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Tadschikistan - Eindrücke vom Dach der Welt

bufelix

Themenersteller
Hallo Tadschikistan-Interessierte,

2009 verbrachte ich 10 Monate in Tadschikistan. Dahin verschlagen hatte es mich im Rahmen einer Ausbildung in internationaler Zusammenarbeit. Gewohnt habe ich während dieser Zeit in Tadschikistans Hauptstadt Dushanbe ("Montag"), arbeitshalber sowie auf kürzeren und längeren Reisen habe ich aber einen Grossteil dieses eindrücklichen Landes bereisen dürfen.

2009 hatte ich erst gerade meine erste DSLR erstanden, eine simple Nikon D60 mit einem Nikkor 16-85 sowie einem Polfilter. Fotografiert habe ich damals noch im jpg-Format. Die Bilder, welche ich in diesem Beitrag zeigen möchte, sind somit eher als Schnappschüsse anzusehen denn als fotografische Meisterwerke. Es geht mir darum, euch dieses unbekannte aber unheimlich schöne Land etwas näher zu bringen und einige Geschichten zu den gezeigten Bildern zu erzählen.

001
Landschaft bei Bulunkul, GBAO (Pamir-Region)

TJ-13956.jpg

Bulunkul ist ein kleines Dorf in der autonomen Provinz Berg-Badachschan (GBAO), welche den gesamten Osten Tadschikistans in Anspruch nimmt. Von Dushanbe aus erreicht man die Provinzhauptstadt Khorog in einer beschwerlichen, oft viele Stunden dauernden Autofahrt. Oft treten Bäche über die Ufer oder werden Strassen von Erdrutschen verschüttet, so dass eine Reise in den Pamir teilweise fast unmöglich wird. Alternativ kann man Khorog auch mit dem Flugzeug (nicht unbedingt modernster Bauweise) erreichen, der Flug ist aber nur bei guten Sichtverhältnissen möglich. Von Khorog aus erreicht man Bulunkul entweder direkt über den sogenannten Pamir-Highway oder mit einer Zusatzschlaufe durch den Wakhan-Korridor (Grenze zu Afghanistan). Die Landschaft im Pamir ist rau und das Klima unerbittlich. In Bulunkul kann das Thermometer z.B. im Winter schon mal auf -40°C fallen...

002
Yashilkul, GBAO (Pamir-Region)

TJ-13969.jpg

Der Yashilkul ist einer der grössten Seen im Pamir-Gebirge und definitiv den kleinen Abstecher von Bulunkul wert. Das Wasser reflektiert tiefblau und sorgt für eindrückliche Farbschauspiele. Wir haben damals am Ufer des Yashilkuls im Zelt übernachtet, wobei ein einigermassen strumtaugliches Zelt für ein solches Unternehmen Pflicht ist...!
 
Zuletzt bearbeitet:
Absolut faszinierend. Eine Gegend, die mich sehr reizt. Aktuell plane ich für 2017 einen Trip nach Kamtschatka....
Was mir besonders gefällt: noch keine "Horden" von organisierten Fotografen :)
 
Tadschikistan im Juni - das wird sicher ein grossartiges Erlebnis. Und ja, Horden von Fotografen sind in der Tat nicht unterwegs. Im Pamir kamen uns an einem Tag manchmal nicht mehr als 2-3 Fahrzeuge entgegen. Zum Glück ist alles glatt gegangen und unser Auto, ein landestypischer Lada Niva, hielt durch...!

Wir bleiben gerade noch ein bisschen im Pamir, dieses Mal aber in der Gegend von Murghab, im Osten von Berg-Badachschan und somit nahe der Chinesischen Grenze. Das Gebiet wird grösstenteils von ethnischen Kirgisen bewohnt.

003 Sommerweidegebiet nahe Murghab, GBAO (Pamir Region)

TJ-14038.jpg

In diesem Tal konnten wir zwei Tage mit einer kirgisischen Familie auf deren Sommerweide verbringen. Gewohnt haben wir zusammen mit der Familie in einer Jurte. Wir haben damals einfach im Murghab-Eco-Tourism-Centre am nördlichen Ortsende nach einer solchen Möglichkeit gefragt. Das Tal war soweit ich mich erinnere direkt nördlich von Murghab, wenn man beim Friedhof nach Westen abbiegt.

