Zum Aspekt "Qualität der Fotos" (komme leider erst jetzt dazu) :
Also da bin ich völlig anderer Ansicht. Die Qualität der Fotos hat keineswegs zugenommen. Jedenfalls nicht die bildnerische Qualität.
Dann stimmt die Aussage aber doch: die Qualität der Fotos hat zugenommen.
Naja, wenn man rein technische Perfektion mit Qualität gleichsetzt, dann natürlich schon.
Vielleicht habe ich mich da nicht gut genug ausgedrückt:
Es steigt mit der besseren Qualität die technische Qualität und Dinge wie geschlossene Augen etc. Auch bei Reportagen bleibt den (guten) Fotografen mehr Material zum Auswählen.
Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen, aber die Qualität meiner Fotos hat sich erst dann entscheidend verbessert, als ich angefangen habe, analog zu fotografieren.
Ich denke, es gibt grundlegend zwei Ebenen : die jeweils persönliche und die allgemeine.
Wenn ich mir frühere Publikationen von Amateuren vergegenwärtige, scheint mir ganz allgemein die heutige Qualität gestiegen zu sein. "Frühere Publikationen" - das können zB Wettbewerbe oder sog. Jahrbücher sein,
Das hat aber weniger mit der verwendeten Technik zu tun, als dem Stellenwert. Wir schauen uns heute Unmengen von Fotos an - das Internet spült uns permanent vor, wie "man es besser machen könnte". Gleichzeitig werden die eigenen Fotos durch das Internet einem potenziellen Millionen Publikum gezeigt. Uneingeschränkt zugänglich.
Ein Effekt hatte zudem die Digitalisierung selber. Dadurch, dass das die Digitalfotografie unausgereift etabliert wurde und in Digitalkameras das Aufnahmemedium eingebaut ist (MF-Backs' mal ausgenommen) steht der Fortschritt vorrangig im Zeichen der Bildqualität. Dabei hat sich die Suggestion verinnerlicht, dass selbst das gegenwärtig Beste lediglich verbesserungwürdig ist.
Der Anspruch nach möglichst hoher Bildqualität hat sich ab einem bestimmten Niveau sicherlich auf die gestalterische Qualität niedergeschlagen.
Wenn wir von "gestalterischer Qualität" sprechen, so meint die zweierlei.
Zum einen die Umsetzung einer Bildidee und die Bildidee selber.
Das Befinden über die eigentliche Bildidee ist natürlich "Geschmack". Die Umsetzung aber, meint Dinge wie "Telegraphendrähte" oder wie bereits erwähnt wurde, "abgeschnittene Füsse" bei Personenfotografie.
Eine Parallele zum technischen Qualitätsanspruch lässt sich in Konventionen erkennen. So etwa gilt "Freistellung" bei Portrait sehr Vielen geradezu als Pflicht, auch die Wahl einer Brennweite wird alzuoft unhinterfragt nach Konvention gewählt.
Diesbeüglich scheint mir die Entwicklung doch ernüchternd.
Oft liest/hört man von Analogfotografierenden "die Qualität reicht mir", sie trennen klar zwischen Anspruch technischer qualität. Persönlich würde ich meinen, dass die Analogfotografie vom "Zwang nach möglichst Bildqualität" befreit. Keineswegs, dass nicht auch in (selbst kleinerformatigeren) ein hoher Qualitäsanspruch verfolgt werden kann, aber wesentlich ist die Befeiung davon.
Das zeichnete die Analogfotografie schon früher aus. Eine Digitalkamera (mit fest verbautem Sensor) entspricht halt nicht mehr dem Prinzip der "camera obscura".