Bedeutet das aber nicht, dass der Sensor der Olympus dann eigentlich immer mit ISO 200 betrieben wird und wenn er überläuft auch die Signalverringerung, die künstlich auf ISO 100 abschwächen soll, nichts mehr bringt?
Nein, eigentlich nicht. Das bedeutet einfach, dass der ISO-Wert so gut wie keine Aussagekraft hat.
Ob die Lichter ausbrennen, hängt hauptsächlich von der Belichtung ab. Wenn das Sättigungslevel der Pixel erreicht ist, brennen die Lichter aus - bei jeder Kamera. Die Unterschiede ergeben sich daraus, auf welche Weise die Kamera das den Benutzer erleben lässt. Wenn man streng auf die Lichter belichtet, wird man keine Probleme mit Ausfraß haben, dafür mit zu dunklen Bildern.
Die meisten Probleme ergeben sich dadurch, dass sich der Benutzer vertrauensvoll in die Hände der Belichtungsautomatik seiner Kamera begibt. Da diese Automatiken leider nicht perfekt funktionieren (und auch nicht perfekt funktionieren können, denn woher soll die Kamera wissen, ob ich eher ein helleres oder dunkleres Bild haben möchte?) kann alles mögliche passieren. Meist läßt sich ein Trend ablesen. Entweder die User beklagen sich über ausgebrannte Lichter, oder sie fragen im Forum nach, wie man die Bilder etwas klarer, schärfer, leuchtender, farbiger machen könnte... (in 99% der Fälle wird Ihnen dann erklärt, dass die Sache nur mit RAW zu lösen sei - aber das ist eine andere Geschichte). Ich habe so was mal selbst erlebt, als ich vor ein paar Jahren die S2 und die D100 nebeneinander im Einsatz hatte. Die eine neigte zu zu hellen Lichtern, die andere wehrte sich wie ein störrischer Esel dagegen, auch nur ein eniziges Spitzlicht im Bild zuzulassen. Es endete damit, dass ich bei der einen standardmäßig unter-, bei der anderen überbelichtet habe. Das ging leider auch allzuoft schief. Die nächste Kamerageneration war dann von diesen Kinderkrankheiten weitgehend frei.
Olympus scheint offenbar der Meinung zu sein, dass die Lichter für ihre Kunden kein Problem darstellen. Sonst hätten sie vermutlich kein Feature entwickelt, das die Schatten der Bilder aufhellt. Canon dagegen misst wohl den Lichtern die Priorität zu, da sie eine "Highlight Tone Priority" entwickelt haben, die die Geschichte genau andersrum angeht (so habe ich es jedenfalls verstanden). Im Endeffekt müsste es auf dasselbe hinauslaufen, aber die Ansätze sind verschieden.
Die einzige Frage die sich mir im Augenblick noch stellt ist diese:
Welches praxisrelevante Wissen kann ich hieraus ziehen?
Welche Verhaltensweisen leiten sich für mich daraus ab, die mir meinen Fotoalltag erleichtern?
Das ist die Frage. Hast Du akute Probleme mit ausgebrannten Lichtern oder zu geringem Dynamikumfang?
Falls ja, wäre die Frage, wie man das lösen kann. Einfach eine andere Kamera mit höher gemessenem Dynamikumfang ist nicht per se die Lösung, weil man diese höhere Dynamik auch umsetzen muss. Der standardmäßige Kontrastumfang aller Kameras liegt so etwa um 8 oder 9 Blenden herum. Will man mehr, muss man einigen Aufwand betreiben (die S5 ist da ein Sonderfall, hat aber auch ein völlig anderes Sensordesign, bei dem die Hälfte der Pixel nur für die Lichter da sind). Da bewegt man sich dann aber schon zwischen konventioneller Fotografie und HDR. Das höchstmögliche an Dynamik aus einem RAW herauszuholen, kostet einiges an Arbeit. Und an Zeit. Frage: Wieviel ist einem welches Maß an Verbesserung wert? Wieviel ist es einem wert, ein missglücktes Bild eventuell ein bißchen besser (oder überhaupt) reparieren oder geradebiegen zu können?
Anbei bei den ersten beiden Bildern hätte weder Headroom noch größere Dynamik was gebracht. Wenn man's ganz genau nimmt, kippen die Lichterpartien bei der E-510 tatsächlich etwas (sieht man aber nur bei 100%), letztlich hat aber der Dynamikumfang ausgereicht. Solche Fälle sind eigentlich die Regel. Jedenfalls bei mir.
P1107931 ist dann wieder so ein Fall, eine eigentlich unbrauchbare Situation hinzubiegen. Ich hab' das auch nur als Experiment und Fingerübung gemacht. P1107931_org.jpg ist das um -1,7EV zur Lichterrettung unterbelichtete JPG, P1107931.jpg das beste, was ich mit ACR und viel Aufwand hinkriegen konnte, P1107931_quick.jpg die Version aus Studio mit Gradation Auto, Modus "Portrait" und einem kräftigen Ruck an der Gradationskurve. Hat keine fünf Minuten gedauert. Im Gegensatz zu der ACR-Version.

Aber das allereinfachste wäre es gewesen, das Bild in den Mülleimer zu werfen, bzw. auf besseres Licht zu warten. Und zwar egal, ob man eine 5DII oder eine E-520 hat.