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Vorabvisualisierung - Der Blick vor dem Klick

scorpio

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Vorabvisualisierung

Als ich vor einiger Zeit einmal mit meiner Kamera unterwegs war, begab es sich, dass ich einem "altmodischen" Fotografen begegnete. Er zerrte einen 35 Kilo schweren Rucksack mit seiner 8x10 Kamera und dem zugehörenden Zubehör mit sich herum. Wir hatten zufällig beide denselben Standort für unsere Aufnahmen an diesem Abend gewählt (ich hatte mir diesen Ort früher am Tag schon einmal angeschaut und fand ihn bei der Rückkehr exakt dort, wo ich meine Aufnahmen machen wollte). Während der nächsten Eineinhalb Stunden standen wir nebeneinander und machten Aufnahmen von riesigen Wellen, die gegen massive Klippen stießen. Zwischen den Aufnahmen hatten wir ein sehr interessantes Gespräch. Er wusste nichts über digital, ich wusste recht wenig über 8x10 Kameras, also lernten wir von einander. Ich hörte nicht nur auf seine Worte, sondern schaute mir auch genau an, was er tat. Ich beobachtete, wie er sorgfältig seine Komposition studierte und auswählte. Ich sah, wie genau er die Lichtverhältnisse analysierte und mit einem Messgerät ausmaß. Er verbrachte eine große Zeitspanne damit zu schauen, zu denken und zu justieren, bevor er den Auslöser betätigte. Er erklärte mir, dass er sehr sorgfältig handeln muss, weil jeder Schuss ihn 13 Dollar für Film und Ausbelichtung kosten würde. Während er sich darauf vorbereitete zu gehen, erwähnte er noch, dass er lediglich zwei Aufnahmen gemacht hat. Während er sich langsam mit seinem schweren Rucksack entfernte, musste ich an einige außergewöhnliche Bilder denken, die ich von verschiedenen Großformat-Fotografen gesehen hatte. Es lag plötzlich auf der Hand, dass vieles von dem, was ich an diesen Bildern bewunderte, nichts mit der sehr hohen Auflösung zu tun hatte, die ihre Ausrüstung lieferte. Es hatte eher alles damit zu tun, wie viel Zeit sie in die Entstehung ihrer Bilder investierten, im Beobachten, Denken und der präzisen Vorbereitung, bevor sie ihren ersten Schuss abgaben.

Bei einer anderen Gelegenheit war ich mit einem Fotografen unterwegs, der die modernste digitale Ausrüstung sein Eigen nannte. Wir waren seit dem frühen Morgen unterwegs, um das Licht des jungen Tages zu nutzen. Unglücklicherweise war das Licht an jenem Tag aber leider nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Ich erkannte, dass wir zu keinen guten Aufnahmen kommen würden und schlug vor, dass wir uns nach guten Standorten umsehen könnten, an denen wir dann abends unser Glück versuchen wollten. Etwas später am Morgen hatte ich einige Aufnahmen gemacht, um verschiedene Lichtverhältnisse zu testen. Ich beabsichtigte, alle Aufnahmen zu löschen, bevor ich ernsthaft zu fotografieren beginne. In diesem Augenblick wendete der andere Fotograf sich mir zu und gab an, 256 Bilder gemacht zu haben und sich nun ärgere, dass er keinen weiteren Speicher mehr für die noch kommenden Aufnahmen des Tages bei sich hätte.

Die Unterschiede zwischen diesen beiden Fotografen sind recht deutlich. Der eine langsam und sorgfältig. Der andere mit Autofokus, Autobelichtung und Auto-Weißabgleich-Kamera, die er behandelte, als wäre es ein Maschinengewehr. Solches beobachte ich oftmals auch bei anderen Fotografen. Es sind nicht die Fotografen mit der modernsten, allerneusten und teuersten Ausrüstung, die die besten Aufnahmen machen. Es sind diejenigen, die sich Zeit nehmen und ihre Aufnahmen sorgfältig planen.

Diese Erkenntnis bringt uns zum Thema dieses Artikels: Vorabvisualisierung. Vorabvisualisierung bezeichnet den Vorgang, bei dem eine Szene betrachtet und sich der gesamte Entstehungsverlauf bis hin zum Endergebnis (z.B. ein Druck) eines Bildes geistig vor Augen gehalten wird. Es beginnt mit der Aufnahme als solches und führt über den Druck auf den Auslöser bis hin zum Ergebnis. Die Vorabvisualisierung zwingt den Fotografen, langsamer zu arbeiten und sich Gedanken über die Entstehung des Endergebnisses zu machen. Dieser Vorgang ist elementar für das Endergebnis und bestimmt den Weg, den der Entstehungsprozess durchlaufen muss, um das Gewünschte auch zu erreichen.

Kurz gesagt: Vorabvisualisierung des Bildentstehungsprozesses kann die Qualität einer Aufnahme signifikant erhöhen.
Der Zweck dieses Artikel soll es sein, Richtlinien, Hilfen und Beispiele zu geben, wie ein solcher Prozess ablaufen kann, um qualitativ hochwertige künstlerische Aufnahmen zu erzeugen.

