So, nachdem ja sowieso alle Bilder hier flöten gegangen sind, dachte ich mir, dass ich mein viel zu selten genutztes MIR heute nicht nur ausführe, sondern auch meinen Senf dazu preisgebe
Zuerst einmal gibt es von dem MIR-1B zwei Varianten: Die "Grand Prix" Version, die oft als schärfer, aber CA-behafteter bezeichnet wird, und die neuere, so ziemlich immer in schwarz auffindbare Version aus den Achtzigern. Ich habe die neuere Variante. So oder so sollte man von dem Objektiv nicht allzuviel erwarten:
Das schwarze Objektiv macht im ersten Moment einen recht soliden Eindruck, es ist relativ leicht gebaut und ist komplett aus Metall gefertigt, dennoch vermittelt es keinen sonderlich wertigen Eindruck, was ich aber nicht genauer umschreiben kann. Umständlich mag im ersten Augenblick der Blendenwahlring sein, der zu dem Blendenstellring noch hinzukommt. Der Fokusring hat einen sehr langen Weg und erlaubt Fokusdistanzen von 0,7m - unendlich.
So, nun zum wirklich wichtigen - Bildqualität und Bilder:
Die Bildqualität scheint mir im allgemeinen für ein günstig erhaltbares Soviet-Objektiv gut, bei Offenblende gibt es aber weder ein ansehnliches Bokeh, noch Vignettierungsfreiheit geschweige denn ganzheitliche Schärfe.
Stattdessen sieht man selbst an APS-C Abschattungen in den Bildecken und auch die Bildmitte ist nicht so ganz knackscharf. Bei f/4 sieht die Schärfe in der Bildmitte schon wesentlich besser aus, bis f/8 bessert sich der Bildeindruck signifikant, sodass man die Vignettierung kaum mehr wahrnehmen kann und das Bild ist in der Bildmitte dann sogar knackscharf, wohingegen der Rand immer noch ein kleines bisschen zu wünschen übrig lässt, aber auch nicht zu bemängeln ist.
Hier ein Paar Bilder, die dies verdeutlichen sollen:
f/2.8
f/4
f/8
f/5.6
f/2.8
Wie man in den Bildern auch unschwer erkennen kann: CAs sind zweifelsohne da. Ich habe bisher nicht ausmachen können, wann sie besonders schlimm oder besonders unauffällig sind, je nach Lichtsituation nützt abblenden hier aber auch nicht viel.
Das Bokeh ist nun auch nicht sonderlich pralle. Es zeichnet sich relativ harsch ab und sieht zum Teil sogar recht grausig aus, die Lichtkreise sind gut differenzierbar abgegrenzt und haben ihren eigenen Charakter.
Hier zwei verschiedene Beispiele für unschön und weniger unschön:
Unschön
Schön
Wie für ältere Objektive typisch, ist auch das MIR-1B nicht gefeit gegen Gegenlicht. Flares lassen sich doch recht einfach provozieren, aber dabei bleibt das Objektiv erstaunlich stabil in Schärfe und Kontrast:
Eine lustige Spielerei, die wohl eher Lomographen interessieren dürfte, lässt sich erreichen, indem man die Frontlinse samt Fassung abschraubt. Ja, das geht und man macht das Objektiv auch nicht kaputt. Das vorderste Tubuselement hält die Linse und gehört damit natürlich nichtmal wirklich zum Tubus, lässt sich dann aber auch verkehrt herum an den Tubus ansetzen - festhalten sollte man die Linse dann aber doch. Spaßige Bildverzerrungen lassen sich dann vielleicht auch noch nutzen, nur das Fokussieren ist damit etwas umständlich. Tatsache ist, dass man in der Bildmitte tatsächlich scharfstellen kann, anbei habe ich dies aber nicht versucht.
Und zu guter Letzt ein Foto, das nicht rein zum Testen geschossen wurde:
Fazit: Kann man verwenden, muss man aber nicht. Auf jeden Fall ein ordentliches Stück russischer Ingenieurskunst und gelegentlich recht spaßig. Dennoch kein Objektiv, welches ich zu meinen Lieblingen zählen würde, weder an APS-C, noch auf Film projizierend.
Alle Bilder wurden in Sachen Schärfe nicht bearbeitet, lediglich die Gradationskurven wurden etwas angepasst.