Ich habe mir den Capture gleich bei der letzten Photokina mitgenommen und dort auch die Leash & Cuff begutachtet.
Bei der Gelegenheit habe ich mit Peter, dem Designer der Teile, auch recht ausgiebig über die eingeschränkte Verwendung bei Nutzung eines L-Winkels gesprochen. Wir haben da auch einiges ausprobiert und letztlich habe ich ein Sample mitgenommen, um damit Erfahrungen zu sammeln.
Letztendlich bewahrheiteten sich aber die Befürchtungen, die ich schon zuvor hatte:
Das ist ein wirklich sehr gutes System, das schnell zu benutzen ist. Zusätzlich zum normalen Mechanismus gibt es eine Sicherungsschraube, die man von Hand reindrehen kann, wenn man die Kamera gerade nicht im schnellen Zugriff haben mag. Dass man die ansonsten versehentlich löst, kann ich mir allerdings nicht vorstellen.
Die Leash ist dafür entstanden, eine Sicherungsleine zu haben, falls einem die Kamera mal aus der hand fällt oder sie sich doch irgendwie löst, vielleicht, weil man sie im Eifer des Gefechts nicht richtig rein gesteckt hatte. Die Leash soll dabei so lang/kurz gemacht werden, dass die Kamera eben nicht bis zum Boden fallen kann, sondern maximal bis auf Knöchelhöhe.
Aber mal ehrlich, wenn ich mir vorstelle, dass so eine mittelschwere Kobi aus 5D und 24-70 einen Meter nach unten fällt und dann gegen meinen Knöchel schwingt, erm, da soll das Ding lieber bis zum Boden fallen. Vor Ärger über eine kaputte Kamera ein Haarbüschel ausgerissen ist mir lieber als 8 Wochen mit einem gebrochenen Sprunggelenk herumzuhantieren.
Außerdem: Wo kein Riemen, da kann man sich auch kaum verheddern.
Das Befestigungsteil hält gut an Gürtel und am Tragegurt von meinen Rucksäcken. Den riesigen Trekkingrucksack habe ich nicht nicht probiert, aber so einen Alltags-VauDe mit dicken Tragegurten und mein Dakine Sequence sind da gut geeignet. Bei dicken Trägern muss man nur erst mal den Dreh raus kriegen, wie man das Teil am besten montiert, aber dann geht's gut.
Auch die richtige Stelle zu finden ist bei einer großen Kamera nicht so einfach: Zu weit oben ist doof, man hat sie dann immer störend im Sichtfeld und kann nicht hingucken, wenn man sie einrasten will. Zu tief bzw zu weit außen, dann stößt man mit dem Arm an die Kamera. Radfahren kann ich damit gar nicht gut.
5D3 und 24-70 kriege ich da aber noch gut unter; vom Gewicht ginge auch ein 70-200/2,8 IS, das könnte aber zu sperrig sein.
Gerade auf Messen finde ich das Ding super. Im dichten Gedränge ist man auch schon mal froh über die extra Schraube, weil ein Schnellverschluss alleine auch von einem Dieb mal schnell geöffnet ist.
Sehr praktisch, dass man schnell zwei Hände frei haben kann. Weniger praktisch: Eine in der Hand gehaltene Kamera nimmt man schnell zur Seite, wenn ein grobmotorischer Depp sich gegen einen walzt. Hängt sie da am Rucksack, dann kriegt sie aber auch schon mal den einen oder anderen fremden Rucksack oder Regenschirm ab.
Was mich stört ist die Verwendung mit L-Winkel. Den lasse ich immer dran. Ich habe einen von RSS, der hat unten auch ein Stativgewindeloch, so dass die Platte von PD sich gut befestigen lässt. Das ganze ist dann aber eben noch etwas höher. Aufgrund der Struktur des RRS-Winkels liegt die PD-Platte aber nicht vollflächig auf, sondern auf zwei Streben. Die Auflagefläche ist dabei wie ein T geformt, nicht zwei parallele Streben, was mehr Stabilität brächte. Man merkt auch schon, dass die Konstruktion insgesamt jetzt etwas schwammiger und schwingungsfreundlicher ist.
Die Platte selbst ist dann so angebracht, dass man den L-Winkel selbst kaum noch sinnvoll nutzen kann. Die PD-Platte passt aber ganz gut in die RRS-Klemmen, auch die mit Lever Release.
Um auf einer Messe mal schnell ein Foto vom Stativ zu machen, taugt das allemal. Ansonsten mache ich die PD-Platte aber nur ran, wenn ich sie wirklich benutzen will.
Peter meinte übrigens, dass er das gleiche Material verwende wie RRS.
Und im Gegensatz zu vielen anderen Systemen kann man hier tatsächlich auch mit angeschraubter Platte die Kamera mal eben direkt auf ein Stativ mit AS-kompatibler Klemme packen.
Leash & Cuff finde ich vom Verschluss her zwar toll, die sind aber meiner Meinung nach brutal überteuert. Ich meine, das ist ein halber Meter gutes, aber dünnes Gurtband und zwei Plastikpinöckel. Da den Kreativitätsobulus und den Ingenieurszuschlag drauf, dann darf das meinetwegen 15€ kosten, aber keine 30.