Ich könnte mir eine GH2 für unter 200€ besorgen. Ich frage mich aber, was für dich "ganz blöde anstellen" heißt? Also ich bin wirklich ein absoluter Anfänger. Bin bestimmt intelligent genug, um Dinge zu lernen und Fehler zu vermeiden aber kann man auch so als unwissender "schnelle" Videos, wie es andere Kompaktkameras halt ermöglichen? Habe ein bisschen Angst, dass ich so einen Kauf mache und am Ende überfordert bin... Das ist auch der Grund warum ich ein wenig zu Kompaktkameras tendiere. Ist das logisch?
Für eine GH2 würde ich keine 100 Euro mehr ausgeben. Ich hatte sie genannt, weil es eine alte Semi-Pro-Kamera zum Filmen im absoluten Low-Budget-Bereich ist.
Wenn du einen gewissen Anspruch an den fertigen Film hast, wirst du um Lernen nicht herumkommen. Natürlich kannst du mit der GH einfach draufhalten, genau wie mit der Canon, und es kommt ein Filmchen bei rum. Aber Film ist nun mal ein(e) (Kunst-)Handwerk, was noch als akzeptabel durchgeht, bestimmst du selbst, aber auch der Maßstab, den deine Sehgewohnheiten geprägt haben.
Ein Beispiel: Ich war im Urlaub am Meer, grandiose Brandung vor Sonnenuntergang. Die wollte ich einfache in einer simplen Filmsequenz abfilmen, so als Stimmungsbild, sicherlich ein bisschen Eso-mäßig angehaucht. Bei meinem ersten Versuch habe ich die Kamera ganz ruhig in der Hand gehalten und die Brandung Sekunden-lang gefilmt. Alle Resultate waren für die Tonne, wie ich aber erst später am Rechner festgestellt habe. Ich habe die Kamera immer ganz leicht schief gehalten und ganz leicht gewackelt. Bei einem Punk-Konzert hätte man es gar nicht gemerkt, aber bei dem Genre ging das gar nicht. Ein schiefer Horizont am Meer geht gar nicht, auch wenn er nur ein ganz klein wenig schräg läuft. Am Abend drauf habe ich es noch einmal versucht mit Stativ. Das Bild war super, aber der Ton misst, weil ich Windgeräusche auf den Mikros hatte. Meine Kamera hat zwar eine Automatik dagegen, aber die hat nichts genutzt. Wieder habe ich das erst danach am Rechner gemerkt. Leider hatte ich kein externes Mikrofon dabei, auf das man einen Windschutz hätte stecken können (den man auch haben muss). Ich habe dann den Ton mit dem Smartphone aufgenommen, was ich in ein Handtuch gewickelt hatte als Schutz gegen den Wind.
Du siehst, einfach nur Kamera hinhalten und auf Aufnahme drücken, führt oft nicht zu einem gewünschten Ergebnis. Beim Punkkonzert, wenn du neben dem Lautsprecher stehst, werden eingebaute Mikros nur KkkrrchhWummKkkkrrrrchWummKkkkrrrrchchch aufnehmen, wobei das Wumm die leisten Stellen sind. Hier wirst du mit der Canon überhaupt kein brauchbares Ton-Ergebnis erzielen. Wenn das Punkkonzert in einem düsteren Keller stattfindet ohne Lichtanlage, dann könnte der Sensor der GH2 zu lichtschwach, weil zu alt sein, dann wird die Canon noch brauchbare Bilder liefern, weil ihr Sensor moderner, größer und lichtstärker ist. Nur Ton hast du immer noch keinen. Ist das Konzert ein Kammerhauskonzert im gemütlichen Kerzenschein, machst du mit der Canon schöne Erinnerungsfilme.
