2. Die Ausrüstung
2.1 Die Kamera
Ich will hier nicht darauf eingehen, ob es sinnvoller ist, mit eine digitalen Crop-Kamera, einer Kleinbildkamera oder einer Mittelformatkamera zu fotografieren. Alle Kameras haben ihre Vor- und Nachteile, ebenso wie die verschieden Modelle der verschiedensten Hersteller. Welche benutzt wird, ist mehr eine Sache des persönlichen Stils und der Vorliebe des Fotografen. Wichtiger als das Kameramodell an sich ist es, das verwendete Modell sicher zu beherrschen.
Die wichtigste Voraussetzung ist, dass Ihre Kamera technisch in Ordnung und einsatzbereit ist. Machen Sie vor der Hochzeit auf jeden Fall noch einige Probeaufnahmen, um sicher zu stellen, dass Sie eventuelle Unzulänglichkeiten erkennen und abstellen oder Ersatz beschaffen können.
Stellen Sie sicher, dass Sie wissen, wie Ihre Ausrüstung zu handhaben ist. Können Sie problemlos in wenigen Sekunden die Speicherkarte wechseln? Beherrschen Sie die Veränderung der Kameraeinstellungen, ohne die Kamera vom Auge nehmen und auf das Display oder die Bedienelemente sehen zu müssen? Nichts ist schlimmer als an der Kamera herumzufummeln, während z.B. Braut und Brautführer in der Kirche auf Sie zukommen. Sie müssen wissen, wo sich die Bedienelemente Ihrer Kamera befinden und müssen diese blind beherrschen. Es darf Ihnen nicht passieren, dass Sie einen falschen Knopf drücken und so vielleicht die Kamera in einen Zustand versetzen, der Sie an einer Aufnahme hindert und Sie nicht wissen, wie sie das innerhalb von Sekunden beheben. Falls Sie noch ein wenig unsicher sind, hilft nur eines: üben, üben und noch Mal üben. Und zwar vor der Hochzeit. Über Sie so lange, bis Sie Blenden, Verschlusszeiten, Modi, ISO-Einstellungen, Brennweiten und Scharfeinstellungen sicher und schnell verändern können, und zwar alles zusammen und ohne hinzusehen.
2.2 Objektive
Auch die Auswahl der Objektive ist zum großen Teil eine Sache des fotografischen Stils und der Vorlieben des Fotografen. Trotzdem hier ein paar Hinweise für Fotografen, die mit einer Kleinbildkamera des Formates 24x36mm arbeiten möchten.
Hinweis:
Für viele digitale Spiegelreflexkameras sind die hier angegebenen Brennweiten mit dem so genannten "Crop-Faktor" umzurechnen, um die physikalische Brennweite zu erhalten, die einen entsprechenden Bildwinkel erzeugt. Bei Nikon-Kameras ist dies meist der Faktor 1,5, bei Canon-Kameras der Faktor 1,6. Sehen Sie dazu bitte in die technischen Daten Ihrer Kamera. Notwendig ist dies, weil die kleineren Sensoren lediglich einen Ausschnitt aus dem Bildkreis auf den Chip bannen.
Beispiel: Wenn hier die Rede ist von 35mm, so bedeutet das, dass an einer digitalen Kamera mit Faktor 1,6 ein Objektiv benötigt wird, welches eine physikalische Brennweite von 35mm / 1,6 = 22mm besitzt, um den gleichen Bildwinkel zu erzeugen wie das 35mm-Objektv an einer Kleinbildkamera. Die im folgenden Absatz genannten Brennweiten im Klammern sind keine exakten Umrechnungen, sondern ebenfalls nur als Anhalt gedacht.
