 mm noch etwas zu kurz sein. Da sind Telezooms vom Typ 1:2,8/70-200 mm (in der – hoffentlich hell erleuchteten – Halle) oder auch 75-300 mm bis 100-400 mm (im Freien) gefragt.
Bei Springstunden oder Spring-Wettkämpfen stehen immer ein paar Helfer in der Bahn, die die gefallenen Stangen wieder auflegen. Wenn du mit dem Trainer bzw. dem Veranstalter sprichst, darfst du dich vielleicht dazustellen und mitten im Parcours fotografieren. Das gibt immer die besten Bilder. Voraussetzung ist natürlich, daß die Reiter einverstanden sind und daß du den jeweiligen Parcours-Verlauf genau kennst, um niemals einem Reiter im Wege zu stehen. Wenn du deine Position wechselst, dann springe nicht hektisch einem Pferd vor der Nase herum. Wenn der Trainer seine Anweisungen gibt, dann spitze auch du die Ohren, damit du stets im Bilde bist, was als nächstes passieren wird.
Bei Dressur-Wettkämpfen ist es grundsätzlich ausgeschlossen, daß jemand in der Bahn herumsteht. Bei Dressur-Trainingsstunden hingegen geht das – sofern Reiter und Trainer einverstanden sind.
Die nächste Frage ist: Hast du überhaupt Ahnung vom Reiten? Kannst du Rechts- von Linksgalopp unterscheiden? Weißt du, was es heißt, wenn ein Pferd "über dem Zügel" oder "hinter dem Zügel" geht? Was ein "falscher Knick" ist? Siehst du es einem Pferd an, ob es unterm Sattel angespannt oder gelöst geht? Weißt du, was der Reiter als nächstes tun wird, wenn der Trainer das Kommando: "Durch den Zirkel wechseln!" gibt? Oder "Aus dem Zirkel wechseln!"? Oder "Bei X halten!"? Weißt du, was eine Traversale ist und worauf es dabei ankommt? Und so weiter und so fort ... solche Dinge mußt du wissen, wenn du Bilder machen willst, die den Reitern gefallen sollen und sie nicht blöd dastehen lassen. Merke: Je besser der Reiter, desto einfacher ist es, auch ohne besondere Fachkenntnis gute Bilder zu machen. Aber selbst ein guter Reiter kann schlecht aussehen, wenn man ihn ungünstig erwischt. Und je schwächer der Reiter, desto besser muß der Fotograf sein, damit trotzdem "schöne" Bilder herauskommen.
Was die Ausrüstung angeht: Im Freien ist dein Zoom gut geeignet (sofern du nicht noch mehr Tele-Reichweite brauchst, was aber allenfalls beim Fotografieren von der Tribüne aus der Fall sein wird). In einer schummerigen, spärlich mit ein paar Leuchtstoffröhren beleuchteten Reithalle aber kannst du das Zoom weitgehend vergessen – spätestens dann, wenn's draußen schon dunkel ist. Heute ist Sommersonnenwende, da sind die Abende lang. Doch im Herbst und Winter wird es in den Reithallen immer sehr eng mit dem Licht. Für die Arbeit in der Reithalle empfehle ich dir also ganz dringend zusätzlich zum Zoomobjektiv noch eine lichtstarke Festbrennweite, etwa ein 1:1,8/50 mm oder noch besser ein 1:1,4/50 mm. Und selbst dann wirst du dich oft genug mit Belichtungszeiten wie 1/60 s oder 1/125 s arrangieren müssen. Natürlich wären kürzere Belichtungszeiten besser ... doch wenn man mit der Bewegung mitzieht, dann geht das schon. Leichte Bewegungsunschärfen geben ohnehin manchmal das schönere, dynamisch wirkendere Bild als eines, bei dem jede Bewegung perfekt eingefroren ist.
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