Moin,
der Autofocus ist für dein Szenario, Alex25, vielleicht gar nicht so wichtig. Aber das kommt halt sehr stark darauf an, was dir vorschwebt. Wenn du recht statisch frontal vor der Kamera sitzt, kannst evtl. sogar manuell fokussieren – was den Vorteil hat, dass sich der Focus nicht verlaufen kann, was bei AF-Systemen immer wieder vorkommen kann. Wenn du dich aber vor- und zurückbewegst oder beispielsweise mal Objekte in die Kamera halten willst, die dann in einer anderen Schärfeebene liegen, wäre ein vernünftiger Autofocus schon sehr praktisch.
Als Kamera wurde hier u. a. die M50 vorgeschlagen. Die halte ich nur unter bestimmten Bedingungen für empfehlenswerth. Die erste Frage wäre nämlich, wie du die Kamera an deinen Rechner anschließen möchtest. Da gäbe es die Möglichkeit, die Kamera per USB mit dem Rechner zu verbinden und mit Hilfe der EOS Webcam Utility als Webcam zu benutzen. Dabei hast du dann aber eine niedrige Auflösung (ist halt als Webcam für vergleichsweise niedrige Datenraten ausgelegt und nicht für hohe Auflösungen). Wenn dir also 1080p oder gar 4K vorschwebt, bleibt m. E. nur der Anschluss über HDMI und ein entsprechendes Capture Device. Dann allerdings musst du beachten, dass die M50 in 4K nur über einen einfachen AF verfügt (wie Strobel ja schon schrieb) und du außerdem keinen sauberen HDMI-Output bekommst. Letzterer lässt sich nur erreichen, indem man alle Zusatzinformationen auf dem Monitor deaktiviert und die Kamera auf manuelles Fokussieren einstellt. Das 30-Minuten-Limit lässt sich, glaube ich, bei externer Aufzeichnung umgehen, wenn man geeignete Einstellungen an der Kamera vornimmt; aber da bin ich nicht sicher.
Die 250D hingegen besitzt einen sauberen HDMI-Output und m. W. funktioniert der (sehr gute) Dual Pixel AF auch in 4K. Diese Kamera in Verbindung mit einem Batterie-Dummy (um dauerhafte Stromversorgung zu haben) halte ich für durchaus tauglich – das ist aber angelesenes Wissen; ich habe diese Kamera noch nicht genutzt. Soweit ich weiß besitzt diese Kamera außerdem kein 30-Minuten-Limit bei externer Aufzeichnung, so dass du damit auch längere Sitzungen durchführen kannst. Ob du mit einer Panasonic oder Sony besser fährst, kann ich dir mangels Erfahrung nicht sagen.
Was Licht angeht, sagst du ja, dass du da schon auf Profi-Niveau unterwegs bist – und ansonsten gibt es ja in den beiden Videos eine Menge Hinweise zu dem Thema. Deshalb sage ich zu dem Thema nichts.
Zum Ton: Ich sehe da mehrere Möglichkeiten. Eine wäre ein Richtmikrofon (im englischen: Shotgun Mic), das du an einem Schwenkarm knapp vor dir direkt oberhalb des Bildausschnitts aufhängst. Dann bist du da sehr nah dran, das Mikro ist nicht im Bild und es fängt wenig Nebengeräusche – wie beispielsweise den Lüfter deines Rechners – ein. Wenn du dich viel hin- und herbewegst, ist das nicht die beste Wahl, weil du dann eben nicht mehr aus der richtigen Richtung sprichst.
Eine andere Variante wäre ein Lavaliermikrofon, also ein Ansteckmikrofon, das natürlich ebenfalls sehr nah an dir dran ist – aber natürlich in der Regel im Bild zu sehen, wenn auch nicht unbedingt auffällig. Diese Mikrofone nehmen allerdings meist Geräusche aus allen Richtungen auf und wenn du einigermaßen nah an deinem Rechner sitzt und dieser laut pustet (zum Beispiel weil ihn die Videoaufzeichnung so anstrengt), hast du ein deutlicheres Hintergrundrauschen. Ob das störend ist, kann man nicht allgemein sagen; und natürlich gibt es Möglichkeiten der Audionachbearbeitung, mit denen man das häufig in den Griff bekommt. Wenn du häufig den Kopf weit zur Seite drehst, schwankt die Lautstärke vergleichsweise stark; wenn hingegen du dich als Ganzes bewegst, besteht das Problem weniger.
Wenn du dich viel im Raum umher bewegen willst (was du vermutlich nicht vorhast, wenn ich dein Szenario recht verstehe), käme ein Funkmikrofon in Frage wie beispielsweise das Rode Wireless Go, das ich um ein Lavaliermikrofon ergänzen würde.
Eine vierte Variante ist ein Studio-Mikrofon mit Nierencharakteristik wie beispielsweise ein Rode NT1. Das kannst du ebenfalls an einem Schwenkarm oberhalb des Bildes befestigen oder auf einem Tischstativ betreiben. Je nach Aufstellung ist ein Popschutz sinnvoll. Diese Mikros sind häufig mit einem XLR-Anschluss versehen. Daher benötigst du dann ein geeignetes Audio-Interface, wenn du es an den Rechner anschließen willst – ob man diese Mikrofone auch vernünftig direkt an eine Kamera anschließen kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht; in den Szenarien, die ich mit solchen Mikrofonen kenne, wird das nicht gemacht.
Eine fünfte Variante wäre dann noch so etwas wie ein Rode NT-USB Mini. Das ist im Grunde der Variante 4 sehr ähnlich, aber durch den USB-Anschluss spart man sich das Audio-Interface. Dieses konkrete Mikrofon hat einen integrierten Popfilter. Auch dieses Mikrofon wird direkt an den Rechner angeschlossen.
(Dass ich hier jetzt viele Rode-Mikrofone erwähnt habe, heißt nicht, dass es solche Mikrofone nicht auch von anderen Herstellern gibt.)
Wenn du den Ton nicht über die Kamera aufnimmst, sondern über den Rechner, musst du noch beachten, dass zumindest das HDMI-Signal (wie es bei USB aussieht bin ich nicht sicher) mit einer kleinen Verzögerung am Rechner ankommt. Um den Ton dann synchron zum Bild zu bekommen, musst du für einen Delay des Tons sorgen (je nach Kamera unterschiedlich) – entweder bei der Aufnahme oder bei der Nachbearbeitung.