Ich glaube, das Hauptproblem von mFT ist dem schizophrenen "Verständnisverhalten" des Menschen zu "verdanken". Wie hier bereits geschrieben wurden, glaubt man instinktiv, dass eine Miniaturisierung mit einem niedrigeren preis einhergehen muss. Gleichzeitig erwartet man aber hohe Leistung, nicht zuletzt auch darum, weil Olympus seit dem FT-System deren teuren Produkte "professionnel" beworben hatte. Auch die m.Zuiko Pro-Linie weckt das Verlangen nach höchster Qualität. Und ich glaube, Olympus sah sich selbst immer als Hersteller von Edelkameras und Optiken.
Die Betrachtung von Digitalfotos geschieht normalerweise bei der 100% Ansicht. Bei der Analog-Fotogafie hatte man ein Negativ oder ein Dia, worauf man im 1. Moment keine Details erkennen konnte. Das Negativ wurde von Ottonormalverbraucher bis 10x15 ev. 13x18cm, und nur sehr selten grösser ausbelichtet. Die 100% Ansicht am Bildschirm hingegen bei der Digitalfotografie entspricht, je nach Auflösung einer Ausbelichtung, zumindest Posternormalmass wenn nicht sogar Übermass. Und bei der Betrachtung sitzt man gerade einmal 30cm davor, was gewollt oder ungewollt, unweigerlich zu Pixelpeepen führt. Und selbstverständlich erkennt man dann Unterschiede bei Fotos, die mit Kleinbild- oder FT-Sensor entstanden sind. Alles andere wäre verstörend. Aber viele berichten, dass man bei Ausbelichtungen von 40x60cm und grösser, Bilder von unterschiedlichen Kameras gar nicht auseinander halten könne. Aber wie viele % der Kleinbild-Nutzer lassen deren Bilder im Grossformat ausbelichten?
Das grosse Verlangen nach einer noch höheren Bildqualität kann ich mir nur mit dem Urinstinkt von uns Menschen erklären: "Sammle und jage so viel Du kannst, dann hast Du in der Not noch etwas übrig". Es könnte ja sein, das man eine Pulitzerpreis-verdächtige Aufnahme machen könnte, und dann wäre es doch jammerschade, wenn die Aufnahme bildqualitativ nicht auf dem Maximum liegen würde.
Zu Anfangszeiten von FT hatte Olympus einmal gesagt, dass deren SHG-Optiken für Sensoren bis 20MPix ausgelegt seien. In Wirklichkeit können sie natürlich mehr auflösen. Aber darum geht es nicht. Ich hatte mir damals als E-1 Besitzer (5 MPix) gesagt, dass mir 20MPix genügen, für das was ich mit der Fotografie machen will. Und ich habe bei der Sensor-Entwicklung ab der Ur-E-M1 auch auf keine Wunder gehofft, denn für den Brennweitenverlängerungsfaktor und den damit einhergehenden kompakteren Optiken im Ultra-Tele-Bereich, bin ich gerne bereit, Abstriche bei der Bildqualität zu machen. Jetzt, ganze 16 Jahre nachdem ich mich fürs E-System entschieden habe, sind die ersten kompakten und leichten Kleinbild-Optiken im Ultra-Tele-Bereich erschienen. Erstaunlich günstig, müssen/dürfen sie beweisen, was sie am KB-Sensor herausholen können. Ein RF 100-500/4.5-7.1 kann man mit natürlich mit dem m.Zuiko 300/4 vergleichen. Interessanter wäre aber ein Vergleich mit einem m.Zuiko 50-250/3.5 IS PRO. Ein Glas, dass es bis Dato nicht gibt. Aber wenn man die Zuiko-Lens Roadmap von Olympus betrachtet, erkennt man, dass ein 50-250mm Pro Glas geplant ist/war. Ob es ein f/3.5 geworden wäre, ist eine andere Frage. Aber einige wünschen sich seit Jahren ein 50-250/3.5 in Pro-Qualität, da das 40-150/2.8 zu kurz ist und das 300/4 zu wenig flexibel bzw. zu lang ist. Dank Pro-Linie und integriertem OIS müsste ein 50-250/3.5 nicht nur bei einem Preis- und Abbildungsvergleich sondern auch beim Grössen- Gewichtsvergleich gegenüber dem RF 100-500/4.5-7.1 standhalten können: das mFT-Glas müsste etwas kompakter und leichter sein, wobei ich nicht glaube, dass Olympus die Optik mit einen ausfahrenden Tubus realisieren würde. Wenn es aber die Länge nicht verändern würde, müsste es Abbildungsmässig besser als das RF-Glas sein. Denn am mFT Body kann es ja mit einer 2-stufen niedrigeren ISO-Einstellung verwendet werden, um die selben Belichtungszeit zu generieren.
Wenn ein hypothetisches m.Zuiko 50-250/4.5-7.1 den Vergleich zum neuen RF 100-500/4.5-7.1 verlieren würde, dann wäre mFT im Ultra-Telebereich nicht mehr konkurrenzfähig. Und hätte Canon sich anstatt für ein 600/8.0 für ein 600/11 entschieden, könnten wir den ultimativen Vergleich bereits in diesem Jahr durchführen: den das mFT Pendant m.Zuiko 300/4 wäre mit und ohne Konverter (1.4 sowie 2.0) der ultimative mFT-Vergleichspartner zu einem RF 600/8. Das 600/8 wäre natürlich nicht mehr so kompakt und leicht, und zudem um einiges teurer als das kürzlich vorgestellte 600/11. Da es kein "L" ist, und zudem einem ausziehbaren Objektiv-Tubus besitzt, bliebe es beim Preis aber wahrscheinlich immer noch ein ganzes Stück günstiger, als das m.Zuiko 300/4. Ob es in dem Fall aber auch Offenblendtauglich wäre, waage ich zu bezweifeln. Und wenn ich mich für ein leichtes System für die Ultra-Tele-Fotografie entscheiden müsste, würde ich mit dann eher fürs mFT-System entscheiden. Canon muss wohl eine Vorahnung gehabt haben und hat deswegen das 600mm nur mit F/11 gebracht
. Dabei hätte das RF-Glas kombiniert mit dem 1.4-Konverter ein wunderbares 850mm f/11.3 ergeben, was das nun erschienene RF 800/11 hätte absolet gemacht (ein 600/8 sollte in Kombination mit dem 2-fach Konverter selbst für Ornithologen in der Praxis ausreichen, da 1'200mm/16).