pumuckl
Themenersteller
Hallo zusammen,
da vielleicht für den einen oder anderen ein Bericht über den Vergleich dieser beiden Canon-Makros interessant sein könnte, werde ich im folgenden über meine Erfahrungen mit den beiden Objektiven berichten.
Mein Fazit: Ich werde das neue Makro behalten und mein vielgeliebtes altes, mit dem viele meiner Lieblingsbilder entstanden sind, verkaufen. Ich bin zu folgenden Schlüssen gekommen: würde ich ein einzelnes Bild einem der beiden Objektive zuordnen können? Nein, weil die Unterschiede in meinen Augen so gering sind und beide Objektive auf einem derart hohen Niveau spielen, dass es den Direktvergleich braucht, um Unterschiede zu sehen. Werden meine Bilder durch das neue Makro besser? Wahrscheinlich nicht, Begründung ist die gleiche wie bei der Zuordenbarkeit eines einzelnen Bildes. Warum dann überhaupt der Umstieg? Weil ich nachher Bilder auf der Festplatte habe, die ich mit dem alten nicht hätte machen können, z. B. im Sinsheimer Museum: zwar hatte ich ein Einbeinstativ dabei, aber die Benutzung war mir einfach zu umständlich. So hatte ich ISO 400 und 1/15 - 1/30s als Belichtungszeiten - mit dem alten Makro hätte ich ISO 1600 und 1/60 - 1/125s als Belichtungszeiten gehabt und selbst das wäre schon eng gewesen.
Anderen Fotografen kann ich die Entscheidung nicht abnehmen: ob einem der IS den Preisunterschied von ca. 300€ wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Tolle Objektive sind beide Linsen.
Herzliche Grüße vom pumuckl
PS: Zu den Bildern: Zwei Vergleichsbilder zum Bokeh bzw. zu den Farben bei Blende 2,8 (jpg direkt aus der Kamera (5D, Schärfe stand auf 3), keinerlei Anpassungen bis auf Verkleinerung auf 900x600 in PS mit Verkleinerung "bikubisch" und Speicherung auf Stufe 12), ich habe gemerkt, dass der Bildausschnitt leicht unterschiedlich ist - dabei wurde das Stativ zwischen den beiden Aufnahmen nicht bewegt - bei diesem Objektabstand scheint sich die Brennweite leicht unterschiedlich zu verhalten. Zwei Vergleichsbilder zum Kontrast bei Blende 2,8 (100%-Ausschnitte aus der Bildmitte, Ausschnitt aus jpg direkt aus der Kamera, Speicherung auf Stufe 12), ein 100%-Ausschnitt zur Verdeutlichung der CAs beim IS, Speicherung auf Stufe 10 wegen der Größenbeschränkung auf 500KB.
da vielleicht für den einen oder anderen ein Bericht über den Vergleich dieser beiden Canon-Makros interessant sein könnte, werde ich im folgenden über meine Erfahrungen mit den beiden Objektiven berichten.
- Vorgeschichte: Seit Mitte 2004 fotografiere ich mit einer Canon-DSLR, seit fast genau 6 Jahren besitze ich das Canon EF 100/2.8 USM Macro. Es war immer eines meiner Lieblingsobjektive aus folgenden Gründen: scharf schon bei Offenblende, in der Mitte konnte ich keinerlei Verbesserung durch Abblenden mehr erkennen, lediglich in den äußersten Ecken war noch eine leichte Verbesserung der Schärfe beim Abblenden zu bemerken (wobei ich in den 6 Jahren des Fotografierens kein einziges Bild dabei hatte, bei dem ich die 2,8er-Blende einsetzen wollte/musste und die äußersten Ecken perfekt scharf sein mussten, aber man misst ja selbst gern und ist für alle Eventualitäten gerüstet...), absolut herausragender Kontrast - das Makro hat den wahrscheinlich höchsten Kontrast aller meiner Objektive bei offener Blende (u. a. 35L, 85L, 135L, 70-200/4 IS), schneller und treffsicherer AF an allen Kameras, an denen ich es genutzt habe (20D, 1D Mark II, 5D), Bokeh fand ich ok, die negativen Meinungen, die man dazu immer wieder hört, konnte ich nicht ganz nachvollziehen - natürlich produziert ein 85L oder 135L ein schöneres Bokeh, aber die sind auch lichtstärker und nicht für Makro optimiert. Vielseitigkeit ist ein weiterer Grund für mich gewesen, das Makro zu lieben: man kann es für Closeups, die ich gerne mache, verwenden, genauso für Portrait und Landschaft, es ist (wie alle Makros) hervorragend korrigiert und hat keine CAs.