Sinnvoll ist zumindest eine Optik mit einem leichten Weitwinkel von z.B. 35mm (bei Crop 1,6=22mm), um Übersichtsszenen wie z.B. den Empfang der Gäste oder die Zeremonie in der Kirche festzuhalten. Auch für größere Gruppenaufnahmen eignet sich eine Weitwinkeloptik. Eine leichte Teleoptik von ca. 85-110mm (ca. 55-70mm bei Crop 1,6) benötigen Sie für Portraitaufnahmen. Diese Brennweite ermöglicht ihnen auch Nahaufnahmen, ohne zu nah am Motiv stehen zu müssen. Benutzen Sie Teleobjektive mit größeren Brennweiten von ca. 200mm oder gar 300mm (125mm bzw.200mm bei Cropfaktor 1,6), um Detailaufnahmen von z.B. dem Ringtausch oder dem Kuss aufzunehmen. Ein variables Zoom-Objektiv von ca. 70-200mm (28-135mm bei Cropfaktor 1,6) ist ein guter Kompromiss, um einerseits Detailaufnahmen machen, andererseits aber auch genug Abstand halten zu können. Schließlich sollen Sie diskret sein und nicht aufdringlich. Stellen Sie aber sicher, dass Ihr Zoom-Objektiv eine gute Abbildungsleistung bietet. Viele preiswerte Superzoom-Objektive mögen zwar ein großes Brennweitenspektrum abdecken, ihre Leistung ist aber meist nur durchschnittlich, was sich negativ auf die Bilder auswirkt.
Auch hier ist es wichtig, dass Sie Ihre Ausrüstung, also ihre Optiken, kennen und beherrschen. Sie müssen eine Optik problemlos innerhalb kürzester Zeit wechseln können, um keine Augenblicke zu verpassen. Üben Sie dies gegebenenfalls vorher, bis Sie es blind beherrschen.
2.3 Licht
Wann immer möglich, nutzen Sie bitte das vorhandene Licht. Ist dies nicht möglich, so werden viele Amateure auf den Einsatz des internen Kamerablitzes beschränkt sein. Dabei ist einiges zu beachten:
Zunächst ist zu betrachten, wo der eingebaute Blitz in der Kamera sitzt und wie er ausgerichtet ist. Ein interner Blitz ist fast immer ein direkter Blitz, der zudem sehr nahe an der optischen Achse der Kamera sitzt. Das hat zur Folge, dass zum Einen sehr harte Schatten beim Blitzen entstehen und zum Zweiten die große Gefahr besteht, "rote Augen" durch die Reflektion des Blitzlichtes auf der Netzhaut des Fotografierten zu erzeugen. Um diese roten Augen größtenteils zu verhindern, sollte der Blitz mindestens 15cm von der optischen Achse der Kamera entfernt sein.
Dann ist die Leistung des Blitzes zu betrachten. Die meisten eingebauten Blitze haben nicht genug Leistung, um eine Gruppenaufnahme oder eine Teleaufnahme auszuleuchten.
Wenn Sie keine Möglichkeit haben, das vorhandene Licht zu nutzen oder aus anderen Gründen auf ein Blitzgerät zurückgreifen müssen, so sollten Sie auf jeden Fall ein externes Zusatzblitzgerät in Betracht ziehen. Besitzen Sie kein solchen, sollten Sie es sich zumindest ausleihen. Diese Blitzgeräte bieten ein Vielfaches an Möglichkeiten im Vergleich zum internen Blitz, besitzen eine vergleichsweise hohe Leitung und sitzen auf Grund der Bauart nicht so nah an der optischen Achse. Zudem erlauben sie durch Kipp- und Schwenkreflektoren auch das indirekte Blitzen, was eine weichere Ausleuchtung der Bilder zur Folge hat.
Auch hier gilt wieder: Machen Sie sich vorher mit dem Gerät vertraut, sie müssen es beherrschen, denn es kommt manchmal auf Sekunden an.
2.4 Filter
Filter werden zur Hochzeitsfotografie nicht unbedingt benötigt. Viele Spezialeffekte lassen sich nachträglich am Computer mit einer Bildbearbeitungssoftware eleganter und flexibler gestalten.
Soft-Focus (Weichzeichner): Verwechseln Sie bitte diesen Effekt nicht mit Unschärfe. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Sternfilter: Sie erzeugen an punktförmigen Lichtquellen wie z.B. Kerzenflammen Sterneffekte. Das kann - je nach allgemeiner Lichtstimmung - reizvoll sein. Der Effekt kann aber auch sehr leicht übertrieben werden und ein Bild zunichte machen.
