Hab C1 7 mal einen Monat probe getestet und war nicht so wirklich begeistert davon. Die Bearbeitung schien mir sehr umständlich, was aber auch nach längerer Benutzung anders sein kann. Viel störender fand ich, dass ich bei gleichem Ausgangmaterial nie ein zufriedenstellendes Ergebnis in C1 hinbekommen habe(Lightroom als Referenz). Die gelbliche Farbgebung sieht vielleicht für Hauttonfetischisten toll aus, aber der Rest von Bild wir auch komplett ins Gelbe gezogen. Findet ihr das gut? Ich fand es schrecklich.
Wie gehen die Erfahrenen Benutzer damit um? Gebt mir mal ein paar Tipps wie ihr das macht? Ich möchte C1 gerne noch eine zweite Chance geben, weil ich mit der Entwicklung von LR nicht zufrieden bin...
Nun ja, out-of-the-box werden meine Capture-One-Entwicklungen eher grünlich statt gelblich.
Oder anders gesagt: Hängt
entscheidend von der verwendeten Kamera und deren in Capture One hinterlegten ICM-Profil ab.
Die Farbe lässt sich aber immer leicht korrigieren. Bei Capture One ist die Wahl des Weißpunktes extrem wichtig, und netterweise lassen sich die Korrekturen dann leicht als Presets sichern. Mit Graukarte passt es hier immer, aber ohne sollte man seine Presets anpassen.
Vor kurzem gab es zum Thema »Weißpunkt« einen Artikel bei Capture Integration:
https://captureintegration.com/capture-one-pro-quick-tips-kelvin-control/
Weißpunkt/Kelvin-Angaben zwischen verschiedenen Applikationen sind immer sehr verschieden bzw. werden unterschiedlich interpretiert. Ohne gesicherten Weißpunkt stimmen die Farben nie; Capture One ist hier empfindlicher als Lightroom (sofern das Profil für die Kamera in Lightroom passt – bei neuen Kameras dauert das oft auch ein Weilchen, Beispiel Leica M Typ 240), dafür oft gefälliger. Wer es wirklich, wirklich genau will muss sich für die jeweilige Lichtsituation mit der jeweiligen Kombi Kamera+Objektiv+Belichtungseinstellungen mit Hilfe z.B. eines Colorcheckers DNG-Profile (Lightroom) oder ICM-Profile (Capture One) erstellen. Bei beiden Programmen sind die Standardprofile ein Kompromiss, der je nach Lichtsituation mehr oder weniger gut passt.
Ist einem der Bildeindruck generell zu warm oder zu kalt nimmt man das Color-Balance-Tool zur Hand. Der Farbeindruck lässt sich damit recht fein steuern; will man heftiger eingreifen (z.B. »heißes« Rot bändigen) hilft das Color-Editor-Panel. Pro Kamera muss man da ein Mal drüber, um es an den persönlichen Geschmack und Stil anzupassen, dann sichert man es als Standard-Einstellung.
Mein übliches Vorgehen in Capture One:
1) Mit Graukarte:
a) Weißpunkt mit der Pipette aus der Graukarte ziehen.
b) Alt+Klick auf diesen komischen Doppelpfeil beim White-Balance-Panel.
c) Im Browser die Bilder unter derselben Lichtsituation anwählen, Rechtsklick, »Apply Adjustments«.
2) Ohne Graukarte:
a) Im White-Balance-Panel auf das A für »auto« klicken.
b) Den »Tint«-Regler nach rechts schieben, bis die Farben passen. (Wie gesagt, meine Hauptkamera wird auf Auto immer zu grün. So korrigiere ich nach Magenta. Werden Deine Bilder zu gelb, musst Du den Kelvin-Regler nach links ziehen, bis es passt.)
c) Siehe b) und c) bei Punkt 1).
Und eben, gegebenenfalls nehme ich die Wärmer/Kälter-Presets aus dem Color-Balance-Tool, oder regle für ein Schlüsselbild händisch nach. Meine eigenen Presets reichen aber in der Regel aus, ich verwende beruflich nur zwei Kamera-Typen.
Man sollte nicht ZU oft zwischen Lightroom und Capture One – oder einem anderen RAW-Entwickler wie Phocus oder Photo Ninja – wechseln. Jeder Entwickler interpretiert Farben anders; wenn man im einen meint, dass es stimmt, und dann den anderen öffnet wirkt das vorher noch »passende« Ergebnis plötzlich zu gelb / grün / rot / kalt / warm. Das gibt sich dann nach so 10-15 Minuten exklusiver Nutzung eines Entwicklers, dann findet man die anderen »falsch«. Abhilfe schaffen nur individuelle Kameraprofile pro Lichtsituation. Ansonsten ist’s unterm Strich Geschmackssache.
Cheers,
-Sascha