AW: Arca Swiss P0 / Arca Swiss P-0
Benutzt jemand den P0 zufällig auf einem Gitzo 1541t Stativ?:
Siehe angehängtes Bild.
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So, jetzt ist mein P0 endlich - und rechtzeitig vor dem Urlaub

- auch eingetrudelt, allerdings in anderer Ausbaustufe als ursprünglich geplant.
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Und das kam so....
Bestellt hatte ich vor Ostern die Minimalversion mit einfachem Stativteller. Ich hatte die Hoffnung, ihn über Ostern einem reichlichen Praxistest unterziehen zu können. Entgegen meiner Hoffnung wurde der Shop aber nicht wortbrüchig, sondern hat die am Bestellungstag ausgewiesenen längeren Lieferzeiten wirklich eingehalten.
Irgendwann war es dann soweit, die Packstation vermeldete den Eingang eines Pakets.
Beim Auspacken dann der
Schock: Wo ist der verdammte Stativteller hin?
Auf dem Kopf thronte stattdessen satt und entspannt eine FlipLock-Klemme.
OK, da hat wohl jemand in das falsche Regal gegriffen! Irrtum, auf der Umverpackung war die bestellte Kopfversion korrekt angegeben. Damit war klar, der Fehler geschah in Frankreich.
Wichtig: Mir war von Anbeginn des Auspackens an klar, dass ich diesen "Fehler" in jedem Falle "melden" werde!
Egal, jetzt war natürlich erstmal ausgiebiges
Fingern und
Fummeln angesagt.
Erste Auffälligkeit: Die Dimensionen der Arca-Klemme sind deutlich kompakter als die der Sunway, und kaum überraschend passt sie wie die "Faust auf's Auge".
Die Sunway-Klemme wirkt im Vergleich gerade durch die lange Klemmenschraube richtig ausladend.
Ich meine auch, dass die FlipLock-Klemme leichter ist, habe aber wegen unklarer Liefersituation auf ein Abschrauben und Wiegen verzichtet.
Das Finish ist durch die "schärferen" Fräskanten filigraner und wirkt in Summe auf einem (noch) höheren Level als bei der Sunway. Diese Unterschiede sind wirklich vorhanden, allerdings liegen definitiv keine "Welten" dazwischen.
Der FlipLock-Mechanismus selbst machte einen wirklich durchdachten und vor allem sehr verläßlichen Eindruck. Nein, diese Beschreibung trifft es nicht ganz: Der Hebel und sein Klemmenmechanismus sind optisch, haptisch, aber vor allem funktional ein kleines mechanisches Meisterwerk!
Es gibt drei Hebelpositionen:
Offen,
Halb-Offen und
Geschlossen.
- in der Offen-Position ist die Öffnung größer als die maximale Breite der Platte, man kann die Kamera also einfach nach oben "entnehmen".
- die Stellung Halb-Offen erlaubt das herausfallsichere horizontale Verschieben der in der Klemme gefangenen Kamera (neudeutsch: Sliden). Die Sicherungsschrauben der Sunway-Platte werden dabei durch die Sicherungsbolzen der Arca-Klemme blockiert - der "Herausrutschschutz" beider Hersteller ist somit zueinander kompatibel.
- in der Stellung Geschlossen sitzt die Kamera bombenfest. Mit zunehmender mechanischer Anstrengung konnte ich die Kamera zwar minimalst um die optische Achse bewegen - als verursachendes schwächstes Kettenglied stellte sich aber überraschenderweise die Kombination Kamera-Kameraplatte heraus. Praktisch ist dies aber irrelevant, da die bei meinem Test angelegten Kräfte wirklich hoch waren (vulgo: Gewalt
).
Wirklich begeistert - gerade nach meinen bescheidenen Schnellhebelerfahrungen mit dem
Cullmann MX445 - war ich aber von der Funktionalität!
Der Übergang
Halb-Offen nach
Geschlossen ist wirklich geschmeidig, er erfordert erstaunlicherweise kaum Kraftaufwand. Auch wenn ich es wiederholt nicht glauben wollte, die Kamera ist nach dem Schließen felsenfest arretiert!
In die andere Richtung stand ich erst einmal auf dem Schlauch. Es gelang mir zunächst nicht, den Hebel in die
Offen-Position zu bewegen. Der Blick in die dem Produkt absolut nicht gerecht werdenden "Anleitung" (aus der Erinnerung: eine gefaltete DIN A4-Kopie) half auch nicht weiter.
