AW: [Nikon] Wann kommt die nächste DSLR von Nikon?
Dabei ist es doch logisch, dass die zusätzlichen Informationen, die ein höher aufgelöster Sensor aufzeichnen kann, immer einen positiven Einfluss auf die Bildqualität haben, oder? Der einzige Nachteil, den höher aufgelöste Sensoren neben der grösseren Datenmenge haben ist, dass die eine etwas kleinere lichtempfindliche Fläche haben. Aber bei so grossen Sensoren spielt das noch nicht so eine grosse Rolle.
OK, Dave, ich respektiere Dich und Deine Meinung, muss Dir aber grob gesagt sagen, dass Du in diesem speziellen Fall leider offensichtlich keine genaue Ahnung hast.
Es gibt mit steigender Aufloesung fuer Sensoren zwei Probleme:
1) Die lichtsensitive Flaeche wird kleiner
2) Das Ausleserauschen, das einmal pro Pixel anfaellt
Deine Argumentation ist: Mehr Informationen koennen doch gar nicht schlecht sein. Stimmt tendenziell, bzw. stimmt, sofern man nur zusaetzliche Informationen bekommt. Leider bekommt man aber auch zusaetzliches Rauschen.
Rechnen wir mal 10MP gegen 20MP. Pro Pixel koennen 60.000 Photonen registriert werden, die Szene hat 10 EV Dynamikumfang (etwa 1:1000). Bei perfekter Belichtung erhalten die hellsten Pixel also 60.000 Photonen, die dunkelsten 60, der Durchschnitt (logarithmische Helligkeitsverteilung) etwa 1.900. Das gilt fuer die 10MP-Variante. Fuer die 20MP-Variante gilt das, bei gutem Licht, natuerlich auch. Die ist dann klar im Vorteil, weil sie doppelt so viele Photonen einfaengt. Sofern die "full-well-capacity" denn auch 60.000 Photonen betraegt.
Bei maessigem Licht respektive gleicher ISO / Belichtungszeit / Blende faengt
die 20MP-Variante einfach pro Pixel die Haelfte der Photonen ein. Macht aber nichts, wenn man runterrechnet, dann hat man ja wieder die gleiche Anzahl Photonen pro Pixel. Soweit, so gut.
Jetzt taucht aber das Problem mit dem Ausleserauschen auf. Das gibts jetzt fuer jeden Pixel. Macht bei gutem Licht nichts, da kann ich mit der 20MP-Kamera dank nativer ISO 100 einfach doppelt so lange belichten als mit der 10MP-Kamera bei ISO 200. Ausserdem bekomme ich hoeher aufgeloeste Daten, insgesamt also mehr Informationen. Super. Ist das Licht aber schlecht, sieht es anders aus. Gehen wir wie oben von 60/1900/60000 Photonen pro Pixel aus, fuer die 10MP-Variante, und 30/950/30000 fuer die 20MP-Variante, dann kommen in beiden Faellen pro Pixel noch im Schnitt 5 Rausch"photonen" dazu. Rechne ich runter, habe ich im 10MP-Bild pro Pixel 5 Rausch"photonen", im heruntergerechneten 20MP-Kamera-Bild 10 Rausch"photonen". In den Lichtern ist das ziemlich egal, in den Schatten aber nicht: Da habe ich statt 60 zu 5 (signal-to-noise 12) nur noch 60 zu 10 (signal-to-noise 6). Muss ich jetzt mit den ISO hoch, dann hab ich statt 60/1900/60000 Photonen pro Pixel (ISO 200) nur noch 6/190/6000 (ISO 2000). Bei der 20MP-Kamera geht jetzt das Signal in den dunkelsten Bildbereichen schlicht im Rauschen unter.
Falls ich im Bereich bin, wo ich klar photon noise limited bin (also das Rauschen durch das photon shot noise deutlich groesser ist als das Ausleserauschen), ist es egal - hohe Aufloesungen bringen quasi nur Vorteile, das Rauschen steigt quasi nicht sichtbar bei gleicher Ausgabegroesse. Bin ich im Bereich, wo ich readout noise limited bin (das Rauschen durch das photon shot noise ist kleiner als das Ausleserauschen), bringen hoehere Aufloesungen gar nichts - nur mehr Rauschen.
In den dunklen Bildbereichen werde ich bei ISO 3200 immer readout noise limited sein. Jetzt schneidet Nikon geruechteweise dann einfach die dunklen Bildbereiche weg - kann man machen, man verliert einfach Informationen und Dynamikumfang.
