Tja, vielleicht tut hier mal etwas E-Technik not. Üblicherweise werden die Analog-Digital-Wandler (ADCs) immer mit einer vorgelagerten Treiberstufe betrieben, weil sie nämlich die vorgelagerte Schaltung belasten. Damit diese Belastung die Werte nicht verzerrt, braucht man also eine Treiberstufe dafür. Zweitens, bei der Umwandlung von analog nach digital gibt es immer einen Fehler von bis zu 0,5 Bits, das sogenannte Quantisierungsrauschen. Wenn man also möglichst viel vom Signal umgesetzt bekommen möchte, dann lohnt es sich, das max. mögliche Eingangssignal vom ADC zu nutzen. Soll heißen, wenn man generell mit weniger umgesetzten Photonen rechnet, verstärkt man das halt vor dem ADC. Der Verstärker ist dann gleichzeitig auch Treiberstufe für den ADC. Und ja, auch bei den On-Chip-ADCs findet davor eine entsprechende Verstärkung statt.
1. Mindestens bei Fuji ist das kein Modus der "angeboten" wird, sondern die Funktionsweise des Sensors
Sowas läßt sich ganz einfach beweisen, indem man z.B. ISO100 nimmt und dann z.B. ISO3200 oder ISO6400. Wenn man aus dem ISO100-Bild nach entsprechendem Push dann ein äquivalentes ISO3200 oder ISO6400 Bild bekommt, kannst Du davon ausgehen. Ich kann Dir aber jetzt schon sagen, daß Du Dich damit übel auf die Nase legen wirst, vor allem mit neueren Fujis ...
Und ich kann mich auch an ein Beispiel von Jim Kasson erinnern, bei dem eine A7rII oder sogar A7rIII von ISO400 auf ISO6400 gepusht wurde (4 Stops). ISO400, weil das quasi der 2. Basis-ISO in der Kamera ist. Natürlich waren die Ergebnisse angeblich gleich, aber bei genauerer Betrachtung hatte sich im gepushten ISO400-Bild doch tatsächlich Posterization eingeschlichen. Tja ... dumm gelaufen, würde ich sagen. Die DR-Kurve ab ISO400 ist übrigens bei den üblichen DR-Meßkurven (DxO, PDR, ...) bis ISO6400 linear, d.h. man könnte annehmen, daß es da zwischen der analogen und digitalen Verstärkung eigentlich keine Unterschiede geben sollte. Diese blöde Realität immer
2. Bei Sony seit der Alpha 7 II sieht es so aus, als würde hier auch der Sensor funktionieren wie in Fuji Kameras, allerdings mit einer nachgelagerten, Softwareseitigen Korrektur
Ich verwende Sonys seit 2011. Ich weiß, wie die Realität aussieht. Und ich mache schöne Bilder bei ISO25600, während Du erstmal überlegen mußt, was das, Deiner Theorie nach, für Konsequenzen für den ADC und diverse andere Sachen hat, und ob diverse Meßergebnisse dann damit übereinstimmen können ... das dürfte zu einigen Diskrepanzen führen. Deswegen auch die Warnung bzgl. der Fujis meinerseits.
3. Das trifft nicht auf alle Hersteller zu, Isoinvarianz/Isoless erscheinen viele Sensoren, im Sinne des Wortes sind es aber wenige
Damit werden vor allem Kameras "ausgezeichnet", die eine mehr oder weniger lineare DR-Kurve über alle ISOs haben. Deshalb hatte ich auch die D810 erwähnt, quasi eine
der Kameras überhaupt, wenn es um dieses Thema an sich geht. Aber selbst die benutzt analoge Verstärkung.
Ich hatte auch nochmal darüber nachgedacht. Wenn ich mich recht erinnere, hat die Leica M9 einen stark eingeschränkten analog verstärkten Bereich (nur bis ISO400 oder 640 oder sowas?), alles darüber hinaus wird tatsächlich digital "verstärkt", weshalb es diverse Anleitungen gibt, wie man sowas quasi im Nachgang erledigt anstatt die Kamera das machen zu lassen.
4. Dir fehlt eine Grundlegende Annahme bei Isoless, nämlich das ISOless im Wortsinne gemeint ist.
Die fehlt mir nicht, und es gibt gute Gründe, warum ich das als "ISO-less" und nicht ISO-less geschrieben habe. Wie gesagt, ich kenne das bisher nur von Red, die wirklich ISO-less im Wortsinne vorgehen, und die multiplizieren nicht einfach, auch aus gutem Grund.
Alle Consumer-Kameras, auch die von Fuji, benutzen analoge Verstärkung. Viele haben auch erweiterte ISO-Grenzen, bei denen dann üblicherweise die Daten im Nachgang verrechnet werden (von den mittlerweile an vielen Stellen üblichen generellen Datenverwurstungen).
Dieses "ISO-less" bzw. "ISO-invariant" ist im Zuge dieser Sensoren mit linearen DR-Kurven hochgekommen. Keine dieser Kameras arbeitet aber wirklich ISO-less im Wortsinne, die haben alle analoge Verstärker drin und verwenden die auch entsprechend, wenn man die ISO-Werte verstellt. Alle.
6. Die Theorie und ihre technischen Umsetzung schränkt die Praxis auf diese ein. da kannst du glauben, annehmen oder vorstellen was du willst...
Es sieht wohl eher so aus, daß einige Theorien durch die Praxis widerlegt werden, die Leute aber mit aller Macht daran festhalten müssen (warum auch immer).
@Salvus77
Die Praxis sagt halt, daß es Situationen gibt, in denen man die Highlights behalten möchte, oder möglichst viel davon. Dann muß man halt die eigene Kamera kennen, wie weit man dort noch Sachen aus den Schatten retten kann, ohne sich zu starkes Rauschen und andere Artefakte einzuhandeln, und dann kann man entsprechend (unter-)belichten. Wenn die Lichter nicht so wichtig sind, würde ich immer versuchen, das eigentliche Sujet/Motiv so gut wie möglich zu belichten bzw. vorgelagert, ins Licht zu setzen, sofern es die Situation erlaubt.
Spiel' einfach mal mit den Dingen herum. Digitalfotografie ist insofern billig, als daß man nicht endlos viele Filme verwenden muß, um irgendwelche Tricks in den Griff zu bekommen. Damit lernst Du die Grenzen
Deiner Technik kennen, und am Ende zählt auch genau nur das, und nicht irgendwelches Technik-Geschwafel von mir oder anderen Leuten.