004 Jurten-Siedlung nahe Murghab, GBAO (Pamir-Region)

TJ-14063.jpg

Die zwei Tage mit der Familie waren extrem eindrücklich! Man bekommt einen Einblick in das harte Leben der Hirtenfamilien. Und wie überall in Tadschikistan war die Gastfreundschaft der Leute überwältigend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch die beiden letzten Bilder sind tolle Eindrücke! (y)

Zum Glück ist alles glatt gegangen und unser Auto, ein landestypischer Lada Niva, hielt durch...!
Den Niva kann man eigentlich nur böswillig kaputtmachen.
Und wenn, dann ist dieser ziemlich reparaturfreundlich, weil kaum Elektronik verbaut ist.

Gruß Matthias
 
Das mit dem Niva stimmt natürlich. Die einzige Elektronik ist eigentlich ein 12V-Anschluss. Ich hatte mir in Dushanbe ziemlich rasch einen Niva besorgt, da dieser das Herumreisen im Land doch erheblich erleichtert hatte. Und da ich aufgrund meiner Anstellung diplomatische Kennzeichen kriegen konnte, war ich nicht so sehr den Launen der zahlreich vorhandenen Polizisten ausgeliefert, welche in Dushanbe entlang der Hauptstrasse (Rudaki) alle 100 m ein paar Somonis den Zahlungswilligen abknöpfen.

Sowieso ist Korruption in Tadschikistan (leider) ein wichtiger Teil des täglichen Lebens. Bei Monatsgehältern von meist deutlich unter 100 $ versuchen sich die Leute, so gut es eben geht, mit zusätzlichen informellen "Einkommen" über Wasser zu halten. Alles kostet somit unter der Hand zusätzlich Geld. Seien es Kurszulassungen oder Noten an der Universität (Zahlung direkt an den Professor), medizinische Behandlungen (so es denn welche gibt) in Krankenhäusern (Zahlung direkt an den Arzt) oder eben Zahlungen an den guten Willen des Polizeipersonals, Schmiergeld ist ein Teil der Gesellschaft geworden. Umso wichtiger ist es, als Besucher nicht Teil dieses Systems zu werden.

Aber zurück zu den visuellen Eindrücken. Die nächsten beiden Bilder sind auf einem Wochenende-Ausflug mit Freunden an den Iskander Kul entstanden. Der Iskander Kul liegt im Fan-Gebirge nördlich von Dushanbe. Man erreicht das Fan-Gebirge über eine exponierte Hochgebirgsstrasse, an deren Kulminationspunkt ein Tunnel mit nicht unerheblichen Wassereinbrüchen und dafür umso geringerer Ausleuchtung wartet. Eigentlich steht praktisch der ganze Tunnel unter Wasser, so dass man die kraterübersäte Fahrbahn nicht sehen kann. Mir wurde gesagt, dass man sich tendenziell eher an die linke Seite halten soll, aber auch so rauscht man in regelmässigen Abständen im Blindflug in ein tiefes Schlagloch rein und hofft einfach nur, dass der Wagen nicht stecken bleibt...! Ein bleibendes Erlebnis.

Die Fahrt zum Iskander Kul lohnt sich aber auf jeden Fall, die Landschaft ist einfach atemberaubend. Wir wussten schon vor unserem Ausflug, dass Tadschikistans Machthaber am Ende des Sees eine Datscha besitzt, die er bislang nur einmal, nämlich als irgend ein befreundeter Staatschef zu Besuch weilte, in Anspruch genommen hat. Somit haben wir uns mit dem Aufsichtspersonal der Datscha befreundet und auf diese Weise prompt Zugang zu Emomali Rahmons Reich erhalten. Zumindest durften wir auf dem Flussdelta, welches Teil des riesigen Grundstücks ist, unsere Zelte aufschlagen...

005 Iskander Kul im Fan-Gebirge, Sughd Provinz

TJ-11434.jpg

006 Bergtal bei Sarytag, unweit des Iskander Kuls, Sughd Provinz

TJ-11412.jpg
 
Das Bild 005 ist sehr schön! Wunderbar, wie das Tal zum See führt und auch die Farben begeistern mich!