- Die Ankündigung der IS-Variante hat mich zunächst mal kalt gelassen. Ich wusste, dass mein Exemplar des EF 100/2.8 USM hervorragend ist (man liest ja durchaus auch bei diesem Exemplar von Serienstreuung und Exemplaren, die man eher abblenden sollte, wenn man an Schärfe interessiert ist...) und dass, was die Bildqualität angeht, kaum eine Verbesserung noch möglich sein würde. Daher habe ich das neue Objektiv, auch angesichts des knapp doppelten Preises, zunächst mal ignoriert.
- Der Vergleich: Diesen Herbst hat es mich dann doch gepackt und ziemlich spontan habe ich mir das neue Makro bestellt mit dem Hintergedanken, dass ich es, falls die Tests ergeben, dass es nicht mit dem alten mithalten kann, wieder innerhalb von 2 Wochen zurückschicken kann. Natürlich habe ich gleich ein paar Tests mit dem alten Makro durchgeführt:
- Schärfe: Bei beiden hervorragend, in der Mitte tun sie sich gar nichts, in den alleräußersten Ecken ist das neue einen Tick schärfer - hier war allerdings das größte Problem, die Kamera so sauber auszurichten, dass die abfotografierte Fläche exakt parallel zum Kamerasensor war, weil man sonst schon wieder aus der Fokusebene rausläuft...
- Kontrast: Hier gefällt mir das alte bei offener Blende einen Hauch besser. Wie bei der Schärfe ist es nur ein Hauch und in meinen Augen nicht alltagsrelevant, zumal durch EBV gut korrigierbar (siehe Bilder unten).
- Bokeh: Darüber hört man ja durchaus unterschiedliche Meinungen: von "fast kein Unterschied" bis zu extremen Verbesserungen bei neuen Makro. Ein bisschen besser löst das neue Makro den Hintergrund tatsächlich besser auf, ich würde dies aber nicht als extreme Verbesserung auffassen und bezweifle, dass ich ein einzelnes Bild einem der beiden Objektive zuordnen könnte, wenn ich nicht das gleiche Motiv zwei Mal nebeneinander liegen hätte.
- Farben: Die empfinde ich bei der IS-Variante als schöner. Das alte Makro ist mein letztes Nicht-L-Objektiv und beim Durchschauen meiner Bilder war mir immer wieder schon aufgefallen, dass die Farben meiner L-Objektive irgendwie gesättigter oder lebendiger aussehen, während das Makro eher neutral abbildete.
- Belichtung: Etwas verwundert hat mich, dass das neue Makro 1/3 Blende lichtstärker zu sein trotz nominell gleicher Lichtstärke. Wenn ich bei einem Bild mit dem neuen Objektiv 1/100s belichtet habe, musste mit dem alten Objektiv 1/80s belichtet werden. Grund? Keine Ahnung
- IS: Ich war erstaunt (erschrocken?) über das eher laute Geräusch des IS. Gegenüber dem des 24-105 ist er extrem laut, etwa vergleichbar mit dem des 70-200/4 IS. Ein paar Tage nach dem Kauf war ich im Auto- und Technikmuseum in Sinsheim und habe natürlich mit dem neuen Makro fotografiert. Fazit: wenn ich nicht im extremen Makrobereich fotografiert habe, waren 2 Blenden (1/25s - 1/30s an der 5D) sicher scharf, bei 3 Blenden gab's schon einiges mehr an Ausschuss, aber mit genügend festem Stand und nicht zu geringer Objektentfernung waren auch da noch relativ gut scharfe Bilder zu machen. Darunter wurde es schon schwierig, 4 Blenden habe ich nicht scharf hingekriegt. Ich würde den IS etwas besser einschätzen als den vom 24-105, aber nicht so effektiv wie den vom 70-200/4 IS. Im (richtigen) Makrobereich bringt der IS kaum noch was, man merkt, wie das Sucherbild wieder wackelt wie ohne IS und wie man sich selbst immer wieder durch die eigenen Bewegungen aus der Schärfeebene herausbewegt.
- CAs: Ein paar CAs hat das neue, allerdings auf einem solch niedrigen Niveau, dass ich es vernachlässigbar finde. Bei ein paar Chromszenerien im Sinsheimer Museum habe ich auch Bilder mit dem 85L zum Vergleich gemacht und da sprühen die CAs schon um einiges mehr...
- AF: Beide sind schnell (solange sie nicht von/nach Unendlich fahren - dann dauert es länger...) und treffsicher, bei der Schnelligkeit habe ich keine Unterschiede bemerkt. Allerdings sind beide AFs vom "Charakter" unterschiedlich: während das neue Makro sich ähnlich verhält wie andere Ls (17-40, 24-105, 35L, 135L), die eher "weich" fokussieren, fokussiert das alte Makro gefühlt eher "hart", nicht ganz so geschmeidig, sondern eher wie ein Hund, der ein Ziel anspringt, statt sich anzuschleichen.