Bei den meisten Menschen beginnt die Entstehung eines Bildes mit dem Druck auf den Auslöser. Wenn sie dann zu Hause sind, versuchen sie herauszufinden, wie das Bild zu bearbeiten ist. Danach versuchen sie herauszufinden, wie das Bild am besten gedruckt wird. Zu guter Letzt zeigen sie das Bild einigen Bekannten und Freunden, um zu sehen, wie die Reaktionen auf das Bild sind. Vorabvisualisierung ist grundsätzlich anders herum:

- Gefühl: Es beginnt mit der Entscheidung, welches Gefühl bei einem Betrachter des Bildes hervorgerufen werden soll

- Aussehen: Die Kenntnis der gewünschten Reaktion erlaubt eine geistige Vorschau, wie das Bild auszusehen hat

- Material: Die Kenntnis über das Aussehen des Ergebnisses erlaubt eine geistige Vorauswahl des Materials, auf dem das Bild präsentiert wird.

- Bearbeitung: Die Kenntnis über das zu verwendende Material erlaubt eine geistige Vorschau auf den Bearbeitungsprozess

- Optimale Aufnahmemethode: Die Kenntnis des Bearbeitungsprozesses erlaubt es, die dafür optimale Aufnahmemethode zu wählen



Das Bild

Das hier gezeigte Bild ist mit Hilfe mit dieser Vorabvisualisierung entstanden. Es wurde in einem Teil des Yosemite Nationalparks, der Tuolumne Meadow, aufgenommen, welche im Norden des Yosemite Valleys liegt. Das Bild wurde im Frühling, einen Tag nach der Eröffnung der Saison und des Parks, nach einem schneereichen Winter gemacht. Die Wiese war von schmelzenden Schneemassen überflutet, es war sehr kalt und feucht und eine Sturmfront drohte, weitere Schneemassen abzuladen (wie in der Nacht zuvor schon in den Bergen).

Bild1.jpg



Vorabvisualisierung - Gefühl


Die wichtigste Regel, die ich je über die Fotografie gelernt habe, kommt von Galen Rowell:
Jegliche großartige Fotografie transportiert Gefühle.

Wenn einer Szene es nicht gelingt, Gefühle im Fotografen zu rühren, so schafft es auch das Bild bei einem späteren Betrachter nicht. Deshalb beginnt die Vorabvisualisierung mit dem für mich wichtigsten Teil der Fotografie - dem Gefühl, welches eine Szene transportiert. Ich halte nach Szenen Ausschau, die ein Gefühl in mir erzeugen. Ich habe bemerkt, dass Aufnahmen von solchen Szenen meist in guten Bildern enden. Umgekehrt musste ich feststellen, dass wenn ich diese Regel außer Acht ließ und ich Aufnahmen von Szenen ohne eine solche Gefühlsreaktion machte, dies meist in Enttäuschungen endete.

Als ich diese Szene sah, erfolgte die Gefühlsreaktion augenblicklich. Ich wusste sofort, dass dies die Szene war, nach der ich gesucht hatte. Der Anblick erzeugte ein Gefühl von Herrlichkeit, Drama und Kontrast. Die Herrlichkeit wurde durch die Größe vermittelt: die Größe der überschwemmten Wiese, die sich in die Weite der schneebedeckten Berge im Hintergrund ausdehnte. Das Drama und der Kontrast spielten zusammen und zeigten sich hauptsächlich durch die Reflexionen der Wolken in der überschwemmten Wiese (der intensive Hell/Dunkel-Kontrast der Wolken, die Unheil verkündende Warnung eines herannahenden Sturmes). Der Kontrast wurde noch verstärkt durch das teilweise durch die Wolken fallende Licht, welches Teile der entfernen Berge beleuchtete.

Mit war klar, dass ich diese Größe und Entfernung, das Drama der Wolken und den Kontrast dieses Lichtes festhalten musste. Dies waren die Aspekte der Szene, die Gefühle verursachen.


Vorabvisualisierung - Aussehen des finalen Bildes

Es war von Anfang an klar, dass dieses Bild für einen hochwertigen Druck vorgesehen sein soll. Ich sah vor meinem geistigen Auge diesen Kunstdruck mit der überfluteten Wiese und den Wolkenreflexionen, die das Bild beherrschen. Mir schwebte ein Bild vor, bei dem die Baumreihen dunkle, symmetrische Keile bilden, die in der Mitte des Bildes zusammenlaufen. Ich wollte auch, dass ein wenig Licht durch die Wolken fällt und die Felsen oder Berge beleuchtet. Letztlich wollte ich auch, dass einige Grashalme aus dem Wasser hervorschauen, damit klar wird, dass das Gewässer sehr flach ist. Mit anderen Worten: mir schwebte ein Bild genau wie das oben gezeigte vor.