Auch die Story zu den Bildern ist sehr interessant! (y)

Gruß Matthias
 
Ein wunderschönes Land und danke fürs Zeigen deiner Fotos!
Habe mal eine Reportage über Tadschikistan gesehen und hoffe, mal irgendwann dieses Land mit eigenen Augen sehen zu können!

*abonniert*
 
Es freut mich sehr das Du aus dieser für mich SEHR interessanten Gegend berichtest. Generell wird Zentral Asien allgemein nicht oder wenn meist negativ wahrgenommen. Der ganze Bereich zwischen Afghanistan bis Mongolei, also Tadschikistan, Usbeskistan, Kasastan und Kirgistan ist mehr als nur einen Blick auf die Landkarte wert. Insbesondere die Menschen dort machen es zu einer besonders intensiven Begegnung mit dem meist rauhen und wilden Landschaft.

Leider sind meine verschiedenen Reisepläne nach CentralAsien noch nicht umgesetzt.....ich denke aber das es nach und nach durchgeführt wird.

In jedem Fall schaue ich gerne weiter zu.
 
Vielen Dank für eure Rückmeldungen und für euer Interesse.

Weiter geht die Reise mit ein paar Bildern aus dem Zeravshan Tal, welches nördlich von Dushanbe im Fan-Gebirge liegt. Es ist von Dushanbe aus, je nach Witterungsverhältnissen, in einigen Fahrstunden zu erreichen. Anstatt zum Iskander Kul abzuzweigen fährt man einfach weiter nordwärts und trifft bei der Ortschaft Ayni auf das wunderschöne Tal.

Zweigt man in Ayni nach Osten ab, so wird das Tal immer schroffer und gleichzeitig farbenprächtiger. Der Fluss Zeravshan schlängelt sich in unzähligen Windungen durch unglaublich steile Bergflanken nach Westen. Die Landschaft ist steinig aber aufgrund der zahlreichen Mineralerzvorkommen auch unglaublich bunt.

007 Schafhirte mit Herde im Zeravshan-Tal
TJ-10084.jpg

008 Zeravshan-Tal zwischen Ayni und Veshab
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Folgt man dem Zeravshan-Tal flussaufwärts nach Osten, erreicht man Veshab, ein kleines Gebirgsdorf, welches zur Hauptsache aus Lehmziegel-Hütten besteht. Die Hütten sind so an die steilen Talflanken gelegt, dass das Dach des unterliegenden Hauses jeweils Vorplatz des darüber liegenden Hauses ist.

009 Veshab im Zeravshan-Tal
TJ-10029.jpg

010 Veshab im Zeravshan-Tal
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Veshab ist eines von 15 Milleniumsdörfern der deutschen Welthungerhilfe. Die Milleniumsdörfer sollten im Kleinen aufzeigen, dass die UN-Milleniumsentwicklungsziele zu erreichen sind. Entsprechend kann man sich in Veshab einige Entwicklungsprojekte erklären lassen. Gewohnt haben wir damals in einem simplen Homestay bei einer tadschikischen Familie.
 
Sind die Gebäude ohne Fenster Stallungen? Oder leben da auch Menschen?
Ziemlich spartanisch die Lebensweise. Ich glaube so in etwa haben die Europäer auch vor 200 Jahren gelebt.
 
Sind Fenster an den Gebäuden, so handelt es sich zumeist um Wohnhäuser. Die Lebensweise ist wirklich sehr spartanisch, zudem sind im ganzen Land die Brennstoffe zum Heizen seit dem Zerfall der Sowjetunion resp. seit dem Bürgerkrieg, der 1997 zu Ende ging, äusserst knapp. In den kalten Wintern bleiben deswegen viele Räume ungeheizt, was gesundheitlich für die Leute ein grosses Problem darstellt.

Das nächste Bild ist im Südwesten Tadschikistans entstanden. Es zeigt im Hintergrund ein Dorf, welches durch eine Sturzflut ("flash flood") heftig zerstört wurde. Aufgenommen wurde das Bild von einer provisorischen Not-Zeltunterkunft aus.