Es gibt schon einen Grund, warum ich gerade in meinen Antrag fuer ein Teleskop geschrieben habe, dass pixel-binning betrieben werden soll. Die Leute, die das erfunden haben, waren ja nicht einfach bloed. Die haben sich schon was dabei gedacht. Auch Rauschunterdrueckung hilft nicht. Ich weiss jetzt nicht, ob das visuelle Rauschen im Foto sich da anders verhaelt als das Rauschen bei astronomischen Beobachtungen - vermutlich ja, weil wir deutlich staerker im Grenzbereich operieren. Aber hohe Aufloesungen bringen nicht nur Vorteile, und Rauschunterdrueckung kann helfen, aber auch nur begrenzt. Ob im Grenzbereich, ISO 3200+, eine D3x mit Rauschunterdrueckung wirklich visuell weniger rauscht als eine D3, kann ich nicht beurteilen. Technisch ist dem nicht so. Da rauscht die D3 minimal weniger (und hat logischerweise ab ISO 800 oder so auch den hoeheren Dynamikumfang). Aber es geht ja nicht um das technische, um z.B. die Detektion feinster Details, sondern um den optischen Eindruck. Dass aber eine D3x mit ISO 12800, runterskaliert und entrauscht, geich gut aussieht als ein D3-Bild, das auch entsprechend entrauscht wurde, kann ich mir nicht vorstellen. Da muesste man Beispiele sehen.
Fazit: Technisch gesehen ist eine hohe Aufloesung ein Nachteil (Ausleserauschen und geringere effektive lichtsensitive Flaeche). Uebrigens ist das Auslesen eine ziemlich komplizierte Sache. Hohe Aufloesungen (und auch flaechenmaessig grosse Sensoren) machen das nicht gerade einfacher. Und damit auch nicht einfacher, das Ausleserauschen klein zu halten.
Der D3x-Sensor ist zeitlich naeher am D3s-Sensor als am D3-Sensor. Die D3 rauscht minimal weniger (siehe DxOMark), die D3s deutlich. Grosse Sensoren sind halt theoretisch ein Nachteil. Wirklich gross ist der Unterschied nicht. Dass bei gleicher Technologieentwicklung ein hochaufloesender Sensor einen niedrigaufloesenden im Rauschen abhaengt, auch verkleinert und auch mit Rauschunterdrueckung, glaube ich nicht, auch wenn Nikon mit der D7000 in meinen Augen einen sehr, sehr interessanten Schritt gemacht hat (hoeherer Dynamikumfang kommt noch dazu). Einfach so hochskalieren wird man den aber vermutlich nicht koennen. Bleiben die anderen Vorteile der hohen Aufloesung: Mehr Details. Die kann man aber nur wirklich nutzen, wenn die Linsen sie liefern, und wenn man im Niedrig-ISO-Bereich ist.
Niemand braucht 12MP-Bilder. Entweder die Bilder werden irgendwo gedruckt, und dann kann das Ausgangsbild nicht hoch genug aufgelöst sein, oder dann werden die Bilder im Web oder bestenfalls als Wallpaper digital benötigt. In den beiden letzten Fällen wird das Bild sowohl von der D3/D700 als auch das der D3x heruntergerechnet.
Kameras mit weniger hoch aufgelöstem Sensor machen nur Sinn, wenn dadurch die Datenmenge klein und die Bildfolge hoch gehalten werden kann. Beides wird mit zunehmendem technischen Fortschritt im Speicher- und Prozessorenbereich immer weniger ein Thema sein.
Doch, viele Menschen brauchen 12MP-Bilder. Menschen, die damit ihr Geld verdienen

. 12MP sind fuer sehr sehr viele Zwecke ausreichend, geben etwa DIN A4 in 300 dpi. Fuer Fotos an die Wand reichen 12MP in guter Qualitaet auch fuer A2 oder groesser. Vorteile der hoeheren Aufloesung? Ja, vorhanden, aber minimal. Nur, wenn man nah ran geht.
Und ja, schnellere Computer machen das Handling grosser Daten einfacher, wenn man denn bereit ist, in Hardware zu investieren. Aber auch dann werden die kleinen Dateien noch schneller zu kopieren und zu bearbeiten sein. Ich hab so schon nach einer Woche zelten 10 oder mehr GB an Daten, und bin froh, dass es keine 20 GB sind. Der Vorteil der hohen Aufloesung ist fuer mich nicht sooo gross. Wuenschen wuerde ich mir fuer eine D800 vielleicht 16 oder 18 MP. Das ist etwas, womit ich gut leben kann - jetzt und auch fuer eine ganze Weile.
Denn dass die Aufloesung eines Bildes (10, 12, 18, 24, 32MP) eines der allerletzten Kriterien ist, wenn ich mich entscheide, ob ich es mir an die Wand haenge, duerfte klar sein. Und ich hoffe, das geht auch Dir so

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