Vorabvisualisierung - Material

Die Tatsache, dass das Bild ein hochwertiger Druck werden und die Vorgabe, dass es die Größe und Weite der Szene wiedergeben soll, bedingten, dass es in der größtmöglichen Größe gedruckt werden wird, die mein Drucker handhaben kann (13"x19"). Das Papier dafür musste einen hohen Kontrast und die Klarheit der Szene wiedergeben können. Es war schnell entschieden, dass hierfür nur hochwertigstes Glanzpapier in Frage kam.


Vorabvisualisierung - Bearbeitung

Da dies ein hochwertiger Druck werden sollte, war klar, dass die Priorität bei der Bildqualität liegen musste. Daraus folgte, dass die Bearbeitungmethoden solche sein würden, die diese optimale Qualität ergeben würden. Das bedingte, dass das Bild im Raw-Format aufgenommen wurde. Mehrere Raw-Konverter wurden in die Wahl einbezogen und der gewählt, der die höchste Auflösung zur Verfügung stellt. Es wurde weiterhin beschlossen, dass das Bild schon teilweise im Konverter bearbeitet werden würde (weil dies weniger Qualitätsverluste zur Folge hat als eine Bearbeitung im Bildbearbeitungsprogramm). Das Bild würde in ein 16-Bit-TIFF konvertiert werden und jedwede Bearbeitung im Bildbearbeitungsprogramm würde mit dieser Bittiefe vorgenommen werden. Alle Bearbeitungsschritte würden auf Ebenen durchgeführt, um Qualitätsverluste zu vermeiden.


Vorabvisualisierung - Optimale Aufnahmemethode

Es gibt viele Aspekte, um die optimale Aufnahmemethode zu finden. Jeder Aspekt, der zu dem obigen Bild führte, sei hier aufgezeigt:

Optik: Die Größe und Weite, die die Szene ausstrahlte, ist bereits als eine Wichtige Eigenschaft erkannt worden. Also wurde ein Weitwinkelobjektiv gewählt, um dies festhalten zu können. Weitwinkeloptiken neigen außerdem dazu, den Vordergrund zu betonen, also ideal, um die im Vordergrund befindlichen Wolken hervorzuheben und ihnen einen Hauch von Dominanz zu verleihen. Eine längere Brennweite hätte die Bedeutung der Wolken abgeschwächt, weil diese sie kleiner und weniger dramatisch abgebildet hätte.

Standort: Die Kamera wurde direkt am Rand des Wassers und so tief wie nur möglich positioniert, um die Wolkenreflexionen so nahe an die Optik heran zu bringen, wie nur irgend möglich. Das klappte ganz hervorragend und die Weitwinkeloptik unterstützte das noch durch ihre Tendenz, nahe Objekte zu betonen, was die Wolken noch dramatischer aussehen ließ.

Stativ/Fernbedienung/Wasserwaage/Spiegelvorauslösung: Um die höchst mögliche Qualität für einen hochwertigen Druck zu erhalten, wurde ein Stativ benutzt. Weiterhin wurde über eine Fernbedienung ausgelöst, um die Erschütterung der Kamera bei der Aufnahme so gering wie möglich zu halten. Eine Wasserwaage wurde benutzt, um sicherzustellen, dass die Kamera exakt ausgerichtet ist. Das reduzierte die Gefahr, dass das Bild im Bildbearbeitungsprogramm ausgerichtet werden muss (das Ausrichten im Programm bringt Verluste mit sich, weil unweigerlich Bildpunkte verloren gehen). Die Spiegelvorauslösung wurde benutzt, um Schwingungen durch den Spiegelschlag beim Auslösen zu eliminieren.

Belichtung:
Da maximale Qualität gefordert war, wurde beschlossen, der Belichtungsspielraum der Kamera nach oben hin so weit wie möglich ausgenutzt, ohne eine Überbelichtung zu erzeugen. Dies stellt sicher, dass die maximal möglichen Tonwerte im Bild zur Verfügung stehen, was die Qualität des Bildes erhöht.

ISO:
Aus Qualitätsgründen wurde eine niedrige ISO-Zahl gewählt.

Blende: Eine hohe Schärfentiefe wurde benötigt, um auch die entfernten Bestandteile der Szene zu betonen. Die kleinste Blende an der Kamera (z.B. f22) erzeugt aber leider weiche Bilder (Beugungsunschärfe). Die großen Blenden erzeugen nicht genug Schärfentiefe. Blende 16 wurde gewählt, was ein guter Kompromiss zu sein schien. Die Schärfentiefe ist groß genug und das Bild wird wesentlich schärfer als bei f22.

Belichtungszeit: Die Wolkenreflexionen waren ein Problem. Was dem menschlichen Auge als eine gefällige Reflexion erscheint, wird zu einem gezackten und gebrochenen Etwas, wenn eine zu schnelle Verschlusszeit gewählt wird. Um weiche Reflexionen zu erhalten, die die Details der Wolken zeigen anstatt wie Blitze auf der Wasseroberfläche auszusehen, wurde die Belichtungszeit auf eine halbe Sekunde gestellt.

