RedFox
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Polaroid X530 - Polaroid´s Griff ins Klo...
oder wie man ein durchaus leistungsfähiges Kamerakonzept durch Oberflächlichkeit, "Geiz ist geil"-Denken und schlampiges Marketing ad absurdum führt.
Daß Polaroid nur Plastikbomber produziert hat die Sofortbildfreunde nicht weiter gestört, schließlich konnte man die Bilder innerhalb weniger Sekunden auf Papier haben. Daß sich diese "Innovation" aber auch in Polaroid´s Digitalkameras fortsetzt ist traurig. Dies um so mehr, als es Neulinge im Photogeschäft, wie z.B. Casio, immerhin geschafft haben ihre Kameras mit Metallgehäuse und Bedienungselementen aus Metall, zumindest äußerlich, aufzuwerten.
Immerhin ist das Plastikgehäuse relativ stabil und die "Ergonomiewulst" ist mit einer gummiartigen Auflage versehen, die das Plastikteil etwas griffiger macht und ein Abrutschen der Kamera im Einhandbetrieb verhindert.
Die Bedienelemente auf der Rückseite der Kamera sind fast alle mit dem Daumen der rechten Hand erreichbar. Wie gesagt - fast. Die Wichtigste, die Funktionstaste, zum Vorwählen von AEL, ISO-Wert, Weißabgleich, Farbaufnahmemodus und zur Vorwahl der Meßart für die Belichtungsmessung liegt direkt unter dem Ballen der rechten Hand. Das ist besonders ärgerlich, da die Kamera nach jedem Ausschalten, auch dem Automatischen im Stromsparmodus, die vorgewählten Einstellungen vergißt. Sie ist eben mit der gleichen Intelligenz geschlagen, wie ihre Entwickler. Diese zeigt sich besonders deutlich in der Konstruktion des Batterie- / Speicherkartenfaches am Kameraboden . Wer so etwas konstruiert müßte zur Strafe sein Leben lang mit seiner genialen Lösung täglich 10.000 mal Speicherkarte wechseln, so daß er seine Konstruktion wirklich zu schätzen lernt.
Ebenso schwach und unpräzise läuft der Antrieb des Zoom Objektivs, das im Weitwinkelmode selbst aus superschlanken Models noch recht üppig proportionierte Rubensdamen machen kann. Das muß man nun nicht unbedingt negativ werten, letztlich erschließt die tonnenförmige Verzeichnung dem Photographen auch neue, kreative Möglichkeiten. Beeindruckend hingegen sind die Fähigkeiten des Objektivs im Makro Bereich. Hier kann man bis auf ca. 1cm an das aufzunehmende Objekt herangehen. Der Zoom ist dabei leider abgeschaltet.
Ein besonderes und dafür auch absolut wirkungsfreies Highlight ist das AF-Hilfslicht. Realisiert mit einer weißen Leuchtdiode sitzt es zwischen Kameragriff und Objektiv so genial platziert, daß es von Ring- oder Mittelfinger der rechten Hand weitgehend abgeschattet wird. Dafür klebt an der Stelle, an der man es sinnvoller Weise angebracht hätte, im Look gebürsteten Aluminium´s, der Schriftzug Polaroid. Mann - den braucht kein Mensch, aber ein brauchbares IR-AF-Hilfslicht könnte in weniger optimalen Lichtsituationen schon weiterhelfen.
Damit sind wir auch schon beim Autofokus. Seltsam, rätselhaft, wie die gesamte Konstruktion des kleinen Teils. Man visiert sein Motiv über das Display an, drückt den Auslöser halb durch, der AF-Motor beginnt gemächlich die Optik einzustellen. Auf dem Display erkennt man wie er den Bereich der besten Schärfe durchfährt. Der Motor bleibt stehen, die AF-Led meldet "Fokus eingestellt", das Bild auf dem Display ist nun nicht mehr optimal scharf und dennoch sitzt die Schärfe auf den dann aufgenommenen Bildern exakt auf den Punkt - Wunder der Technik !
Manuelles Fokusieren ist über das Menü anwählbar, allerdings gibt es keine Orientierungshilfe zur eingestellten Entfernung. Einzig die Display-Anzeige läßt hier eine grobe Einschätzung der Bildschärfe zu. Schaltet man nach der Aufnahme in den Wiedergabemodus, kann man mit der 4-fach Lupenfunktion die Bildschärfe kontrollieren. Zeitaufwändig, aber immerhin ein Weg.
