Ich will mich nicht "streiten", ich sehe es nur viel kritischer als Du. Und so schön "konkret" Dein Ansatz sein mag, so ungenau ist er eben auch. Du gehst dabei ja davon aus, dass rechnerisch gleich große Unschärfe"kleckse" auch gleich unscharf wirken. Tun sie das? Bei jedem Objektiv? Bei jedem Motiv? Ich bin mir nicht sicher.
Du hast recht, es stecken z. T. die gleichen Annahmen in dem konkreten Ansatz wie im abstrakten Rechenmodell. Eigentlich müsste man noch unscharfe Testaufnahmen machen, um den subjektiven Eindruck von Beugungsunschärfe und Unschärfekreisen zu vergleichen. Bei "konkret" ging es mir auch eher um die Beurteilung des tatsächlichen Schärfeeindrucks (weg von 1/1500 Diagonale, Berücksichtigung der Objektivfehler, unterschiedliche Beugung von Licht unterschiedl. Wellenlänge).
Du störst dich daran, dass so unterschiedliche Blendenwerte bei den verschiedenen Rechnungen herauskommen, aber der entscheidende Punkt ist meiner Meinung nach folgendes.
Wenn man sich die Grenzen des Schärfentiefenbereichs bei förderlicher Blende den Streukreisdurchmesser ansieht, dann ändert sich dieser beim Auf- oder Abblenden um eine Stufe gerade mal um 12 % (wenn man Flächen addiert). Wenn man Durchmesser addiert, noch weniger. Der nominelle Schärfentiefenbereich kann sich dadurch natürlich stark verschieben (wie auch durch die unterschiedliche Beurteilung von Beugungsunschärfe), aber visuell dürften die Unterschiede eher gering sein.
Vor diesem Hintergrund dürften auch die Ergebnisse des "konkreten" Verfahrens ganz gut hinkommen.
Auf jeden Fall gebe ich dir Recht: die ganze Schärfentiefe-Rechnerei basiert auf irgendwelchen abstrakten Annahmen und erlaubt nur begrenzt Vorhersagen, wie scharf oder unscharf das fertige Bild aussehen wird. Die Werte, die es liefert, sind Schätzwerte, und wie man damit praktisch umgeht, muss jede/r für sich entscheiden (was nur geht, wenn man das Modell einigermaßen verstanden hat). Vor dem Hintergrund ist es ein bisschen schade, dass der TO offenbar nur eine Zahl hören wollte
Wobei für mich bei dem Modell auch noch die flächenmäßige Addition von Beugungsunschärfe in Frage steht. Wenn ich mal viel Zeit habe, rechne ich mal ein unscharfes Beugungsscheibchen, im Netz habe ich auf die Schnelle nichts Passendes gefunden. Und dann wäre noch die Frage, wie gut sich Beugungsunschärfe durch USM o. ä. kompensieren lässt, das geht möglicherweise besser als Tiefenunschärfe.
Natürlich kann man auch grundsätzlich über das Konzept "Förderliche Blende" diskutieren. Ich persönlich gehe ungern weit über die kritische Blende hinaus.
L.G.
Burkhard.