Graufilter: Nun gab es ein Problem. Selbst die niedrigste ISO-Zahl und eine sehr kleine Blende würden bei einer halben Sekunde Belichtungszeit zu überbelichteten Bildern führen. Es wurde bereits gesagt, dass Blende f16 und eine halbe Sekunde benutzt werden würden, was den Lichtverhältnissen aber nicht angepasst war. Die Lösung war die Benutzung eines variablen Graufilters (Neutraldichtefilter). Der Filter wurde so eingestellt, dass die Belichtung stimmte.

Licht: Die Lichtsituation insgesamt war die eines sehr bewölkten Tages und musste natürlich so hingenommen werden. Es wurde aber schon gesagt, dass das Bild enorm gewinnen würde, wenn Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke brechen und die Felsen oder Berge beleuchten würden. Also musste mit der Aufnahme so lange gewartet werden, bis das der Fall war.

Dynamikumfang:
Dem Dynamikumfang der Szene galt auch einiges Interesse. Normalerweise hat eine Szene mit sehr dichter Bewölkung recht wenig Dynamikumfang. Hier aber hatte das Bild auf der einen Seite der Dynamik dunkle Bäume an den Seiten der Wiese. Auf der anderen Seite der Dynamik sollte ein heller Lichtschein durch die Wolken brechen und die Szene in der Mitte oder im Hintergrund - wohlmöglich die Schneefelder - beleuchten. Es war nicht sicher, ob das den möglichen Dynamikumfang der Kamera übersteigen würde. Also wurden Testaufnahmen gemacht, um festzustellen, ob eventuell mehrere Aufnahmen nötig sein würden, um die Dynamik der Szene festzuhalten (Stichwort: DRI). Die Testaufnahmen zeigten, dass das nicht nötig war.

Fokuspunkt: Die Szene wurde sorgfältig analysiert, um die Lage des Fokuspunktes zu bestimmen. Es wurde versucht, so viel wie möglich der Szene scharf abzubilden. Es wurde aber realisiert, dass die Szene von wenigen Zentimetern vor der Kamera bis in die Unendlichkeit reichte. Nicht alles konnte also scharf abgebildet werden. Es wurde beschlossen, dass die Baumreihe und das Felsmassiv links im Bild Hauptbestandteile der Szene sind und scharf zu sein hätten. Auf der anderen Seite würden die Wolkenreflexionen im Wasser unter gar keinen Umständen scharf abgebildet werden können, weil auch die Wasseroberfläche nicht glatt war. Ebenso würden die Berge im Hintergrund niemals rasiermesserscharf abgebildet werden können, denn es lag viel Dunst in der Luft, was die Schärfe von entfernten Objekten herabsetzt. Also wurde beschlossen, den Fokuspunkt auf die Wasseroberfläche ein wenig vor die Bäume zu setzen. Dieser Schärfepunkt in Verbindung mit der relativ kleinen Blende sorgte für einen annehmbaren Schärfeverlauf.

Wind: Der Wind war ein Hauptfaktor, den es zu berücksichtigen galt. Er kam auf und verging wieder, was dazu führte, dass die Reflexionen im Wasser einmal sehr weich und ansehnlich und dann wieder völlig unerkennbar waren. Die Aufnahme musste so lange warten, bis die Windkonditionen so waren, dass das geistig vorgestellte Bild gelang.

Mehrfachaufnahmen: Das Auge ist nicht immer ein gutes Kontrollinstrument, um zu bestimmen, wann die Reflexionen wie gewünscht sind. So wurde entschieden, mehrere Aufnahmen der Szene zu machen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, das gewünschte auch mindestens ein Mal im Bild zu haben.


Warten, warten und noch weiter warten

Zu diesem Zeitpunkt stand das finale Bild vor dem geistigen Auge fest, die Details der Aufnahme waren klar fixiert und die Kamera war vorbereitet. Das Problem war, dass die Szene sich nicht so darstellte, wie vor dem geistigen Auge. Das Licht musste durch die Wolken brechen und die Berge beleuchten und der Wind musste so abflauen, so dass die Wasseroberfläche gefällige Reflexionen erzeugt - und das zum exakt selben Zeitpunkt. Das erforderte Geduld. Also setzte ich mich auf meinen Klappstuhl an den Rand des Wassers in diese klamme Kälte und verbrachte zwei wertvolle Stunden in Gesellschaft der Mücken. Nach knapp eineinhalb Stunden (ich war gerade kurz vor dem Einschlafen), blickte ich flüchtig auf und sah, wie ein Sonnenstrahl sich anschickte, die Felsen zu beleuchten. Ich sprang auf, lief zur Kamera und machte drei Aufnahmen. Dann, ebenso schnell wie es gekommen war, ging es auch schon vorüber. Ich wartete eine weitere halbe Stunde, aber das Licht zeigte sich nie wieder so dramatisch. Das war nicht so tragisch, denn ich hatte ja meine drei Aufnahmen. Als es langsam dunkel wurde, packte ich meine Sachen zusammen und verließ den Nationalpark. Welch ein großartiger erster Tag.