Der optische Sucher dient dem ungefähren auswählen des Bildausschnittes, mehr kann er aufgrund seiner sparsamen Ausführung nicht. Viel zu klein, keinerlei Markierungen des Meßbereiches für Belichtungsmessung oder Ahnliches. Lediglich zwei Kerben links und rechts am Bildrand zum Parallaxenausgleich bei Makroaufnahmen in kurzer Entfernung sollen bei der Wahl des Bildausschnittes helfen - na ja.
Der erste negative Eindruck, den die Kamera in ihrer haptischen Anmutung und konstruktionsbedingten Behäbigkeit zunächst vermittelt, verkehrt sich in freudiges Erstaunen, sieht man sich die ersten Ergebnisse der RAW-Modus Bilder genauer an. Präzise fokusiert, naturgetreue kräftige Farben und guter Kontrast. Selbst feine Details kommen sauber und man ist überrascht von der brillanten, detailreichen Aufnahme mit "nur" 1,5 Megapixeln. Das hätte man dem kleinen Teil gar nicht zugetraut. Toll, was man da auf seinen Bildern alles entdecken kann. Selbst haarfeine Linien sauber dargestellt. Freudige Überraschung stellt sich ein und man verzeiht dem kleinen Teil alle bisher festgestellten negativen Eigenschaften. Im weiteren praktischen Einsatz beginnt man sich dann aber doch zu ärgern. So tolle Aufnahmetechnik, so schlampig und lieblos umgesetzt !
Warum hat man hier nicht das Konzept der Ricoh Caplio GX übernommen. Blitzschuh, manuelle Einstellmöglichkeit für Blende und Verschlußzeiten über ein Wählrad unterhalb des Auslösers und die Funktionen der Funktionstaste ebenfalls leicht zugänglich und schnell über das Wählrad einstellbar ? Den Stativanschluß aus Metall und zentrisch unter die Optik gebaut wäre eine weitere Verbesserung. Das Ganze dann kombiniert mit einem Sucher, der seinen Namen auch halbwegs verdient, einer sauberen, ordentlich motorisierten Optik und solider Verarbeitung in einem halbwegs dichten Metallgehäuse und man hätte eine geniale kleine "überall dabei" Kamera, die nur noch Freude aufkommen läßt. Auf den wackeligen Movie-Modus und ggfs. auch auf die JPEG-Konverierung innerhalb der Kamera kann man getrost verzichten. Dafür gibt es Videokameras und Computer, die sowas besser können.
Die Software zum Entwickeln der RAW-Bilder dürfte wohl keine Probleme machen. Das mit der Kamera gelieferte Polaroid PhotoLab sollte man nicht unbedingt installieren. Es entspricht einer der ersten SIGMA SPP-Versionen und wurde leider nie auf einen neueren Stand gebracht. SIGMA´s SPP2.1 ist (fast) genial, SPP3.0 hat bei der Ausgabe in Doppelter Größe als TIFF oder JPEG ja die bekannten Probleme. Und Adobe´s Camera-RAW kann leider nicht direkt in doppelter Größe ausgeben und hat Schwierigkeiten beim Handling der Fill-Light funktionen bei X3F-Dateien. Aber auch ohne Verdoppelung der Pixelzahlen lassen sich mit allen drei Konvertern beeindruckende Bilder für Ausdrucke bis 20 x 30 cm erstellen.
Fazit : Die Polaroid X530 ist eine kleine handliche Kamera, lieblos konstruiert und genauso oberflächlich verarbeitet, mit erstaunlichem Potential für hervorragende Aufnahmen. Man muß sich mit ihren zahlreichen Unzulänglichkeiten arrangieren. Ist das gelungen und ist man bereit über die Schlamperei der an Produkt-Management und Herstellung beteiligten Firmen hinwegzusehen, hat man ein kleines Werkzeug, das eine wirklich erstaunliche Bildqualität liefert.
Die knapp 80,00 Euro, die ich dafür bezahlt habe, haben sich für mich gelohnt. Die Kleine, als Ergänzung zu meiner SD10, ist - fast - ideal.
Gruß,
RedFox.