- Verarbeitung: Beide Objektive sind aus Plastik, wobei das alte einen für Plastik sehr hochwertigen Eindruck macht. Es kommt natürlich nicht ganz an die Metallobjektive wie das 135L, das mir vom Anfassgefühl den besten Eindruck macht, heran, aber das hat mich nie gestört. Beim neuen Makro fällt gleich auf, dass es sich leicht anfühlt, eigentlich zu leicht für die Länge des Objektivs. Zunächst ein wenig befremdlich, aber ich habe mich recht schnell daran gewöhnt. Was mir gar nicht gefällt: die klobige große Schrift "100 mm", die überhaupt nicht zu der restlichen Beschriftung des Objektivs passt (ist aber wohl Geschmackssache, ich habe hier auch schon positive Ansichten über die neue Schrift gelesen).
- Gegenlichtblende: Einen positiven und einen negativen Punkt gibt es zur neuen Geli zu berichten. Der positive: die neue Oberfläche ist super - fühlt sich gut an, man sieht nicht sofort, wenn man mit dem Finger draufdrückt, einen Abdruck und die Geli ist um einiges kratzresistenter als die alten Canon-Gelis. Der negative: Die Geli ist sehr eng gefasst, so dass ich es, anders als bei allen meinen anderen Objektiven, nicht hinbringe, den Objektivdeckel mit aufgesetzter Geli auf das Objektiv draufzusetzen. Das liegt daran, dass Canon es freundlicherweise immer noch hinbringt, seine benutzerunfreundlichen Objektivdeckel auszuliefern, die man von außen zusammendrücken muss, um sie aufzusetzen, statt sie in der Mitte zusammenzudrücken wie beispielsweise bei Tamron. Durch die enge Geli ist einfach kein Platz mehr für Finger, die von außen drücken...
- Allgemeines Handling: Zum allgemeinen Handling bei der Makroarbeit kann ich bisher nicht viel berichten, da ich das Makro erst bei zwei Ausflügen dabei hatte und noch keine ernsthaften Makroarbeiten hatte, die ich damit erledigt habe. Ein negativer Punkt könnte sein, dass sich die Distanz zum Objekt verkleinert bei gleichem Abbildungsmaßstab wie beim Vorgänger - auf Grund der größeren Länge und der längeren Geli. Dadurch könnten Blitzabschattungen noch stärker zur Geltung kommen. Ebenfalls negativ: durch das Filtergewinde von 67mm passen die Makroblitze nicht mehr direkt auf das Objektiv, so dass man einen Adapter braucht. Ich besitze den MT-24EX nicht mehr, aber wenn ich ihn noch hätte, würde mich das doch ziemlich stören.
Mein Fazit: Ich werde das neue Makro behalten und mein vielgeliebtes altes, mit dem viele meiner Lieblingsbilder entstanden sind, verkaufen. Ich bin zu folgenden Schlüssen gekommen: würde ich ein einzelnes Bild einem der beiden Objektive zuordnen können? Nein, weil die Unterschiede in meinen Augen so gering sind und beide Objektive auf einem derart hohen Niveau spielen, dass es den Direktvergleich braucht, um Unterschiede zu sehen. Werden meine Bilder durch das neue Makro besser? Wahrscheinlich nicht, Begründung ist die gleiche wie bei der Zuordenbarkeit eines einzelnen Bildes. Warum dann überhaupt der Umstieg? Weil ich nachher Bilder auf der Festplatte habe, die ich mit dem alten nicht hätte machen können, z. B. im Sinsheimer Museum: zwar hatte ich ein Einbeinstativ dabei, aber die Benutzung war mir einfach zu umständlich. So hatte ich ISO 400 und 1/15 - 1/30s als Belichtungszeiten - mit dem alten Makro hätte ich ISO 1600 und 1/60 - 1/125s als Belichtungszeiten gehabt und selbst das wäre schon eng gewesen.
Anderen Fotografen kann ich die Entscheidung nicht abnehmen: ob einem der IS den Preisunterschied von ca. 300€ wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Tolle Objektive sind beide Linsen.
Herzliche Grüße vom pumuckl
PS: Zu den Bildern: Zwei Vergleichsbilder zum Bokeh bzw. zu den Farben bei Blende 2,8 (jpg direkt aus der Kamera (5D, Schärfe stand auf 3), keinerlei Anpassungen bis auf Verkleinerung auf 900x600 in PS mit Verkleinerung "bikubisch" und Speicherung auf Stufe 12), ich habe gemerkt, dass der Bildausschnitt leicht unterschiedlich ist - dabei wurde das Stativ zwischen den beiden Aufnahmen nicht bewegt - bei diesem Objektabstand scheint sich die Brennweite leicht unterschiedlich zu verhalten. Zwei Vergleichsbilder zum Kontrast bei Blende 2,8 (100%-Ausschnitte aus der Bildmitte, Ausschnitt aus jpg direkt aus der Kamera, Speicherung auf Stufe 12), ein 100%-Ausschnitt zur Verdeutlichung der CAs beim IS, Speicherung auf Stufe 10 wegen der Größenbeschränkung auf 500KB.