Guten Morgen
Ich bin auch noch im gleichen Entscheidungsprozess (wie der TO). Eigentlich bin ich das schon mindestens seit 2 Jahren, da ich Schlepperei mit dem FX Krempel k***eleid bin. Nicht selten lasse ich das Marschgepäck zu Hause und fotografiere mit dem Smartphone oder CX, was beides irgendwie nicht gar so tolle Ergebnisse liefert. Nun hat sich ein Freund eine X-T2 gekauft und das wirklich erste Mal scheint es ein System zu geben was für
mich ausreichend wenig Kompromisse, verglichen mit Nikon FX, mit sich bringt.
Ich habe mal versucht die Argumente für mich sachlich aufzulisten.
Wichtigster Punkt:
Gewicht! Die Größe geht damit einher, ist aber nicht ganz so ausschlaggebend. Vergleiche ich D800+24-70/2,8+70-200/2,8 mit der X-T2+16-55/2,8+50-140/2,8 sind das knapp 3,5 Kg zu 2,1 Kg. Damit reduziert sich das Gewicht um 1/3 auf 61%. Als angenehmer Nebeneffekt passen die Sachen auch etwas besser in meinen Wanderrucksack
Nächster Punkt:
Fotografiergewohnheiten. LR sei dank kann man sehr einfach filtern, was man in den letzten Jahren an Equipment eingesetzt hat. Obwohl ich auch noch das 16-35 besitze sind Aufnahmen unter 24mm eher die Ausnahme. Ein Schwachpunkt war immer der Super-Tele Bereich >300mm. In FX quasi unbezahlbar, daher habe ich hier oft mit Adaptern am CX oder TC gearbeitet. Geht, aber nicht die bester Lösung. Hier ist ein DX Format schon immer im Vorteil gewesen. Klar könnte ich noch eine D500 oder D7200 dazu kaufen, schleppe dann aber noch mehr mit mir rum.
Auch ein 70-200/4 wäre eine Alternative. Das hatte ich auch schon und es ist sagenhaft gut. Aber Blende 4 ist nun mal nicht 2,8 und der Stabi bringt mir nur bedingt Hilfe. Ich fotografieren häufig Konzerte und Veranstaltungen mit schlechter Beleuchtung.
Ich fotografiere wenig Sport, keine laufenden Hunde und auch ansonsten selten schnell bewegte Motive mit Einschränkungen beim AF für bewegte Motive kann ich also leben. Ansonsten sollte der AF aber sitzen, auch bei schlechterem Licht. Die D800 ist beim AF auch eine Zicke. Kennt man sie einigermaßen, ist sie aber sehr zuverlässig. Meine bisherigen Tests mit der X-T2 waren auch sehr gut, obwohl ich nur das Suppenzoom (18-135/3,5-5,6) dabei habe.
Die D800 ist schon etwas betagt und das Rauschverhalten in der 100% Ansicht nicht wirklich besser als bei der X-T2. Ich finde, bei ISO 6400+ sogar schlechter, zumindest mit LR schlechter zu entfernen. Durch die höhere Auflösung gewinnt das Bild aber bei der Verkleinerung auf die Ausgabegröße (bei mir in der Regel zwischen 2k und 4k) doch leicht mehr als bei der X-T2. Die Dynamik habe ich gerade getestet und liegt quasi gleichauf. Das eine aktuellere D750 oder D810 besser sein wird, steht außer Frage. Grundsätzlich reicht mir das aber und wäre kein Grund für ein Update.
Weiterer Punkt:
Bedienung. Das Retro Design ist Geschmackssache und die Einstellräder würde ich nicht zwingend benötigen. Aber die Anzahl der Funktionstasten, BBF, der Joystick etc. machen auf mich den Eindruck, dass ich mich sehr schnell umgewöhnen kann. Und ich bin ein Gewohnheitstier! Ich rege mich noch heute darüber auf, dass Nikon beim Wechsel von der D700 auf die D800 die +/- Tasten neben dem Display vertauscht hat.
An einen Blendenring muss man sich auch erst wieder gewöhnen, ist aber grundsätzlich nicht falsch.
Als Nächstes:
Zuverlässigkeit, Robustheit. Bei einer Nikon FX mit den Premium Linsen hat man immer das Gefühl, man kann damit Nägel in die Wand schlagen, Angreifer in die Flucht schlagen und bei Minus 60 Grad fotografieren. Auch hat man immer das Gefühl, das Ding funktioniert, egal was kommt. Sicher ist da einiges an Wahrheit dran, auf der anderen Seite baut Fuji auch nicht erst seit gestern Kameras und die X-T2 sieht grundsolide aus.
Zum Schluss:
Zubehör. Von allen Systemkameras gefallen mir die Objektive der Fuji am besten. Da ich kaum blitze, und wenn dann im Studio manuell, ist das auch kein Thema. Zumal es mittlerweile ja auch 3rd Party Blitze gibt. Mit den YN Auslösern komme ich mit meinen einfachen billig Blitzköpfen sowohl mit der D800 als auch mit der X-T2 runter auf 1/800 Sekunde. Mir reicht das. Einen Fernauslöser gibt es auch. Ebenso ein App zu auslösen.
Ganz zum Schluss:
Das Bauchgefühl. Nach 10 Jahren Nikon, mit diversen Höhen und auch einigen Tiefen, steht man vor einer nicht ganz einfachen Entscheidung. Nüchtern betrachtet spricht das Meiste für die Fuji. "Size Matters" war für mich noch nie wichtig, hat aber in der einen oder anderen Situation geholfen in die erste Reihe zu kommen
In viele anderen Situationen ist es eher hinderlich. Die Nikon hat nun 10 Jahre Zeit gehabt mein Vertrauen zu gewinnen. Die Fuji erst 2 Tage.
So, nun mache ich das, was ich allen raten würde. Geht raus und macht Fotos
Ich habe bis Sonntag Zeit mit der X-T2 zu spielen.