P.S. Schade, daß beim herunterrechnen auf Forumsformat und bei der relativ starken Kompression (um die 500KB nicht zu überschreiten) die vielen feinen Details verloren gehen.
oder wie man ein durchaus leistungsfähiges Kamerakonzept durch Oberflächlichkeit, "Geiz ist geil"-Denken und schlampiges Marketing ad absurdum führt.
Daß Polaroid nur Plastikbomber produziert hat die Sofortbildfreunde nicht weiter gestört, schließlich konnte man die Bilder innerhalb weniger Sekunden auf Papier haben. Daß sich diese "Innovation" aber auch in Polaroid´s Digitalkameras fortsetzt ist traurig. Dies um so mehr, als es Neulinge im Photogeschäft, wie z.B. Casio, immerhin geschafft haben ihre Kameras mit Metallgehäuse und Bedienungselementen aus Metall, zumindest äußerlich, aufzuwerten.
Immerhin ist das Plastikgehäuse relativ stabil und die "Ergonomiewulst" ist mit einer gummiartigen Auflage versehen, die das Plastikteil etwas griffiger macht und ein Abrutschen der Kamera im Einhandbetrieb verhindert.
Die Bedienelemente auf der Rückseite der Kamera sind fast alle mit dem Daumen der rechten Hand erreichbar. Wie gesagt - fast. Die Wichtigste, die Funktionstaste, zum Vorwählen von AEL, ISO-Wert, Weißabgleich, Farbaufnahmemodus und zur Vorwahl der Meßart für die Belichtungsmessung liegt direkt unter dem Ballen der rechten Hand. Das ist besonders ärgerlich, da die Kamera nach jedem Ausschalten, auch dem Automatischen im Stromsparmodus, die vorgewählten Einstellungen vergißt. Sie ist eben mit der gleichen Intelligenz geschlagen, wie ihre Entwickler. Diese zeigt sich besonders deutlich in der Konstruktion des Batterie- / Speicherkartenfaches am Kameraboden . Wer so etwas konstruiert müßte zur Strafe sein Leben lang mit seiner genialen Lösung täglich 10.000 mal Speicherkarte wechseln, so daß er seine Konstruktion wirklich zu schätzen lernt.
Ebenso schwach und unpräzise läuft der Antrieb des Zoom Objektivs, das im Weitwinkelmode selbst aus superschlanken Models noch recht üppig proportionierte Rubensdamen machen kann. Das muß man nun nicht unbedingt negativ werten, letztlich erschließt die tonnenförmige Verzeichnung dem Photographen auch neue, kreative Möglichkeiten. Beeindruckend hingegen sind die Fähigkeiten des Objektivs im Makro Bereich. Hier kann man bis auf ca. 1cm an das aufzunehmende Objekt herangehen. Der Zoom ist dabei leider abgeschaltet.
Ein besonderes und dafür auch absolut wirkungsfreies Highlight ist das AF-Hilfslicht. Realisiert mit einer weißen Leuchtdiode sitzt es zwischen Kameragriff und Objektiv so genial platziert, daß es von Ring- oder Mittelfinger der rechten Hand weitgehend abgeschattet wird. Dafür klebt an der Stelle, an der man es sinnvoller Weise angebracht hätte, im Look gebürsteten Aluminium´s, der Schriftzug Polaroid. Mann - den braucht kein Mensch, aber ein brauchbares IR-AF-Hilfslicht könnte in weniger optimalen Lichtsituationen schon weiterhelfen.
Damit sind wir auch schon beim Autofokus. Seltsam, rätselhaft, wie die gesamte Konstruktion des kleinen Teils. Man visiert sein Motiv über das Display an, drückt den Auslöser halb durch, der AF-Motor beginnt gemächlich die Optik einzustellen. Auf dem Display erkennt man wie er den Bereich der besten Schärfe durchfährt. Der Motor bleibt stehen, die AF-Led meldet "Fokus eingestellt", das Bild auf dem Display ist nun nicht mehr optimal scharf und dennoch sitzt die Schärfe auf den dann aufgenommenen Bildern exakt auf den Punkt - Wunder der Technik !
Manuelles Fokusieren ist über das Menü anwählbar, allerdings gibt es keine Orientierungshilfe zur eingestellten Entfernung. Einzig die Display-Anzeige läßt hier eine grobe Einschätzung der Bildschärfe zu. Schaltet man nach der Aufnahme in den Wiedergabemodus, kann man mit der 4-fach Lupenfunktion die Bildschärfe kontrollieren. Zeitaufwändig, aber immerhin ein Weg.