011 Zerstörtes Dorf Tojiksoi, Panj, Provinz Khatlon
TJ-60105.jpg

Am späteren Abend waren wir schliesslich unterwegs nach Muminabad, weiter nördlich in der Provinz Khatlon gelegen. Die Strasse führt runter an den Fluss Panj, welcher die Grenze zu Afghanistan markiert. Die Landschaft ist sehr eindrücklich und die bereits tief stehende Sonne hat die Berge und Hügel in ein unglaublich intensives Licht getaucht.

012 Südliches Tadschikistan, nahe der afghanischen Grenze
TJ-13187.jpg

Die weitere Fahrt nach Muminabad wurde nach Sonnenuntergang schliesslich zu einem zweifelhaften Vergnügen. Da die Strassen nicht beleuchtet und Fahrzeuge teilweise praktisch ohne Beleuchtung unterwegs sind, waren wir heilfroh, nach einigen Stunden (für eine Fahrt von ca. 150 km!) schliesslich in Muminabad einzutreffen. Generell ist es in Tadschikistan deutlich sicherer, bei Tageslicht auf der Strasse unterwegs zu ein. Die nicht vorhandene Beleuchtung gepaart mit dem meist desolaten Strassenzustand sorgt für eine nicht ganz ungefährliche Mischung...

Zum Schluss noch ein Bild von einem Dorffest in Muminabad. Das aufziehende Gewitter sorgte für eine dramatische Stimmung.

013 Dorffest in Muminabad, Provinz Khatlon
TJ-13241.jpg
 
In diesem Post möchte ich Euch ein paar Eindrücke aus dem Wakhan-Korridor zeigen. Der Wakhan-Korridor ist ein schmales Tal im südlichsten Pamir und bildet die Grenze zu Afghanistan. Im Wakhan-Korridor vereinigen sich die Flüsse Pamir und Wachandarja zum Pandsch, welcher wiederum einer der Quellflüsse des Amudarja ist.

Den Wakhan-Korridor erreicht man, indem man von der Provinzhauptstadt Khorog aus nicht dem Pamir-Highway nach Osten folgt sondern in südlicher Richtung nach Iskashim weiterfährt. Iskashim ist ein kleines Grenznest im Wakhan-Korridor, es gibt eine Brücke, welche die beiden Länder verbindet und je nach politischer Situation findet ein grenzübergreifender Markt statt.

Von Iskashim aus sind wir damals dem Wakhan-Korridor nach Osten gefolgt. Die Piste führt der breiten Schwemmebene des Pandsch entlang und man kann sich unschwer vorstellen, dass über diese natürliche Grenze ein Grossteil des weltweit abgesetzten Opiums von Afghanistan aus auf die weite Reise geschickt wird. Die Zentralregierung Tadschikistans hat auf diesen Landstrich nur wenig Einfluss und es wurde uns erzählt, dass in erster Linie verschiedene Drogenbosse eine Art Schattenregierung bilden.

Wie dem auch sei, die Landschaft ist aussergewöhnlich, ja atemberaubend. Durch das Aufeinandertreffen zweier Hochgebirge, Pamir im Norden und Hindukusch im Süden ergeben sich spektakuläre und sehr steile Täler. So entstanden die folgenden Bilder allesamt in der Nähe unseres Nachtlagers auf rund 3500 m ü.M.

014 Fahrpiste bei Langar, Wakhan-Korridor, GBAO
TJ-13889.jpg

015 Abendlicher Blick in die Berge des Hindukusch, wenig nördlich von Langar
TJ-13905.jpg

016 Abendlicher Blick in die Berge des Hindukusch, wenig nördlich von Langar
TJ-13913.jpg

017 Morgendlicher Blick in die Berge des Hindukusch, wenig nördlich von Langar
TJ-13922.jpg
 
Die Bilder 7-10 und 16 sind klasse, neben den anderen tollen Bildern. Die Häuser sind ja echt krass gebaut. Die Landschaft ist schon wunderschön anzuschauen und die Einsamkeit und Stille dort kommt sehr gut rüber. Das müssen schon sehr tolle Momente für Dich gewesen sein, dies alles so zu erleben - stelle ich mir jedenfalls vor. (y)
 
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