Wie lange dauert das denn?

Dieser Prozess der Vorabvisualisierung kann von wenigen Minuten bis zu einer Stunde oder mehr dauern, abhängig von der Szene. Aber diese Frage ist eigentlich irrelevant. Was würden Sie von jemandem halten, der beim Anblick der Mona Lisa sagt: "Okay, aber wie lange hat das gedauert?"


Dies funktioniert nicht mit meiner Art der Fotografie

Ich bin mir sicher, dass so mancher sich denkt: "Ich bin Sport- und Action-Fotograf. Bei dieser Art der Fotografie kann man die Vorabvisualisierung nicht nutzen. Die Action erfolgt viel zu schnell". Doch, man kann. Ich habe kürzlich einen Artikel über einen der weltbesten Sportfotografen gelesen. Er begibt sich lange vor der Veranstaltung in das Stadion. Er visualisiert, welche Art Action er aufnehmen wird. Er überlegt, welchen Kamerastandort er wählen wird. Er bestimmt, welche Kameras und Optiken er verwenden wird. Er stellt die Kamera auf und stellt sie ein. Wenn das gesamte Equipment getestet ist, wartet er auf den Beginn des Spiels. Mit anderen Worten: Er nutzt die Vorabvisualisierung, um zu bestimmen, was er aufnehmen wird und wie die Bilder auszusehen haben. Er analysiert die Umgebung, um seine Ausrüstung darauf einzustellen, genau die Aufnahmen zu machen, die er im Kopf hat. Zuletzt richtet er seine Werkzeuge ein, lange vor der Zeit, basierend auf den Bildern in seinem Kopf. Dies ist ein hervorragendes Beispiel für Vorabvisualisierung.

Ein anderer Artikel beschrieb einen Fotografen, der sich auf die Fotografie von Gebirgsexpeditionen spezialisiert hatte. Er erklärte, wie er ein Bild in seinen Kopf so formt, wie es ihm vorschwebt. Er studierte die Felsmassive, die die Bergsteiger erkletterten und analysierte die Lichtsituationen, wählte seine Ausrüstung, kletterte vor der Gruppe her, wählte einen Aufnahmestandort, stellte seine Ausrüstung ein und wartete, während er gesichert in den Seilen hing, bis einer der Bergsteiger in genau der Position war, auf die er seine Ausrüstung eingestellt hatte. Der Fotograf bekam seine Aufnahme. Ein weiteres großartiges Beispiel für Vorabvisualisierung.


Die Vorabvisualisierung an der richtigen Stelle
Natürlich behaupte ich nicht, dass jedwedes Bild dem Prozess der Vorabvisualisierung unterworfen werden muss. Manchmal liefern Autofokus, Autobelichtung und Autoweißabgleich eine ordentliche Arbeit ab. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Situationen, wenn wir als Fotografen das Beste wollen, was wir zu leisten im Stande sind. Hier ist dann die Vorabvisualisierung eines der Werkzeuge, an das wir denken sollten.



(freie übersetzung mit freundlicher genehmigung des autors des originalartikels ron bigelow)
alle rechte vorbehalten
 
Zuletzt bearbeitet:
Toller Artikel. Er zeigt sehr schön, daß die Wahrheit mal wieder in der Mitte liegt:

Wer seine Kamera an so einem See aufbaut, und dann nicht auf den Auslöser drückt, weil die Wolken nicht korrekt sind oder die Wasseroberfläche nicht perfekt vom Wind aufgeraut ist, der guckt dumm aus der Wäsche, wenn es nach ein paar Stunden dämmert und er immer noch kein Bild gemacht hat. Da lobt man sich doch die Möglichkeit, wenigstens ein paar unvollkommene Bilder nach Hause mitnehmen zu können - und wenn es nur zum Analysieren und Lernen dient.
Wer aber nur stumpf die Kamera hochreisst und 20 Bilder macht, wird weder was lernen noch ein perfektes Bild mit nach Hause nehmen.

LG, Joe
 
Ein wirklich sehr interessanter Artikel wie ich finde.
Auch wenn ich noch nicht lange das Hobby Fotografieren betreibe, so habe ich doch meine eigenen Erfahrungen mit der Entstehung eines Bildes gemacht.

Wenn ich an einer bestimmten interessanten Location bin, bringt es mir überhaupt nichts mit der Kamera einfach drauf los zu knipsen, und zu hoffen dass ein paar gute Bilder ja dabei sein könnten.
Ich versuche mir mittlerweile mehr anzugewöhnen die Szenerie erst mal für eine Weile auf mich einwirken zu lassen, in diesem Moment habe ich die Kamera noch nicht mal in der Hand.
Ich laufe an diesem Ort ein wenig umher, um die Szene auch aus verschiedenen Blickwinkeln auf mich wirken zu lassen.
Oft merke ich dann nach einer Weile wie in meinem Kopf erste Bilder oder eben die Vorabvisualisierung entsteht. Erst dann verspüre ich überhaupt das Verlangen, die Kamera jetzt in die Hand zu nehmen und zu versuchen mein Bild dass ich im Kopf habe auch auf die Kamera zu übertragen.

