Ich würde hier auch gerne was zum Thema Freistellung betragen, obwohl ich weder eine mFt Kamera, noch das Voigtländer 25mm/0.95 habe. Aber das Thema Freistellung hat mich auch schon lange beschäftigt. Für die Freistellung sind 2 Faktoren ausschlaggebend.
1. Schärfentiefe
2. Hintergrundgrösse
Wie ja schon geschrieben wurde ist die Schärfentiefe bei fester Objektgrösse nur von der Kombination Objektivblende/Sensorgrösse abhängig. Es ist aber ein Irrglaube, dass man mit einem Voigtländer 25mm/0.95 (mFt Objektiv) besser Freistellen kann als mit einem Voigtländer 35mm/1.2 (Kleinbild-Objektiv: KB). Denn das 35/1.2 ist ein KB-Objektiv und hat daher auch eine KB-Äquivalent-Brennweite von 35mm. Das mFt 25mm/0.95 hat dagegen eine KB-Äquivalent-Brennweite von 50mm und nicht auch weniger, zB kann es einen APS-C Sensor nicht mehr komplett ausleuchten (wobei ehrlich gesagt gar nicht soviel fehlt...):
http://sonyalphanex.blogspot.com/2010/12/sony-nex-5-with-voigtlander-25mm-095.html
Das heisst nicht, dass das 35mm/1.2 nicht auch ungefähr zum 50mm-KB-Äquivalent werden kann -> an einem APS-C Sensor. Es kommt also immer auf Objektiv + Sensorkombination an. Man kann zB folgende 50mm-KB-Kombos vergleichen (ich nehme mal das 50mm/1.1 Nokton KB Objektiv dazu):
25mm/0.95 / mFt Sensor (Einstellgrenze 0.17m)
35mm/1.2 / APS-C Sensor (0.7m)
50mm/1.1 / KB Sensor (1.0m)
Bei gegebener Objektgrösse ist für die Schärfentiefe nur das wichtig, was Ken Rockwell die "clear aperture" nennt, also der Objektivdurchmesser durch den Licht einfallen kann. Diese ist der Quotient aus Brennweite und Lichtstärke (Lichtstärke ist definiert als Brennweite / clear aperture).
Dafür bekommen wir:
25mm/0.95 / mFt Sensor: 26.3mm (Dof bei Motiventfernung 2m: 0.19m; für Blende 1.0 berechnet)
35mm/1.2 / APS-C Sensor: 29.2mm (Dof: 0.15m)
50mm/1.1 / KB Sensor: 45.5mm (DoF: 0.06m; für Blende 1.2 berechnet)
wobei die 35mm/1.2 / APS-C Sensor Kombo einen kleinen Vorteil hat, da sie 52.5mm-KB-Äquivalent ist. Da der Schärfentiefenrechner leider nur die Blenden F1.0 und F1.2 auswählen liess, habe ich für die DoF-Angaben des Gespanns 25mm/0.95 / mFt Sensor die Blende F1.0 ausgewählt, und für das Gespann 50mm/1.1 / KB Sensor die Blende F1.2.
Das heisst ein 35mm/1.2 / APS-C Sensor (1.5 Crop) kann bei gleicher Objektdistanz (minimal) stärker freistellen als ein 25mm/0.95 / mFt Sensor. Die minimale Schärfentiefe der 25mm/0.95 / mFt Sensor-Kombo ist aber trotzdem kleiner als die der anderen beiden Kombinationen, weil die minimale Einstellgrenze sehr gering (!) ist, aber das Fass mache ich jetzt hier nicht auf.
Ich wäre auch mit der Aussage vorsichtig, dass die Kombination 25mm/0.95 / mFt Sensor lichtstärker ist als eine 35mm/1.2 / APS-C Sensor Kombination. Ich habe zwar keine mFT Kamera, aber eine Sony NEX mit Voigtländer 35mm/1.4. Ich würde sagen (ohne hier provozieren zu wollen!), dass die NEX vermutlich 1 Stop Vorteil bzgl ISO hat:
http://www.bythom.com/compactmirrorless.htm
Damit wären also beide Kombinationen ziemlich gleichauf. Es dürfte ja auch unbestritten sein, dass ein grösserer Sensor weniger rauscht wenn man die Pixelzahl konstant hält, und dass die aktuell extremste Low-Light Kombo vermutlich eine Nikon D3s mit 24mm/1.4 Objektiv ist, aber das nur nebenbei. ((Auch nebenbei: für den Preis des 25mm/0.95 bekommt man fast eine NEX + 35mm/1.4 + Adapter; und damit eine Kamera und 16mm Objektiv geschenkt und ein KB- statt mFt Objektiv und das ganze ist auch noch kleiner.))
2. Hintergrundgrösse
Diese wirkt sich zwar nicht auf die Schärfentiefe aus, sehr wohl aber auf die wahrgenommene Freistellung. Beispielsweise schiesse ich ein Portrait mit Schloss Neuschwanstein im Hintergrund. Dann sehe ich mit einem 28mm-KB-Objektiv (zB Panasonic 14mm/2.5) vielleicht das komplette Schloss. Nehme ich ein 50mm-KB (eben Voigtländer 25mm/0.95) dann sehe ich nur noch ca. 1/4 des Schlosses. Der Effekt ist dass der Hintergrund komprimiert wird und einzelne Elemente (zB ein Fenster) die 4-fache Fläche einnehmen, weswegen sie unschärfer bzw gleichmässiger wirken.
Das ist der Grund, wieso ein Bild (bei gleicher Motivgrösse) das mit einem 200mm/4.0 (mFt: 100mm/2.0; clear aperture 50mm) aufgenommen wird das Motiv stärker freistellt als mit einem 100mm/2.0 (mFt: 50mm/1.0; clear aperture 50mm) oder einem 50mm/1.0 (mFt: 25mm/0.5 ;-); clear aperture 50mm) obwohl die Schärfentiefe die gleiche ist. Einfach mal ausprobieren.
Anmerkungen nebenbei für Freistellungs-Junkies:
- Es gibt einen weiteren Vorteil von Teles für maximale Freistellung. Es ist bedeutend leichter mit einem Tele einen Bildausschnitt zu wählen bei dem es keine naheliegenden Gegenstände im Hintergrund gibt als mit einem Weitwinkel oder Normalobjektiv.
- Der günstigste Weg zu maximaler Freistellung dürfte ein manuelles 200mm/4.0 von Nikon oder Canon sein. Die gibt es so ab 70 Euro.
Das Fazit das sich daraus ziehen lässt ist, dass für maximale Freistellung nichts über einen Vollformatsensor geht. Speziell im Weitwinkelbereich (<35mm KB-Äquivalent) ist es extrem schwierig ohne KB Sensor überhaupt eine Freistellung zu erreichen. Ausserdem kann man mit den meisten lichtschwachen Teles stärker freistellen als mit einem schnellen 50mm Objektiv.
Schöne Grüsse
Andreas