AW: Arca Swiss P0 / Arca Swiss P-0
Also,
ich habe ja bereits in diversen Threads meine ersten Eindrücke zu diversen angeschafften Kugelköpfen, auch dem p0, geschrieben, aber hier im ausgelagerten p0-Bruchstück nur noch kurz:
Der p0 ist von einer sagenhaften feinmechanischen Qualität, die mich offengestanden begeistert.
Er ist extrem leicht (ca. 300g) und mit 4 Klemmsystemen lieferbar.
In meinem Fall war die Libelle in der verlängerung der Längsachse des Klemmteils, wurde also stets vom Adapter verdeckt. DAs ist - kurz gesagt - der einzige negative Punkt, den ich entdecken konnte. Arca hat das aber allem Anschein bereits korrigiert, es gibt jetzt allem Anschein nach eine "upgrade" -Klemme, welche die Libelle an der seite hat, also ist das Problem wohl zwischenzeitlich bereits gelöst. Er hat eine Kerbe, mit der er in 90° Position gebracht werden kann und auch dort fest hält. Grundsätzlich sollte man jedoch wie bei allen Kugelköpfen immer L-Holder einer seitlichen Position vorziehen, wenn man kann, weil man dann den Kopf nicht erneut ausrichten muss, sondern WIRKLICH nur das Bildformat wechselt.
Entgegen einigen Gerüchten können die guten alten Arca-Platten an zweien der vier klemmsysteme problemlos befestigt werden. An allen vier passen die neuen, kleineren Arca-Schwalbenschwanzplatten, an zweien davon BEIDE Schwalbenschwanzplaten, also eben auch die mittlerweile Industriestandard gewordenen von ARCA.
Ich hatte ihn mit der "classic" Klemmversion bestellt (also Drehschaube) , würde aber vielleicht jetzt eher die Hebelversion nehmen, die zunächst als umständlich erscheint, es aber vermutlich weniger ist als ich zunächst annahm.
Zudem kann er auch ganz ohne klemmvorrichtung, also nur mit 3/8" Schraube, geliefert werden, um bereits vorhandene Klemmsysteme jedweder Art damit zu nutzen.
der p0 ist ein invertierter Kugelkopf, der über eine obenliegende Panoramaplatte verfügt. Damit ist es ein Kinderspiel, die kamera auch OHNE zusätzliche Nivellierungsplatte exakt horizontal auszurichten.
Apropos ausrichten:
Der Arca hat nicht den geringsten Feststell-Drift, den leider viele Kugelköpfe mehr oder weniger ausgeprägt haben, weil sie einseitig den Klemmdruck an die kugel bringen, sondern man kann durch die hier eingesetzte neuartige 360° umfassende Klemmmethode EXAKT den gewählten Bildausschnitt beibehalten. Besser geht es nicht.
Apropos Klemmmethode:
DAs winzige Ding hält bombenfest, man möchte es bei den ersten Einsätzen kaum glauben, aber er wird viele schwere Köpfe noch übertreffen, bleibt aber eben klein und leicht. Ich habe die drei unterschiedlichen Köpfe jeweils mit einem langen Nodaladapter als hebelarm extrem belastet und die Kugel hat sich beim p0 nicht bewegt. Irgendwann - schätzungsweise bei ca. 20 kg - habe ich aufgehört, sie noch mehr zu belasten, weil ich eher Angst hatte, die Nodalschiene bricht und ich verletzte mich....
Also: Gewicht der Ausrüstung kein Problem---> sehr gut!
Die Panoramaplatte läuft seidenweich und gleichmäßig, die (bombenfeste) Fixierung geschieht mit einem kleinen hebel, der gut erreichbar ist und leicht zu bedienen.
Die Fixierung des Kugelkopfes erfolgt mit nur einem einzigen Griff.
Und das ist nicht ein seitliches Drehrad wie sonst, sondern ein umlaufender Ring, der durch seinen entsprechend großen Durchmesser ohne Kraft bedienbar ist und gleichzeitig indirekt auch die Friktion einstellbar macht. Also im Grunde so wie beim klassischen Kugelkopf, wo zwar eine separate Einstellung möglich ist, man jedoch in der Praxis fast immer die klemmeinstellung selber wohl dosiert löst und die zumeist eh zu wenig fein dosierbare separate Friktionsseinstellung "links liegen läßt" . Soweit ich richtig informiert bin, hat ARCA die patentierte asphärische Kugelform ihrer Kugelköpfe beibehalten, also besteht wie bei allen andern ARCA-Kugelköpfen eine bauartbedingte, "automatische zunehmende Friktion, je weiter man den Kopf in Seitenlage bringt".
