Ja gerne
Dieses Hochzeitsvideo ist eine Abfolge von bewegten Fotos, kein Film.
Film bedeutet eine Geschichte zu erzählen, die szenische Auflösung des Ereignisses, ein Konzept, eine erkennbare Idee umzusetzen.
(Wobei jede Idee akzeptabel ist, die mit Bedacht ausgeführt ist, egal wie abgefahren oder gewöhnlich sie ist.)
Hier sehe ich Schwenks ohne Anfang und ohne Ende, Aneinanderreihung von Schwenks, gegenläufige Schwenks, abgebrochene Schwenks, unmotivierte Kamerabewegung, Bewegung der Handelnden nicht aufgenommen und zur Weiterführung der Erzählung genutzt, angefangene und abgebrochene Bewegung, Schnitte in die Bewegung zum falschen Zeitpunkt. Viel herumfuhrwerken mit der Kamera.
Das und kurze Schnitte ersetzen keine inhaltliche Dynamik, keine Handlung, keinen Rhythmus. Apropos, viel zu viel auf Takt geschnitten, das wird schnell dröge, das macht deshalb auch keiner.
Aneinanderreihung von Einstellung gleichen Bildinhalts (besondere beim Paar) ohne prägnante Veränderung von Kamerawinkel, Bildausschnitt oder Distanz, machen die Montage sehr unangenehm sichtbar, werden vom Betrachter als fehlerhaft gesehen und unterbrechen den Fluß der Handlung. Da wird es richtig hakelig.
Einstellungsveränderungen sind ein wichtiges Element der filmischen Erzählung, die Wahl der Einstellungsgröße ist bedeutsam, wie auch der Wechsel der Einstellungsgröße.
Hier ist fast alles in Halbtotalen/Full Shot aufgenommen, das wirkt sehr unpersönlich, lustlos, distanziert, schließt den Zuschauer aus.
Keine Weiterführung von einer Einstellung zur nächsten, kein Gegenschuss, keine verbindenden Zwischenschnitte, keine Reaktionen, Interaktionen, keine Naheinstellungen. Das und uninteressante Verlegenheitseinstellungen (Menschen von hinten), das macht das Ganze statisch, seelenlos, bezugslos.
Geschichten geahnt und angefangen, aber verschenkt. Der Hund zum Beispiel, der wartende Bräutigam, die Brautzuführung. Schlecht geschnitten, Material nicht eingefangen, vergeigt.
Da muss man fix im Kopf sein und schnell auf den Beinen, flexibel die gebotenen Gelegenheiten nutzen, den Schnitt schon im Hinterkopf, die Werkzeuge des Filmemachers parat.
Der Schnitt, irgendwie auf die Musik, aber kein Musikvideo, kein Hochzeitsvideo, weil das Geschehen wenig Bedeutung zu haben scheint, die Leute eher als Staffage herumstehen/sitzen und die Stimmung vor Ort nicht vermittelt wird.
Ob es ein schönes Fest war und die Leute Spaß hatten, weiß der Videogucker am Ende nicht.
(
Kannst gerne nachfragen)