AW: Mini-Staive - drei Beispiele
So, nun zur Mutter aller Ministative. Es wird von der hier nicht so bekannten Schweizer Firma FOBA hergestellt und lässt die beiden andern zu Spielzeugen werden. Gar nicht wegen der erreichbaren Höhe (was bei einem Ministativ auch merkwürdig wäre), die ist mit 29cm noch im normalen Bereich. Doch wo Novoflex für sein Minipod eine Tragkraft von 10kg angibt, sind es bei FOBA 60kg! Und diese Angabe halte ich für durchaus realistisch. Dafür bringt das Stativ aber auch 2,1kg auf die Waage und kostet neu 550 €! Upps! Wieso sollte irgendwer so ein Minimonster auf den Markt bringen? Und wieso sollte irgendwer so was kaufen?
Für Naturfotografen mit schwerstem Equipment ist das Ding ja eigentlich immer noch überdimensioniert. Wenn ich es z. B. mit dem RRS Ground-Level Tripod vergleiche, hat jenes bei 1,2 kg Gewicht eine angegebene Belastbarkeit von 23 kg. Und ich habe noch nicht gehört, dass sich dort jemand über mangelnde Belastbarkeit beschwert hat.
Der Clou bei dem Stativ ist eigentlich ein ganz einfacher: Man kann es beliebig vergrößern! FOBA hat ein patentiertes Schraubsystem für 28mm Alu-Rohre (FOBA Combirohr), mit dem man die Beine verlängern kann. Da ich diese Rohre noch nicht habe, kann ich noch nicht viel darüber schreiben, aber ich erhoffe mir ein sehr stabiles kleineres Stativ, z. B. fürs Ansitzen mit der Option als Ministativ.
Bisher nutze ich es manchmal z.B. als Stützpunkt auf dem Autodach für Teleaufnahmen. Aber auch als Makrostativ macht es sich recht gut. Nur merkt man Outdoor das Gewicht von über 2 kg schon. Gekauft habe ich das Ding aber hauptsächlich, da mich die Konstruktion interessierte. Im Gegensatz zum üblichen Stativ werden die Beine nicht nur mit Gelenken an der Stativschulter befestigt, sondern es gibt noch zusätzliche Haltespangen. Mit denen erfolgt die Winkelverstellung, aber sie dienen auch der deutlichen Erhöhung der Stabilität. Die Beine sind aus Edelstahl und Enden mit 3/8“-Gewinden die Alu-Spikes mit Gummi-Hütchen aufnehmen – oder eben die Verlängerungsrohre. Die Spikes sind sehr ordentlich und passen auch an mein Gitzo.
Die Stativschulter ist sehr massiv ausgebildet und verfügt über eine drehbare 3/8“-Kameraschraube. Die Beineinstellung erfolgt mit griffigen Kunststoffknebeln. Das Stativ ist für den Studiobetrieb gebaut, es gibt also wirklich elegantere Konstruktionen. Aber dafür ist alles funktional und sehr robust – mein Stativ hat schon viel hinter sich und funktioniert trotzdem noch hervorragend. Und funktionieren heißt, dass man die Höhe von 29 cm – 10 cm stufenlos verstellen kann und dabei alles auf das Stativ packen kann, was man nur will. Es hat die Stabilität eines Betonklotzes. Zur Probe habe ich mich auch mal drauf gestellt. Meine 83 kg haben ihm jedenfalls nicht geschadet.
Durch die getrennt für jedes Bein verstellbaren Beinwinkel kann man auch auf sehr unebenem Grund einen guten Halt finden, so dass das Arbeiten mit dem Stativ viel Spaß macht.
Zusammen gepackt ist das Stativ 30cm lang und hat einen Durchmesser von ca. 10cm, ist also noch recht gut zu verstauen. Nimmt dazu noch 40 cm lange Verlängerungsrohre – es gibt auch andere Längen - hat man eine recht kompakte Stativvariante für lange Tüten. Drei Verlängerungsrohre bringen (laut Prospekt) ein zusätzliches Gewicht von 825g, das Ganze liegt dann also knapp unter 3kg. Sicher ist das noch immer recht schwer, aber wenn man an Berlebachs Uni-Serie denkt, ist das durchaus noch im Rahmen. Ob es sich mit diesen Felsen messen kann, werde ich posten, sobald ich mal Verlängerungsrohre ergattert habe.
Auch für dieses Stativ ist der aufgerufene Neupreis von 550€ eher verstörend. Meins lag bei knapp 100€, was ich für einen durchaus angemessenen Preis halte. Denn es geht bei diesem Stativ weder um High-Tech-Materialien noch um feinmechanische Präzision. Eigentlich ist es von jedem besseren Schlosser herstellbar.