Ich finde fotografieren ist nicht nur das blanke Auslösen mit der Kamera, sondern es gehört wie im Artikel auch beschrieben dazu, sich erst mal Gedanken um die Entstehung meiner gewünschten Bilder zu machen.
Nur so hat man auch die Möglichkeit sowas wie Gefühl in seine Bilder zu bekommen. Ich mag z.b. keine Landschaftsaufnahmen die zwar technisch perfekt aufgenommen worden sind, dafür aber nur trocken,und dokumentarisch umgesetzt worden sind.
 
Gut, und danke dass du dir diesen Artikel auch noch vorgenommen hast. (y)
 
Das ist ein Klasse Artikel!


Der sagt das, was ich mir schon oft gedacht habe:

lieber 20 schlechte Bilder verpasst und dafür das eine, das man wirklich an die Wand hängen will gemacht...


Meine Erfahrung ist es auch, dass die Bilder mit jedem Jahr in dem man seine Kamera und sein Material kennt besser werden, ein Gefühl, das viele heutzutage nicht mehr kennenlernen, weil sie jedes Jahr die Ausrüstung wechseln.



Es wäre übrigens keine schlechte Idee den Verfasser und evtl. einen Link oben voranzustellen, denn ich habe den halben Artikel lang gedacht: "Mensch der Scorpio schreibt aber wirklich sinnige Sachen" :)
 
Prima, das Bild entsteht nämlich im Kopf und die Technik ist nur Mittel zum Zweck. Ein gutes Hilfsmittel ist ein kleiner optischer Sucher, wie ihn Regisseure zum Ermittlen des Kamerastandortes verwenden.

Beim Fotografieren in Schwarz-Weiß im Format 4x5" nutzten wir immer einen Glasdiarahmen 6x7 mit einem monochromen Betrachtungsfilter Kodak #90. Das ist eine gute Hilfe, bevor man den ganzen Kameraklimbim aufbaut.
 
Auch wenn einem das Ganze irgendwie bewusst im Hinterkopf ist, bringt es doch einiges, es in guten Worte niedergeschrieben zu lesen.

Danke

NeoSD
 
Toller Artikel, ich werd ihn mir ausdrucken und unters Kopfkissen legen.

Einem Bekannten gegenüber hab ich auf die Frage wie man gute Fotos macht einmal geantwortet: Hände in die Hosentaschen, Augen auf und Gehirn einschalten.

Backbone
 
Da schließe ich mich Backbone an, wobei ich dabei ein Auge schließe!
Häh? :eek:
Jou, denn viele Motive wirken auf uns aufgrund Ihrer Dreidimensionalität, die ein Foto aber nicht festhalten kann. Also stelle ich mir oft die Frage wie groß der Faktor der Räumlichkeit ist der Einfluß auf die Wirkung eines Motivs hat. Ich habe daher schon oft auf den Schuß verzichtet, oder aber einen anderen Standort gewählt bei dem das Bild weniger von der Räumlichkeit als viel mehr vom Motiv selbst geprägt ist.
 
Vielen Dank für den Artikel, den ich sehr gut finde und auch vieles von dem widerspiegelt, was meine Erfahrungen und Vorgehensweisen ausmacht. Ich hoffe nur, dass nicht nur diejenigen den Artikel lesen, die sich ohnehin schon intensiver mit Fotografie befassen, sondern auch Neulinge, die noch einen sehr spielerischen, aggressiven Umgang mit der Art und Weise ihre Bilder zu machen haben.

Gruss
Boris
 
Ein super Artikel....der mal wieder das Denken anstößt.

Vielen Dank Scorpio!
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr guter und informativer Artikel den ich heute abend gleich mal versuchen werde umzusetzen.
Den Standort habe ich mir heute nachmittag schon ausgeguckt. Ich hoffe das der heute Sonnenuntergang so klasse wie gestern sein wird.
 
Klasse Artikel. Der Fotograf aus der Einleitung, der nur 2 Bilder
gemacht hat, wird mir im Kopf bleiben. Wirklich eine sehr gute
Anregung und ein großes Lob für die Mühe die im Artikel steckt.