Dies wurde durch die parallele Beurteilung der gekauften Gitzo GH 3780 und Acratech GP nur unterstützt, deren Friktionseinstellung wie bei fast allen KKs nicht fein genug ist (so feine Gewindegänge wie dann erforderlich wären, gibt es eben nicht, man müsste dann wohl schon eine Getriebeübersetzung bemühen) .
Den horizontal bzw. parallel zur Adapterplatte verlaufenden Feststellring kann man lieben lernen (wie ich) oder ihm kritisch gegenüber stehen (das weicht jedoch sicherlich zumeist rasch einer Wertschätzung der wirklich guten Ergonomie und man gewöhnt sich rasch daran und möchte es am Ende nicht mehr missen)
Einen klaren Vorteil hat er zudem: Er ragt nirgends seitlich heraus, wie bei allen anderen seitlichen Bedienelementen anderer KKs und ist damit für den extrem geringen Platzbedarf mit verantwortlich und niemals im Wege...
Tja. Unnötig zu sagen, daß die ersten Einsätze bei einer Fototour sehr positiv ausfielen und ich ihn momentan als meinen eindeutigen Lieblingskopf ansehe.
Fazit nach erster, kurzer Nutzung:
Wer einen extrem leichten, trotzdem bombenfesten und für DSLR-Ausrüstung hochtragfähigen Kugelkopf sucht, der absolut keinen Feststelldrift hat und eine perfekte horizontale (oder andersachsige) Kamerasurichtung ermöglicht, sowie im allerbesten Sinne des Wortes unspektakulär seinen Zweck erfüllt, der möge ihn mal testen und wird ihn vermutlich ebensoschnell schätzen. kennenlernen nohnt wirklich; aber Vorsicht: Er verführt.
feinmechanisch ist er ein absoluter (haptischer) Genuß, die Ergonomie ist anders als die klassische, aber die Handhabung nach kurzer Eingewöhnung m.E.n. vom Konzept her sehr schlüssig und schon nach Minuten in Fleisch und Blut übergegangen.
Er wirkt oberflächlich betrachtet zunächst wie ein halbstarker Winzling und ist in Wirklichkeit doch ein echter Gigant.
Ein echter Understatement-Kugelkopf der Sonderklasse.
Die drei von mir getesteten Kugelköpfe sind alle drei eine Abkehr vom traditionellen bleischweren Kugelkopf in alter Massivbauweise.
Jedoch hat jeder von den Dreien sehr pfiffige und innovative Konzepte, die trotz vergleichsweise geringen Gewichtes eine hohe Präzision und Tragkraft sowie praxisgerechten Einsatz garantieren.
der ARCA Swiss p0 hat keine zusätzliche Gimbalfunktion wie der Acratech GP, aber er ist die im positivsten Sinne des Wortes die radikalste Variante einer völlig neuen Generation von Kugelköpfen, gegen die selbst derzeitige Markt- und Preisniveauführer wie alte Dinosaurier wirken.
Die Ausführung als "auf dem Kopf stehender" , invertierter Kugelkopf mit obenliegender Panoramaplatte macht die horizontale Ausrichtung ohne jede zusätzliche Nivelliereinrichtung zu einem Kinderspiel, zumal er keinerlei Feststelldrift aufweist.
Wer sich angesichts der raumsparenden und leichten Bauweise Sorgen macht, wird in der Praxis schnell eines Besseren belehrt: Das Ding hält ein vielfaches dessen, was man ihm anfangs zutraut.
Für Berufspessimisten und Liebhaber von "Overkill-Gear" gibt es dann ja noch den Arca p1 ....
ARCA hat inzwischen mehrere faszinierende Stativkopf-Lösungen im Programm, die allesamt konzeptionell radikal anders und auch sehr überzeugend sind. Ich habe sie zwar noch nicht in der HAnd gehabt, aber wen es interessiert, der sollte sich mal den Cube C1, den D4 und D4m und eben auch den P1 anschauen, die neben den weiterhin gebauten klassischen ARCA MAssivkugelköpfen im Angebot sind.
Gruß
MF