Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von allen. Hier also mein Senf: Ich habe mit der M8 kurz fotografiert, hatte ein Jahr lang die M9, dann vier Jahre die M240 und jetzt seit Anfang Mai die M10. Dazu habe ich eine Monochrom. Ich bin, kann man wohl sagen, ein Fan des Messsuchers. Ich habe auch eine Fuji X100s, die ich jetzt wahrscheinlich verkaufen werde, weil ich sie nicht mehr brauche. Parallel zur Leica habe ich eine Nikon Df mit diversen Objektiven. Worauf ich hinaus möchte: Wenn man bereits ein gutes System mit AF und Wechselobjektiven hat wie der TO (Sony A7II), dann ist eine Messsucherkamera als Ergänzung reizvoller. Seit der M240 und insbesondere seit der M10, die mit jeder Lichtsituation klarkommt, ist es für mich eher umgekehrt: Ich verwende seit Jahren fast nur die Leica. Mit der Nikon mache ich nur noch Sachen, die ich mit der Leica einfach nicht machen kann, weil mir entweder die Brennweite fehlt oder weil AF hie und da eine Erleichterung ist. Die Nikon musste, als ich noch die M240 hatte, auch dann zum Einsatz kommen, wenn die Lichtbedingungen schlecht waren. Mit der M10 schaffe ich diese Situationen nun auch, und zwar mit Summicron-Objektiven, also mit Blenden nicht grösser als 2.
Jetzt, wo ich ausgiebig die M9, die M240 und die M10 kennen gelernt habe, muss ich sagen: Wenn du die Auswahl hast, kauf entweder die M9 oder die M10! Das Leica-Feeling ist bei beiden "purer" als bei der M240. Die M10 ist dazu noch ein Stück kompakter. Sie fühlt sich wirklich wie eine alte M6 an. Stellt man eine Q daneben, dann sieht diese schon fast monströs aus im Vergleich. Die Q ist aber sicher eine sehr gute Kamera. Es ist übrigens das Gesamtpaket bei der Q, das diese Bildqualität hervorbringt. Die Q und auch die SL sind Fotografiercomputer. Die Q tritt dabei noch stilvoll auf. Klar, das Objektiv ist lichtstark, aber ohne die kamerainterne Bearbeitung oder die automatische Nachkorrektur im RAW-Konverter würde es brutal verzeichnen. Deswegen ist es schon so, wie oben gesagt wurde: Für die M gibt es von Leica, Zeiss und Voigtländer viele geniale Objektive, die man an einer M oder auch an einer Sony betreiben kann, auch über Jahrzehnte hinweg. Das ist Mechanik und Optik, die einfach Freude macht, unabhängig vom Gehäuse, das gerade die Daten verarbeitet.
Und noch etwas zu den Brennweiten: Persönlich bevorzuge ich den Bereich von 28 bis 50mm. Bei der M gehe ich so vor: Will ich nur mit einem Objektiv losziehen und flexibel sein, nehme ich nur das 35er. Auf einer grösseren Tour oder auf einer Reise nehme ich das 28er und das 50er mit. Und es ist gut, wenn bei all diesen Brennweiten die volle Auflösung zur Verfügung steht. Ich porträtiere mit dem 50er, das geht sehr gut, wenn man nicht zu nahe ans Gesicht rangeht. Es ist schon besser, bei einem Porträt von 50mm aus bei 24 Megapixeln zu croppen als von 28mm aus wie bei der Q. Bei der Q müsste ich jeweils eine zweite Kamera mitnehmen, bei der M nur ein zweites Objektiv. Das kann als 50er auch ein exzellentes und gar nicht mal so teures Zeiss Planar 50/2 sein.
Fazit: Es lohnt sich, eine M mal wirklich ein paar Tage auszuprobieren. Und ja, wenn es ein M9 sein soll, dann muss sie bereits den neuen, nicht mehr korrosionsanfälligen Sensor drin haben. Eine M9 wie jede Leica also lieber von einer vertrauenswürdigen Quelle beziehen. Man muss sich aber darauf einstellen, dass eine M9 sämtliche Operationen viel langsamer vornimmt. Man wartet quasi die Abspeicherung eines Bildes ab. Die Preise, die man für eine gebrauchte M240 aktuell bezahlen muss, sind meiner Meinung nach zu hoch. Wenn ich wirklich mehr als 3000 Euro abdrücke, dann will ich nicht eine alte Kamera, sondern eine neue – ob Leica oder eine andere Marke.