Gruß,
SnT
 
Ein sehr lobenswerter Artikel der viel Wesentliches und Angregendes zum Fotografieren bringt, vor allem zum künstlerisch ambitionierten Fotografieren.
Ergänzend zu der Geschichte vom Großformatfotografen möchte ich noch erwähnen, daß die optische Kontrolle bei Fachkameras alles andere als trivial ist.
Zum Einstellen wird an der Stelle der Planfilmkassette eine Mattscheibe eingesetzt. Mit Hilfe des berühmen übergeworfenen schwarzen Tuchs kann der Fotograf nun den Ausschnitt, die Schärfe und die Schärfentiefe festlegen. Dabei steht das Bild auf der Mattscheibe 1. auf dem Kopf und ist 2. seitenverkehrt.
Um den Ausschnitt festzulegen muß die ganze Apparatur hin- und hergeschleppt werden, denn Zoom-Optiken für Fachkameras gibt es nicht.
Dabei ist natürlich die Shiftfunktion in zwei Achsen von Optik- und Bildebene auch für die Ausschnittwahl eine Hilfe. Mit dem Shiften kann man z.B. an störenden Hindernissen im Vordergrund einfach vorbei fotografieren und stürzende Linien vollkommen vermeiden.
Bei einer Mttelformatkamera mit normalem Mattscheibensucher (den zum Aufklappen) ist das Bild "nur" seitenverkehrt.
Früher, als ich noch selber vergrößert habe, fotografierte ich meist mit einer zweiäugigen Spiegelreflex (Rolleiflex, später Mamiya C330). Ich schätze, daß ich rund 80% der Bilder mit Stativ gemacht habe. Ich würde das heute auf jeden Fall als eine gute Schule bezeichnen, gebe aber gerne zu, daß ich momentan die absolut "entfesselnden" Möglichkeiten meiner 20D als sehr angenehm empfinde, inclusive der praktisch kostenlosen Möglichkeit, einach nur wild herumzuknipsen.

Gruß

Jürgen
 
Ein hervorragender Artikel. Das ist die Art, wie ich Bilder mache - mit Bedacht. So kommt es auch vor, daß ich ohne Bilder nach Hause komme, wenn Licht, Wetter oder was auch immer nicht stimmte. Bilder bearbeite ich so gut wie nie nach. Meine Bilder sind so, wie die örtliche Gegebenheit bei den entsprechenden Lichtverhältnissen war. Gefällt mir das alles nicht, gibt es eben kein Bild. Wenn ich einen Begriff aus der Fotowelt nicht mag, dann ist das "Bildausbeute".

Grüße

Replay
 
Sick-N-Tired schrieb:
Klasse Artikel. Der Fotograf aus der Einleitung, der nur 2 Bilder
gemacht hat, wird mir im Kopf bleiben. Wirklich eine sehr gute
Anregung und ein großes Lob für die Mühe die im Artikel steckt.

Gruß,
SnT

Interessant wäre das Ergebnis der 2 durchdachten Bilder, dem Betrachter
ist es ja unbekannt, ob Schnappschuß oder wohlüberlegt.
Als Sternenfreund kann ich diese Methode nur beschränkt anwenden, da muß man draufhalten, solange es klar ist. Denn nach längerer Überlegung kann der Himmelsanblick im Dunst verschwunden sein. Allerdings-durch die mühsame Suche nach dunklen Orten erscheint man ohnehin immer vorbereitet an seinem Platz.
 
Ein wirklich guter Beitrag. Scorpio, wann bringst du eigentlich mal ein kleines PDF raus namens "Scorpios Fototipps".

_____________________________________-----
Diese Vorvisualisierung ist auch eine gute Möglichkeit wirklich gute Fotos hinzukriegen.
Teilweise kann man locker 2 Wochen an einer Location verbringen (Nein jetzt nicht unbedingt von Morgens bis Abends) um nur ein einzelnes Foto zu schießen.

Wenn man die unterschiedlichen Lichtstimmung die durch Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, tiefstehende Sonne, Hohe Sonne, Wolken, und die Blaue Stunde mit einplanen will braucht man wirklich Zeit und auch etwas Glück.

Nun teilweise habe ich schon mit den Gedanken gespielt einen Kompass mit zu nehmen, um die Himmelsrichtung zu bestimmen.

Leider macht auch manchmal die Zeit einem einen Strich durch die Rechnung. Wenn ich grade einen Sonnenuntergang aufnehme habe ich manchmal ein Zeitfenster von 20 Minuten und noch keine Zeit umfangreich an einer Bildidee herum zuschrauben. Also muss ich ja möglichst schnell agieren.

Nun könnte man auch besagen das die Kunst der Fotografie auch in der kreativen Nutzung dieser kurzen Momente wiederspiegelt (immerhin halten Fotografen Momente fest, egal ob gestaltet oder authentisch).
Ein Fotograf sollte Entscheidung für ISO, Blende, Zeit schnell fällen können.

Wenn man jetzt aber absolut planlos rangeht und einer weniger schnell vergängliches Motiv hat, sollte man ruhig die Vorvisualisierung nutzen.

Die Ergebnisse belohnen einen :)
 
Der Begriff Schnappschuss kommt aus dem Jagdwesen... :ugly: :angel:

Allzuviel Zeit sollten sich aber Sportfotografen nicht lassen, sonst haben sie schnell den einen Moment nicht erwischt. Es gibt Fotografie-Arten da muss man einen gewissen Ausschuss in Kauf nehmen. Ansonsten sind die Worte von scorpio sehr genial, für die es noch nicht wußten... ;) :rolleyes:
 
Sehr kluger und anregender Artikel.

