Nachschlag, von dort wo die junge Dame saß hat man eine ausgezeichnete
Aussicht auf die Herstellung allerfeinster Zuckerbäckerkunstwerke, die allein
oft schon viel zu schade sind um gegessen zu werden.
Der Innenhof des Hauses ist mit einem Glasdach überdeckt und in dem da-
runter befindlichen Raum werden die vorzüglichsten Kostbarkeiten von kun-
digen Händen gefertigt, die über den erlesenen Geschmack hinaus auch den
Anspruch besitzen kleine Kunstwerke zu sein, die auch das Auge erfreuen.
Damit steht dieses Unternehmen in der langen Tradition der Hofzuckerbäcker,
die ab dem 18 JH auch über ihre primäre Tätigkeit exquisites Edelnaschwerk
für den Hof zu fertigen auch wahre Kunstwerke für Pomp und Tafelwerk kre-
ierten und so auch besondere Attraktionen für die Feste des Adels lieferten.
Und so ganz nebenbei fertigten die Zuckerbäcker auch ob des handwerklichen
Geschicks andere Kunstwerke. Dazu zählen fantastische Architekturmodelle
aus Kork, die an den Akademien als Anschauungsobjekte für die Auszubilden-
den dienten. Primär wurden so die Bauten der Antike und zwar der römischen
Antike den Zeitgenossen näher gebracht, da sich nur wenige Reisen nach
Italien leisten konnten bzw. Stipendien für eine Romaufenthalt erhielten.
In diesem Zusammenhang ist auf die Aschaffenburger Korkmodellsammlung
hinzuweisen. Unter dem Motto "Rom über die Alpen tragen" werden da die
vorzüglichsten Modelle gezeigt. Korkmodelle gibt es aber auch in anderen
Sammlungen wie z.B. in Berlin, Darmstatt, Kassel, Köln, München, Schwerin
und auch an anderen Orten wie Petersburg, Leiden und Amsterdam.
Auguste Rosa, ein Architekt wird allgemein als Begründer der Kunst Korkmo-
delle zu schaffen gesehen, Antonio Chichi, der gleichfalls Architekt war ist
wiederum Vorbild von May, der höfischer Zuckerbäcker war. Die Entwicklung
der Phelloplastikstartet ca. um 1780 und endet dann ungefähr in den 1840er.
Carl May stirbt 1822, sein Sohn Georg May setzt sein Werk fort. Ludwig I.
schickt diesen als Stipendiat 1826 nach Rom, da er den Wert der Anschau-
ungsobjekte erkennt und ein Förderer der Künste war.
Anmerkung:
Auf Grund der Aufnahmebedingungen, das Licht fällt über den Innenhof in die
Pâtisserie, ergaben sich sehr lange Belichtungszeiten und darüber hinaus war
noch eine Glasscheibe zwischen dem Objektiv und dem Ort des Geschehens.
In diesem Sinn wird ob der erkennbaren Mängel der Aufnahmen um Nachsicht
ersucht, Belichtungszeiten von 1/6" bis 1/12" freihand sind in einem gewissen
Sinn eine Lotterie, ob es was wird. Fotos mit Blende 2,8 bei Auto-ISO 64 etc.
abacus