Auch der AF will gelernt sein. Jeder hat da seine Tücken, Eigenheiten und technische Grenzen. Du musst aber auch wissen, wann du den richtigen wählst. Wenn z.B. bei einem Konzert vor dir Menschen stehen, die mit Smartphones und Händen in der Luft herumwedeln, dann weiß in Standardeinstellung der AF nicht, ob der die Bühne ganz hinten oder die Hände vorne fokussieren soll. Bestimmte Dinge gehen mit der GH nicht, dazu ist der AF zu langsam. So kann er z.B. nicht eine Person, die mit Schrittgeschwindigkeit auf dich zukommt, mit dem AF verfolgen, also sanft nachziehen. Dann setzt das berühmte Pumpen ein. Ob das die Canon M100 aber kann, weiß ich nicht. Im Test wird der AF auch nicht als so performant beschrieben, trotz Dualpixel-Technik. Umsonst wird die Kamera nicht so günstig verscherbelt werden.
Ein weiteres Problem ist mir eingefallen. Du schreibst oben, du brauchst keinen Technikkram wie ein Zoom, dir reicht es, wenn die Kamera das so aufnimmt, wie du es siehst. Das ist aber nicht so einfach. Die Objektive, die ich und andere hier empfohlen haben, besitzen ungefähr einen Blickwinkel wie das menschliche Auge. Aber schau mal, wie du siehst! Du hast in der Mitte einen scharfen Spot, an den Rändern wird dein Sehfeld unscharf. Du 'siehst', in dem du viele Spotts auf die Szene wirfst und dein Gehirn setzt sie zusammen zu einem Eindruck. Die Kamera 'sieht' aber ganz anders. Sie nimmt ein Bild, oder eine Bildsequenz als Film über die ganze Bildnehmerfläche scharf auf. Wenn du auf einem Konzert nur etwas weiter hinten stehst, dann fokussiert das Gehirn den Blick auf die Bühne, also das Wesentliche, was du sehen willst. Die Kamera nimmt aber all den Kram drumherum gleichwertig auf. Das bedeutet, dass z.B. die Hälfte des Bildes durch die drei Hinterköpfe der Leute vor dir bestimmt wird. Der große Rest durch die tobende Menge vor der Bühne und ganz klein ganz hinten wird die Bühne zu erkennen sein. Im Grunde 'siehst' du das Bild auch so, du denkst dir aber den Schmonz weg. Das kann die Kamera nicht. Man löst das Problem, in dem man den Aufnahmewinkel einengt, also die Köppe vor dir und die tobende Menge weitgehend wegschneidet. Das macht ein Teleobjektiv. Ein Zoom ist ein Objektiv, dass diesen Blickwinkel stufenlos einstellen kann, also auch auf Tele-Stellung den Blickwinkel einengt. Du siehst, so dumm ist ein Zoom nicht bei deinem Vorhaben. Dummerweise sind billige Zooms sehr lichtschwach und lichtstarke Zooms sehr teuer. Eine preisgünstigere Lösung ist ein zusätzliches Teleobjektiv, das du dann wechseln musst vor Ort. Oder aber das berühmte Fuß-Zoom, du musst näher rangehen. Leider geht das oft nicht.
Und weiter gehen dann die Schwierigkeiten. Je enger der Abbildungswinkel ist, umso stärker wirken sich Wackeleien aus. Wenn du 50 Meter vor der Bühne stehst und mittels Zoom oder Telefestbrennweite die Band bildfüllend 'rangezoomt' hast, dann wirken sich ein Millimeter wackeln am Objektiv fünf Meter auf der Bühne aus. Darum haben Leute, die Bands von weiter weg ordentlich filmen, immer ein Stativ oder ein Gimbal, das ist ein modernes elektronisches Stativ, was man in der Hand tragen und nachführen kann.
Ich will dich nicht verschrecken, aber es sei gesagt, dass die Filmerei nicht trivial ist und dass Technik dazu da ist, Probleme zu lösen, die ohne diese nicht lösbar sind. Ich selbst bin ein Freund von Budget-Lösungen, aber die führen nur mit Tricks zu einem brauchbaren Ergebnis. Ich würde sagen: Als Laie Kamera raus, Film an und los wird nichts werden, wenn dein Maßstab die übliche Filmästhetik ist, die man im Netz findet.
Das macht aber nichts, denn der Mensch kann ja lernen.