Slow Food statt Fast Food, für Genießer und Liebhaber.

Ich fürchte nur, das Digital Kameras wenig zu dieser Arbeitsweise animieren.
Der "Film" kostet ja nichts und die vielen Automatiken laden zu Schnellschüssen ein.

Trotzdem, ein wenig versuche ich in dieser Richtung zu fotografieren.
Eine einfache Ausrüstung mit nur einem Objektiv wirkt dabei übrigens sehr erziehend.
 
testman schrieb:
Der Begriff Schnappschuss kommt aus dem Jagdwesen... :ugly: :angel:

Allzuviel Zeit sollten sich aber Sportfotografen nicht lassen, sonst haben sie schnell den einen Moment nicht erwischt. Es gibt Fotografie-Arten da muss man einen gewissen Ausschuss in Kauf nehmen....

Ich denke so eng darf man die Vorvisualisierung aber auch gar nicht auslegen!
In der Praxis hat man nie unendlich Zeit, und keine Vorvisualisierung kann
das eigentliche Foto ersetzen!:devilish:

Natürlich visualisiere ich meine Architekturfotos alle vor!
Das geht so weit, dass ich Tage vorher die Himmelsausrichtung checke
und ausrechne wann ein bestimmtes Motiv richtig ins Licht gesetzt ist.

Da bin ich selbstverständlich auch immer mit Stativ unterwegs etc.!

Aber so wie ich das interpretiere bedeutet Vorvisualisierung vor allem mal so viel:
Ich weiß genau was ich will!

Ich will den Altar vom Sonnenlicht illuminiert fotografieren!
Ich will die und die Schärfe/Freistellung/Tiefe und so weiter!
Ich will die Augen im Licht, und keinen Nasenschatten, ein Haarlicht etc...

Je größer die verfügbare Bandbreite an Möglichkeiten ist,
die jemand beherrscht, desto besser werden auch die Bilder!

Und das gilt eben auch für seine "Schnappschüsse"!

Ich wenn ich durch den Wald streiche,
und es bietet sich kurzfristig ein interessantes Motiv,
dann kann ich sicher nicht mehr lange über eine Bildkomposition nachdenken,
sonst ist das Vögelchen halt verschwunden!

Aber wärend ich die Kamera hochziehe,
(langsam genug um den Vogel nicht zu erschrecken!)
habe ich immer noch genug Zeit, zu entscheiden,
welche bildgestalterischen Elemente mir zur Verfügung stehen.

Bestimmte Rahmenbedingungen habe ich bereits längst zuvor entschieden:
Kamera und Objektiv werde ich nicht jetzt nicht mehr wechseln können,
vermutlich sind ISO und Blende oder Zeit bereits vorher eingestellt worden...

Alles worauf ich zu diesem Zeitpunkt aber noch Einfluß habe sind:

Fokus,
Zoomstufe,
Standort und
Bildausschnitt!

Wenn ich aber weiß was ich will, dann ist das eine ganze Menge!

1. Fokussiere ich von da wo ich stehe.
Bleibt die Zeit, dann zögere ich eventuell noch und mache mit 2 weiter.

2. stelle ich den Zoom ein.
will ich so nah heran wie möglich? Kann freigestellt werden?
Bleibt die Zeit, dann zögere ich eventuell noch und mache mit 3 weiter.

3. Bewerte ich den Hintergrund,
bzw. ich überlege kurz ob er zu unruhig, zu hell oder ausreichend freistellend sonst was ist.
Bei den meißten Tieren ist Blende 5 auf Fluchtdistanz besser als Blende 2,8!
(Meine Meinung! :p )
Bleibt die Zeit, dann zögere ich eventuell noch und mache mit 4 weiter.

4. korrigiere ich eventuell den Standort, hole eventuell einen anderen Hintergrund ins Bild!
Oder korrigiere die Stellung zur Hauptlichtquelle!
(Ich versuche, wenn es irgendwie geht, immer Sonnenreflektionen in die Augen zu bekommen, bücke mich eventuell oder schleiche um das Zielobjekt herum, etc.)

Wenn das Vögelchen dann immer noch da sitzt, dann mache ich endlich das Foto!:cool:

Nee, mal im Ernst: ich habe natürlich nach jedem aufgeführten Punkt ein Bild geschossen!:D
Hab schließlich eine Digitale!:cool:
Aber jedes weitere war besser als das vorherige!

Und das genau deshalb, weil ich eine gewisse Vorstellung davon habe,
wie das bereits erreichte Bild zu verbessern ist, bzw. was es von meiner
Vorvisualisierung, also meinem Ideal-Bild noch trennt.

Übrigens ein sehr guter Artikel!(y)

Schönen Gruß
Pitt
 
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