Mit der passenden Mischung aus Gefühl, Intuition und Neugier kam ich dem Prinzip aber schnell auf die Schliche. Der Hebel besitzt ein hohles Profil, in welchem wiederum eine Art Sicherungsstift mit geriffelter Oberflächenstruktur (aneinandergereihte Koni) sitzt. Dieser muss "nur" etwas nach außen bewegt werden, und der Hebel lässt sich bereitwillig nach
Offen umklappen.
Was sich nun vermutlich eher kompliziert liest, ist bei Kenntnis des Funktionsprinzips in der Praxis kein Thema. Wenn man nämlich den Hebel nicht nur an seiner äußeren Spitze, sondern wie bei einer Fahrradklingel die gesamte Hebeloberfläche mit dem Daumen kontaktiert, passiert die Entsicherung quasi automatisch und implizit. Einfach und daher genial.
So weit, so toll.
Bei aller Begeisterung über die Mechanik würde ich den für die einzelne Klemme aufgerufenen Preis zwar nicht bezahlen, aber sie wäre mir den für die entsprechende Kopfversion aufgerufenen Aufpreis wert gewesen.
Jetzt kommt aber der Haken
Mit dem Kirk
BL-K7 war das Schließen der Klemme alles andere als
easy. Ich musste richtig, richtig Kraft aufwenden.
Für diesen Fall allerdings ist die Klemme zumindest in der Theorie vorbereitet. Sie besitzt eine Rändelschraube, die die Anpassung der Hebelvorpannung erlaubt.
Hier muss ich allerdings das Gegenteil von Begeisterung konstatieren, die mechanische Ausführung ist in der Praxis bescheiden: Die Schraube selber ist kaum zugänglich und war bei meinem Klemmenexemplar zum Einen nur unter massivem Abrieb der Daumenkuppenhaut überhaupt zu einer Drehung zu bewegen. Zum Anderen, und in der Praxis noch entscheidender, liefert diese Rändelschraube keinerlei Drehfeedback (liegt wohl am hohen Losbrechmoment). Ob ich die Vorspannung also überhaupt und in die richtige Drehrichtung verändert hatte, konnte ich nur mittels nachfolgendem Klemmtest verifizieren. D.h., erst Kamera, dann L-Winkel und vice versa. Praktisch also potentiell ennervierend.
Da ich als Hobbyist keinerlei Ambitionen habe, durch Herstellermonogamie auch noch beim Stativzubehör dauerhaft im Höchstpreisgefängnis zu sitzen, war nach diesem Test die grundsätzliche Arca-FlipLock-Begeisterung recht schnell verkümmert. Die Aussicht, bereits mit dem dritten Hersteller Arca-"kompatibler" Komponenten die systemischen Grenzen in der täglichen Praxis endgültig zu überschreiten, besiegelte dann meine Entscheidung.
Also am nächsten Tag lange nach Ladenschluss ein Anruf im Shop, um eine Nachricht auf der Mailbox zu hinterlassen. Die Mailbox kam jedoch nicht, stattdessen meldete sich nach einigem Tuten eine authentische menschliche Stimme.

Es war in der Tat der Shop-Inhaber; wir haben dann ca. 1h geplaudert. Nach der Schilderung meiner Equipmentsmischung war das Ende vom Lied eine klare und unmissverständliche Empfehlung:
Herr XXXX, nutzen Sie bei Ihrer Ausrüstung um Gottes Willen AUSSCHLIEßLICH eine Schraubklemme!!
Der Rest ging dann schnell: Aus dem Französischen erging ein klares Schuldeingeständnis und ein unwiderstehliches Austauschangebot für eine bestimmte Kopf-/Klemmenkombination.
Für die Schraubklemme gelten im Grundsatz die zuvor für die FlipLock-Version erläuterten Eigenschaften.
Unter Vorbehalt meiner bisher kaum vorhandenen praktischen Erfahrung ist mir allerdings ein Punkt aufgefallen, in welchem die Sunway-Klemme punkten kann: Über den gesamten Gewindeweg läufte die Sunway-Klemmschraube geschmeidiger (Sunway: gleichmäßig und durchgängig leicht; Arca: wird kurz vor Klemmbackenschließung rauher im Lauf). Ich vermute, dies liegt hauptsächlich am geschätzt doppelt so langen Hebel der Sunway-Schraube.
Ich werde die Klemme aber behalten, sie passt einfach perfekt zum und auf den Kopf.
Ach ja: Der Kopf gefällt mir auch.
Jetzt folgen zwei Wochen Urlaub und damit die Möglichkeit für "wahre" Tests. Ich bin gespannt, wie meine Meinung danach ausfällt.
Grüße,
IcheBins