Vignettierung (Centerfilter): Erzeugt ein scharfes Bild im Zentrum mit einer weichen Umrandung. Sehr nett, um Details zu betonen, wie z.B. Nahaufnahmen der Ringe, die Menükarte usw. Auch eine Portraitaufnahme des Gesichts der Braut kann so durchaus reizvoll gestaltet werden.
Warmfilter: Verändert die Lichtstimmung hin zu einem Warmton und kann bei Außenaufnahmen sehr reizvolle Effekte erzeugen.
All diese Filter lassen sich aber - wie bereits geschrieben - sehr viel besser am Computer kontrollieren als mit Hardware-Filtern direkt auf der Optik. Denn wenn Sie es dabei übertreiben, ist die Aufnahme hin, was im Falle von Hardwarefiltern irreparabel ist.
2.5 Verschiedenes
"Verschiedenes" bedeutet nicht "Unwichtiges"! Wahrhaftig müsste der Titel sogar "Das Wichtigste" lauten. Viele Amateure vergessen diese Dinge nämlich bis zur letzten Minute, wenn es meist schon zu spät ist, daran etwas zu ändern und Abhilfe zu schaffen.
Batterien/Akkus: Stellen Sie sicher, dass die Stromversorgung Ihrer Kamera und Ihres Blitzgerätes zu jedem Zeitpunkt gesichert ist. Besorgen Sie sich Ersatzbatterien/Akkus und laden diese vor der Hochzeit. Lassen Sie diese nicht zu Hause, sondern verstauen Sie sie schnell zugänglich in Ihrer Ausrüstungstasche.
Dreibein- und/oder Einbeinstativ: Diese leisten Ihnen unbezahlbare Dienste. Auch wenn Sie wahrscheinlich die meisten Bilder Freihand aufnehmen, so sind die Vorteile eines Stativs in vielen Situationen unbezahlbar. Es ermöglicht ihnen bei statischen Motiven weitaus längere Belichtungszeiten zu nutzen, ohne die Aufnahmen zu verwackeln. Dadurch lässt sich viel länger das vorhandene Licht nutzen, ohne auf einen Blitz zurückgreifen zu müssen. Auch die Verwacklungsgefahr bei Nutzung längerer Brennweiten wird minimiert. Wenn immer es geht, nutzen Sie ein Stativ!
Notfall-Paket: Ein weiteres oft vergessenes, aber dafür umso öfter benötigtes Requisit. Es ist erstaunlich, wie oft der Fotograf der einzige ist, der die diversen Kleinigkeiten, die häufig fehlen, zur Verfügung stellen kann: Reisefön (um Regentropfen oder andere kleine Nässeflecken auf der Kleidung zu trocknen), Klammern, Haarspangen, Krawattennadeln, Heftzwecken, Sicherheitsnadeln, Klebeband usw. Manchmal muss eben doch noch eine Kleinigkeit in Form gebracht werden. Auch ein keines Werkzeugset hat schon manch wertvollen Dienst geleistet. Ein Feuerzeug, um Kerzen zu entzünden gehört ebenso in das Paket wie Papiertücher, Einmalrasierer und klarer Nagellack (um Laufmaschen in Strumpfhosen zu stoppen z.B.). Ihnen fällt sicherlich noch einiges ein, was für Notfälle sinnvoll wäre.
Trittleiter: Ein kleiner Tritthocker oder eine -leiter kann ebenso sehr wertvoll sein. Sie können damit sehr interessante Perspektiven erzielen oder aber auch nur eine Gruppenaufnahme besser in Szene setzen. Für eher klein gewachsene Fotografen ergeben sich besonders große Vorteile.
2.6 Zweitausrüstung
Es kann nicht genug betont werden: Stellen Sie sicher, dass Sie im Fall der Fälle eine zweite Ausrüstung zur Verfügung haben. Wenn Sie nur eine Ausrüstung besitzen und das Brautpaar bittet Sie, den Tag ihres Lebens alleinverantwortlich zu fotografieren, gibt es nichts Schlimmeres als den Ausfall der Ausrüstung, ohne Zugriff auf Ersatz zu haben. Wenn nicht anders möglich, leihen Sie sich für diesen Tag entsprechendes Gerät.