Die Marktführer Canon, Nikon fahren eine Produktpolitik, die seit Jahrzehnten erfolgreich ist: Die Produkte werden von oben nach unten entwickelt. Man baut ein Spitzenmodell für den Profimarkt und bricht alle anderen runter. Die Gehäuse werden immer kleiner und der Funktionsumfang immer mehr beschnitten. Bei Generationswechsel in der Technik wandert die alte hochpreisige in die kleineren Modelle darunter. Das hat den Vorteil für den Kunden, dass er für kleines Geld ein Stückchen Profitechnik bekommt, in der Regel die wichtigen Teile, und für's Marketing, dass man jedem Käufer des aller billigsten Einsteigermodells erzählen kann, er habe ein Stück Profimodell gekauft. Stimmt ja auch. Aber es gibt eben auch Nachteile bei dem Konzept.
Denn es gibt's Technik, die für den Profi nicht interessant ist, für einen Amateur vielleicht schon. Dazu gehören z.B. ein brauchbarer LV mit einem AF, der einigermaßen funktioniert. Oder ein Klappdisplay, was im harten Profieinsatz vielleicht stört, aber der Einsatz beim Amateur ist nicht selten eben nicht hart.
Und so ist es eben auch mit dem Stabbi im Gehäuse. Profis arbeiten erstens mit den ganz dicken Gehäusen, die stabilisieren sich von alleine. Zweitens, wenn aus der Hand fotografiert wird, meistens mit den dicken Zooms, die bringen den Stabbi mit. Und drittens, wenn es zum lange Belichtungszeiten und BQ überhaupt geht, dann stellen sie das Teil auf ein Stativ. Somit gab es für Canon und Nikon null Interesse, einen Body-Stabbi zu entwickeln. Und weil für die kleineren Billo-Gehäuse nichts gesondert entwickelt wird, sondern nur weggelassen, haben die eben auch keinen. Genauso wenig wie einen brauchbaren LV, weil der in einer d5 wie in einer 1d irgendwie sinnlos gewesen wäre und man für den Pöbel keinen Yen an Entwicklungskosten ausgeben wollte. Der kauft den abgespeckten Kram ja auch so.
Diesen Luxus konnten/können sich die Konkurrenten nicht leisten, weil es für die keinen Profimarkt mehr gab. Also haben sie geschaut, was denn für den Amateur interessant sein könnte. Fuji baute Retro-Kameras im 70er Stil, weil es dafür eine breite Kundschaft gibt. Olympus Kameras für Mädels, auch ein bisschen Retro, aber ein bisschen weniger technoid, weil die das gut finden. Sony für Technik-Nerds...
Ein Feature, das gerade für Amateure besonders interessant ist, ist ein IBIS. Weil nämlich seine Kamera nicht groß und schwer ist, so dass sie sich von alleine stabilisiert. Weil er sie eben oft über den LV bedient, also über gestreckte Arme, und nicht stabilisiert am Auge hält. Weil er eben nicht nur Zooms mit Stabbi benutzt, sondern gerne die schmucken, kleinen Festbrennweiten, die mann sich gerne mal gönnt. Und die sind nicht stabilisiert. Weil der Amateur eben oft kein Stativ dabei hat auf Städtereisen, oder kein Sekretariat, das vorher die Fotoerlaubnis in der Location X eingeholt hat und somit ein Stativ aufstellen darf.
Wer natürlich den kleinen Fotoprofi spielen möchte, der braucht in der Tat keinen Stabbi im Gehäuse. Wer aber zu seinem Amateur-Status steht und weiß, dass er oft als Amateur fotografieren wird, für den ist er eine super Sache. So wie ein Klappdisplay, ein brauchbarer...