Der optische Sucher dient dem ungefähren auswählen des Bildausschnittes, mehr kann er aufgrund seiner sparsamen Ausführung nicht. Viel zu klein, keinerlei Markierungen des Meßbereiches für Belichtungsmessung oder Ahnliches. Lediglich zwei Kerben links und rechts am Bildrand zum Parallaxenausgleich bei Makroaufnahmen in kurzer Entfernung sollen bei der Wahl des Bildausschnittes helfen - na ja.
Der erste negative Eindruck, den die Kamera in ihrer haptischen Anmutung und konstruktionsbedingten Behäbigkeit zunächst vermittelt, verkehrt sich in freudiges Erstaunen, sieht man sich die ersten Ergebnisse der RAW-Modus Bilder genauer an. Präzise fokusiert, naturgetreue kräftige Farben und guter Kontrast. Selbst feine Details kommen sauber und man ist überrascht von der brillanten, detailreichen Aufnahme mit "nur" 1,5 Megapixeln. Das hätte man dem kleinen Teil gar nicht zugetraut. Toll, was man da auf seinen Bildern alles entdecken kann. Selbst haarfeine Linien sauber dargestellt. Freudige Überraschung stellt sich ein und man verzeiht dem kleinen Teil alle bisher festgestellten negativen Eigenschaften. Im weiteren praktischen Einsatz beginnt man sich dann aber doch zu ärgern. So tolle Aufnahmetechnik, so schlampig und lieblos umgesetzt !
Warum hat man hier nicht das Konzept der Ricoh Caplio GX übernommen. Blitzschuh, manuelle Einstellmöglichkeit für Blende und Verschlußzeiten über ein Wählrad unterhalb des Auslösers und die Funktionen der Funktionstaste ebenfalls leicht zugänglich und schnell über das Wählrad einstellbar ? Den Stativanschluß aus Metall und zentrisch unter die Optik gebaut wäre eine weitere Verbesserung. Das Ganze dann kombiniert mit einem Sucher, der seinen Namen auch halbwegs verdient, einer sauberen, ordentlich motorisierten Optik und solider Verarbeitung in einem halbwegs dichten Metallgehäuse und man hätte eine geniale kleine "überall dabei" Kamera, die nur noch Freude aufkommen läßt. Auf den wackeligen Movie-Modus und ggfs. auch auf die JPEG-Konverierung innerhalb der Kamera kann man getrost verzichten. Dafür gibt es Videokameras und Computer, die sowas besser können.
Die Software zum Entwickeln der RAW-Bilder dürfte wohl keine Probleme machen. Das mit der Kamera gelieferte Polaroid PhotoLab sollte man nicht unbedingt installieren. Es entspricht einer der ersten SIGMA SPP-Versionen und wurde leider nie auf einen neueren Stand gebracht. SIGMA´s SPP2.1 ist (fast) genial, SPP3.0 hat bei der Ausgabe in Doppelter Größe als TIFF oder JPEG ja die bekannten Probleme. Und Adobe´s Camera-RAW kann leider nicht direkt in doppelter Größe ausgeben und hat Schwierigkeiten beim Handling der Fill-Light funktionen bei X3F-Dateien. Aber auch ohne Verdoppelung der Pixelzahlen lassen sich mit allen drei Konvertern beeindruckende Bilder für Ausdrucke bis 20 x 30 cm erstellen.
Fazit : Die Polaroid X530 ist eine kleine handliche Kamera, lieblos konstruiert und genauso oberflächlich verarbeitet, mit erstaunlichem Potential für hervorragende Aufnahmen. Man muß sich mit ihren zahlreichen Unzulänglichkeiten arrangieren. Ist das gelungen und ist man bereit über die Schlamperei der an Produkt-Management und Herstellung beteiligten Firmen hinwegzusehen, hat man ein kleines Werkzeug, das eine wirklich erstaunliche Bildqualität liefert.
Die knapp 80,00 Euro, die ich dafür bezahlt habe, haben sich für mich gelohnt. Die Kleine, als Ergänzung zu meiner SD10, ist - fast - ideal.
Gruß,
RedFox.
P.S. Schade, daß beim herunterrechnen auf Forumsformat und bei der relativ starken Kompression (um die 500KB nicht zu überschreiten) die vielen feinen Details verloren gehen.
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